In die Vlamingstraat kam der Maler Johannes Vermeer öfters. Damals, in der Mitte des 17. Jahrhunderts, als das Gemälde Die kleine Straße entstand. Straße in Delft wird Vermeers Kunstwerk in Deutschland auch genannt und Frans Grijzenhout ist sich ganz sicher – die Straße auf dem Bild, das kann nur die Vlamingstraat 40-42 in Delft sein.

Der Kunsthistoriker ist nicht der Einzige, der sich mit der genauen Lage des Hauses in Delft beschäftigt hat. Seit Jahrzehnten wird darüber schon spekuliert und diskutiert. In der neuen Ausstellung im Museum Prinsenhof werden die verschiedenen Theorien vorgestellt. Ob Professor Grijzenhout mit seiner Theorie recht hat, könnt ihr nach etwas spannender Detektivarbeit im Museum, selbst beurteilen.

Vermeer Delft

So ganz einfach ist die Identifizierung des gemalten Hauses leider nicht. Wenn man heute vor dem Haus in der Vlamingstraat steht, kann man so gar keine Gemeinsamkeit erkennen. Es gibt zwar viele historische Gebäude im hübschen Delft, aber das Haus, das Vermeer vermutlich im Jahre 1658 gemalt hat, steht heute nicht mehr.

Nur einige Jahre zuvor, am 12. Oktober 1654, hat es eine große Explosion in Delft gegeben und große Teile der Stadt wurden zerstört. Das Haus in der kleinen Straße hat den Delfter Donnerschlag zwar überstanden, aber die Schäden und Risse im Mauerwerk der Fassade sind selbst auf dem Gemälde detailliert dargestellt und gut zu erkennen.

In der Ausstellung im Prinsenhof kann man ganz nah ran an Vermeers Kunstwerk. Nach 320 Jahren ist das Gemälde zumindest für einige Monate zurück in Delft. Ansonsten kann man es, zusammen mit drei anderen Werken von Vermeer im Rijksmuseum in Amsterdam bewundern. Sein berühmtestes Werk „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ hängt übrigens im Mauritshuis in Den Haag.

Vermeer Delft VlamingstraatNicht so spektakulär - die Vlamingstraat heute

Vermeer Delft Kleine StrasseDas Gemälde Die Kleine Straße von Johannes Vermeer im Original

Auch wenn es keines der noch erhaltenen 35 Gemälde des holländischen Künstlers dauerhaft in Delft zu bewundern gibt, kann man in der Stadt sehr viel Vermeer entdecken. Sein ganzes Leben hat der Künstler in dieser Stadt verbracht. In der Nieuwe Kerk wurde er getauft und im Stadhuis, dem alten Rathaus am Marktplatz, hat er geheiratet. Mit nur 43 Jahren starb Johannes Vermeer in seiner Heimatstadt und wurde dort in der Oude Kerk, gleich neben dem Museum Prinsenhof, begraben.

Diese und viele weitere Orte in Delft sind Stationen auf dem Vermeer Spaziergang durch die Stadt. Immer wieder stößt man dabei auf drehbare Info-Würfel mit Wissenswertem über das Delft von Vermeer. Auch die kostenlose App „Where is Vermeer?“, die man sich in Englisch oder Niederländisch herunterladen kann, geleitet einen durch die Stadt.

Geführt wird man bei diesem Spaziergang durch das Delft von 1665 von Ariaentgen Claes van der Minne, einer Tante von Vermeer. Wie der Kunsthistoriker Frans Grijzenhout herausfand, wohnte sie damals im Haus in der Vlamingstraat. Ein weiteres Puzzel-Stückchen, das seine Theorie über die echte Lokalität in Delft unterbaut. Grijzenhout ist sich sicher, Vermeer malte das Haus seiner Tante Ariaantje, wie sie kurz genannt wird, und sie ist die Frau im rechten Haus der Kleinen Straße.

Vermeer Delft MarktplatzDas Stadhuis in Delft hat sich nur wenig verändert seit 1629

Vermeer Delft StadhuisOb sich Vermeer und seine Frau in diesem Raum das Ja-Wort gegeben haben?

In der Vermeer-App stellt euch Ariaantje wichtige Orte und Personen im Leben von Vermeer vor. Eine davon ist Pieter van Ruyven, der vermutlich der Auftraggeber für das Gemälde „Die Kleine Straße“ war. Dieser steinreiche Delfter Bürger war Vermeers Mäzen und er besaß letztendlich 21 Gemälde von ihm. Die Erben Van Ruyens versteigerten die gesammelten Werke von Vermeer im Jahr 1696 in Amsterdam. Auch Het Straatje, wie das Bild in den Niederlanden genannt wird, war darunter und wurde an einen unbekannten Sammler von Außerhalb verkauft.

Dass das Gemälde nach so vielen Jahren wieder zurück ist in Delft, erfüllt nicht nur die Mitarbeiter im Museum Prinsenhof mit Stolz. Hier ist es das Prunkstück der Ausstellung „Vermeer komt thuis“, in der man so viel über die Suche nach der echten kleinen Straße in Delft, die als Vorbild diente, erfährt. Ganz klassisch mit einem Blick auf Gemälde, Schriften und Karten aus dem Archiv und sehr modern und interaktiv mit digitalen Animationen.

Und für die vergnügliche Vermeer-Escape-Box, in der man innerhalb von 15 Minuten Rätsel lösen muss, um die Tür zu öffnen und wieder die Freiheit zu erlangen, komme ich definitiv noch einmal ins Museum zurück.

Vermeer Delft interaktionDie Theorien über den wahren Ort der Kleinen Straße interaktiv aufbereitet

Vermeer Delft AusstellungAuf Spurensuche in Gemälden und Dokumenten

Vermeer Delft EscapeboxEingeschlossen in der Escape Box heißt es Rätsel lösen damit sich die Tür öffnet

Vermeer Delft DelfieEinmal Teil eines berühmten Kunstwerks sein

 

Reiseinfos Delft und Vermeer

Museum Prinsenhof Delft, Sint Agathaplein 1, Delft

Feste Kollektion mit Gemälden holländischer Meister, Historisches zu Willem van Oranje (der im Prinsenhof ermordet wurde) und viel Delfts Blauw.
Die Informationen im Museum zu den Ausstellungsstücken sind auf Niederländisch und Englisch angegeben.

 

Update 10.2.2023: Bis zum 4. Juni 2023 gibt es im Museum Prinsenhof eine neue Ausstellung mit dem Titel "Het Delft van Vermeer". Sie widmet sich der Person Johannes Vermeer und seinem Leben in Delft.

  • Öffnungszeiten: täglich außer Montag, 11 bis 17 Uhr
  • Eintritt: Erwachsene 13,50 Euro; Kinder (4 – 18 Jahre) 4,- Euro

 

Allgemeine und praktische Reiseinfos zu Delft gibt es hier auf nach-holland.de unter dem Menüpunkt Delft.

Einen Artikel von meiner Bloggerkollegin Meike gibt es auf ihrem Blog meikemeilen: Die Straßen von Delft - wie gemalt!

 

Hinweis: Delft und das Museum Prinsenhof besuchte ich im Zuge einer Pressereise, die vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention organisiert wurde. Die sonnigen Fotos entstanden bei einem früheren Besuch in Delft.

 Vermeer Delft Nieuwe KerkVermeer wurde in dieser Kirche getauft, heute hat das Königshaus dort seine Gruft

 

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