Weiße Haare und einen schneeweißen Rauschebart hat auch der Sinterklaas in Holland. Dazu einen roten Mantel und eine Bischofsmütze, so wie man den Nikolaus auch in Deutschland kennt. Beliebt ist dieser Kinderfreund auf beiden Seiten der Grenze, aber an die Berühmtheit und Beliebtheit die der Sinterklaas in den Niederlanden hat, reicht der deutsche Nikolaus nicht.

Beinahe 3 Wochen reitet er auf seinem weißen Schimmel durchs Land, zwängt sich durch Schornsteine und verteilt Geschenke in bereitgestellte Schuhe. Sogar eine eigene Nachrichtensendung im Fernsehen hat der heilige Mann, täglich gibt es alle Neuigkeiten und wichtige Hintergrundinformationen im Sinterklaasjournaal.  

Sinterklaas portraitFoto: Michell Zappa [CC-BY-SA-2.0 ], via Wikimedia Commons

Wie auch der deutsche Nikolaus, ist Sinterklaas nicht alleine unterwegs. Keinen Knecht Ruprecht, sondern Zwarte Pieten hat er in seinem Gefolge. Und davon gleich eine ganze Menge. Vom Aussehen erinnern sie an einen Sarotti-Mohr, falls den noch jemanden kennt. Und damit sind wir auch schon bei dem Problem, mit dem Sinterklaas Gehilfen in den letzten Jahren Schlagzeilen machen. Das Wort Diskriminierung taucht in allen Zeitungen auf, sogar zu Demonstrationen und Festnahmen kam es in diesem Jahr.

Dass die Knechte des Nikolaus, ob sie jetzt Ruprecht oder Zwarte Piet heißen, beruflich nicht gleichberechtigt sind, steht außer Frage. Dass die Figur des Zwarten Piets seinen Ursprung in einer Zeit hat, in der die Diskriminierung von dunkelhäutigen Menschen gang und gäbe war, ist auch ein Fakt. Zurück geht sie nämlich auf ein Buch von Jan Schenkman aus dem Jahr 1850, einer Zeit, in der es in den niederländischen Kolonien noch Sklaverei gab. Ob man sich heute als Person mit dunkler Hautfarbe deswegen noch diskriminiert fühlen muss, soll oder kann, das kann und will ich nicht beurteilen. Aber den Kindern haben die helleren und bunteren Pieten, die in diesem Jahr teilweise durchs Land ziehen, ihre Freude an Sinterklaas nicht verdorben.

Angekommen ist Sinterklaas mit seinen Zwarte Pieten wie jedes Jahr am ersten Samstag nach Sankt Martin, also Mitte November. Und wie in jedem Jahr, kam er traditionell mit seinem Boot, dem Pakjesboot Nr. 12, den langen Weg aus Spanien. Warum der Sinterklaas aus Spanien kommt, obwohl der historische Nikolaus aus Myra, also der heutigen Türkei, stammt, ist undeutlich. Aber dass er bis zum 6. Dezember, dem Todestag des historischen Bischofs, bleibt, weiß jedes Kind. Denn am Abend zuvor, dem pakjesavond, gibt es Geschenke.

Sinterklaas, Foto: Ada Nieuwendijk Sinterklaas, Foto: Ada Nieuwendijk

Aankomst Sinterklaas Groningen 2013, Foto:  Rudi NiemeijerAankomst Sinterklaas Groningen 2013, Foto: Rudi Niemeijer

Selbstgebasteltes und Liedersingen treten auch in den Niederlanden immer weiter in den Hintergrund. Bunte Päckchen mit noch bunterem Spielzeug, und davon möglichst viel, ist auch in Holland die weitverbreitetste Variante der Feierlichkeiten. Übrigens inzwischen feiert man auch in den Niederlanden Weihnachten nicht ohne Geschenke, sodass holländische Kinder häufig zweimal im Jahr zu einem Geschenkesegen kommen.

Eine sehr schöne Variante zum Feiern von Sinterklaas ist eine Surprise-Party (ausgesprochen: sürpriese), die auch bei Erwachsenen im Freundes- oder Kollegenkreis beliebt ist. Es erinnert an das deutsche Wichteln, dazu kommen aber selbstgemachte Gedichte und sehr fantasievolle Verpackungen. Die Geschenke sind eigentlich eher nebensächlich und nur eine Kleinigkeit, die selbst gebastelte Verpackung und die Überraschung beim Auspacken stehen im Fokus. Entsprechend heiter geht es dann auch zu am Abend des 5. Dezember.

Aber obwohl dieser Abend so wichtig für die Niederländer ist und auch gerne ausgiebig gefeiert wird, ist der eigentliche Sinterklaas-Tag, also der 6. Dezember, kein Feiertag. Am Morgen geht es wieder ganz normal zur Arbeit, vielleicht mit einem etwas längeren Aufenthalt beim Kaffeeautomaten.

Intocht van Sinterklaas in Schiedam 2009Foto: Sander van der Wel [CC-BY-SA-2.0 ], via Wikimedia Commons

Sinterklaas, Foto Ada NieuwendijkSinterklaas, Foto: Ada Nieuwendijk

 

Dieser Artikel verbirgt sich hinter dem 3. Türchen des Reiseblogger - Adventskalender. Noch 21 weitere schöne Geschichten verschiedener Reiseblogger warten dort auf euch in den nächsten 3 Wochen bis Weihnachten.

 

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