Sie soll zwei Tage geweint haben, als ihr Vater ihr mitteilte, dass Sie Wilhelm III. von Oranien heiraten sollte. Sie, Maria II., war hübsch und 15 Jahre alt. Ihr Bräutigam war sehr klein, mit einer Hakennase ausgestattet, dazu 12 Jahre älter und ihr Cousin. Nicht gerade ein Traumprinz für eine 15-jährige, auch nicht im 17. Jahrhundert.

Eine schlechte Partie war er aber nicht. Paleis Het Loo, das Wilhelm III. einige Jahre nach seiner Heirat mit Maria erbauen ließ, ist noch heute ein Zeugnis für seine Stellung und seinen Reichtum. Gebaut als Sommerresidenz und Jagdschloss wurde es bis 1975 von der königlichen Familie genutzt, bevor es zu einem Museum wurde.

paleis het loo

Auch wenn der Google-Übersetzer mir „das Klo“ vorschlägt, ist mit "Het Loo" die Lichtung gemeint. Auf einer solchen stand das Jagdschloss damals, als es gebaut wurde. Viel mehr als Heideflächen und Sträucher gab es in jener Zeit in der Gegend um Apeldoorn auch nicht. Zwar hatte sich, dank der vielen Wasserläufe, die Papierindustrie hier angesiedelt, aber von der Größe einer Stadt war Apeldoorn weit entfernt.

Als Jagdgebiet war das Gebiet die Veluwe, dank seines großen Wildbestands, hervorragend geeignet. Als Statthalter von Gelderland, hatte Wilhelm III. auch die Jagdaufsicht inne, da war ein großes Jagdschloss natürlich unverzichtbar. Zumal er als Statthalter einiger Provinzen und ab 1689 als König von England, Irland und Schottland, auch viele hochrangige Besucher zu Gast hatte, die alle empfangen und untergebracht werden mussten.

An Platz mangelte es nicht im Schloss. Das Anwesen und die Räumlichkeiten waren großzügig bemessen und mit einem Hang zum Pompösen ausgestattet. Große Pferdeställe, Wirtschaftsräume, eine Bäckerei und eine Fleischerei waren in den Seitenflügeln untergebracht. Der große Saal und die Gemächer von Wilhelm und Maria befanden sich im großen Hauptgebäude. Wertvolle Seidenstoffe und gewebte Teppiche an den Wänden, sowie aufwendige Malereien an den Decken gehörten zum Standard in den fürstlichen Gemächern. Extravagante Möbel, Gemälde und Kunstschätze aus aller Welt rundenden das Ganze ab.

 Ein Raum in Paleis Het Loo

Raum im Paleis Het Loo

Heute kann man dies alles wieder bewundern. Nachdem die königliche Familie das Paleis Het Loo 1977 an den niederländischen Staat verkauft hat, wurde das Schloss aufwendig restauriert und so weit wie möglich wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht. Auch die riesigen Gartenanlagen mit den verschiedensten Wasserspielen wurden wieder hergestellt, bevor das Schloss 1984 als Museum eröffnet wurde.

Für die Besichtigung des Gebäudes und des Gartens sollte man drei Stunden einplanen, heißt es in der Informationsbroschüre des Museums. Wenn man sich aber Zeit nehmen möchte und ausgiebig durch den Garten wandeln und die Wasserspiele auf sich einwirken lassen will, reicht das kaum aus. Bei unserem Besuch haben wir zumindest keine Zeit mehr, um auch noch einen Blick auf die Kutschensammlung oder in die Räume der Wechselausstellung zu werfen.

Vom 10. April bis zum 27. September 2015 ist übrigens Sisi Thema der Wechselausstellung. Ich weiß nicht, ob Kaiserin Elisabeth von Österreich jemals auf Besuch im Paleis Het Loo war, aber ihre Lebensgeschichte ist sicher eine Ausstellung wert und passt perfekt in das königliche Ambiente des Schlosses. Dass auch Sisi, wie Maria II., bei ihrer Verlobung erst 15 Jahre alt war, ist eine kleine Gemeinsamkeit am Rande.

Der Garten von Paleis Het Loo

Ein Brunnen im Garten von Paleis Het Loo

 

Reiseinfos 

Paleis Het Loo, Amersfoortseweg, Apeldoorn

Paleis Het Loo wurde über 3 Jahre lang komplett renoviert und ist seit April 2022 wieder geöffnet. 

Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag, 10 bis 17 Uhr; montags geschlossen
Eintrittspreise: Erwachsene 19,50 Euro, Kinder (4 - 12 Jahre) 9,50 Euro, Familienkarte (2 Erwachsene + 4 Kinder) 50,- Euro.
Man folgt selbstständig einer Route mit einer Audio-Tour, die auch auf Deutsch zur Verfügung steht.

 

Wer in der Nähe des Schlosses übernachten will, dem kann ich das Hotel Het Keizerskroon* gleich nebenan empfehlen.
Das Hotel gibt es schon seit 325 Jahren, auch wenn das heutige Gebäude aus den 70er Jahren stammt. Früher gehörte das Hotel der königlichen Familie und es wurden dort die Gäste untergebracht, die keinen Platz im Schloss fanden. Selbst Peter der Große hat schon im Hotel genächtigt. Ein Replikat seiner Krone kann man in der Hobbylobby bewundern.
Inzwischen gehört das Hotel zur Bilderberg-Gruppe mit 93 schön ausgestatteten Zimmern und einem Restaurant, in dem wir am Abend sehr gut gegessen haben. Auch das Frühstück vom Buffet am Morgen war sehr lecker und die Auswahl war umfangreich und schön angerichtet. Besonders gut hat mir der Swimmingpool im Dachgeschoss gefallen. Im Design vielleicht etwas aus der Zeit, aber es ist einfach wunderbar, um dort, mit (Seiten-) Blick auf das Schloss, ein paar Bahnen zu schwimmen bevor es zum Frühstück geht.

hotel keizerskroon zimmer

hotel keizerskroon fruehstueck

 

Hinweis: Paleis Het Loo und das Hotel Het Keizerskroon besuchte ich im Zuge einer Pressereise, die vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention organisiert wurde.

 

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