Keine Ahnung, ob es an meinem Alter liegt. Vielleicht ist es auch eine Berufskrankheit. Aber historische Gemäuer ziehen mich immer magisch an. Wenn es darin auch noch etwas zu entdecken gibt, bin ich kaum noch zu bremsen.
Im Eynderhoof gibt es das alles. Das wunderbare Freilichtmuseum in Limburg mit seinen vielen Handwerken bringt einen zurück in vergangene Zeiten. Ein ganzes historisches Dorf voller nostalgischer Kindheitserinnerungen, reale und erträumte. Erinnerungen an ein harmonisches Dorfsleben à la Bullerbü, in dem die Zeit für ewig stillzustehen scheint.
Seit etwas mehr als 25 Jahren gibt es das Freilichtmuseum schon. Die Gebäude in Eynderhoof sind meist älter, wenn auch nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort. Sorgfältig wurden sie irgendwo im Land abgetragen und hier in Nederweert-Eind wieder Stein für Stein und Balken für Balken aufgebaut. Ein kleines Dorf ist so entstanden mit mehreren Handwerksbetrieben, einer Bäckerei und natürlich auch einem Gasthaus.
Reges Treiben herrscht an diesem Sonntagnachmittag auf dem Dorfplatz. „Winterkost“ steht heute auf dem Programm und überall brutzeln leckere traditionelle Gerichte, die sich die Besucher gerne schmecken lassen. Balkenbrij wird hier gerne gegessen, eine Art Blutwurst, die in Scheiben geschnitten in der Pfanne angebraten wird. Dazu gibt es Brot und goldbraune, in Butter gebratene Apfelringe.
In dem Gebäude mit dem hohen Schornstein nebenan werden auch Äpfel verarbeitet. Heute gibt es dort ausnahmsweise frisch gepressten Apfelsaft. Aber in den großen Kupferkesseln weiter hinten wird das zubereitet, was dem Gebäude seinen Namen gibt.
Wir sind in der Stroopfabriek und die Männer an den Kesseln sind auf der Suche nach dem leckersten Rezept für ihr Eynderstroop, nach dem perfekten Mischungsverhältnis vom Saft aus Zuckerrüben, Äpfel und Birnen für den allerbesten Geschmack. Die momentane Variante, die zum Probieren bereit steht, schmeckt mir schon mal sehr gut.
Nicht nur in der Stroopfabriek ist man fleißig, auch in der Malerwerkstatt, bei den Korbflechtern und in der Schmiede wird hart gearbeitet. Alles ehrenamtlich, erklärt uns Peter, der uns zusammen mit Mick das Museum Eynderhoof zeigt. Rund 360 ehrenamtliche Mitarbeiter gibt es, manche kommen sogar aus Deutschland und Belgien, um hier in den verschiedenen Arbeitsbereichen mitzuarbeiten.
Diese Menschen sind es, die das Museum tragen, zu dem machen, was es ist. Geld vom Staat für den Aufbau und Unterhalt des Museums gibt es nämlich leider nicht. Alles muss aus eigener Kraft und Initiative finanziert werden. Eine starke Gemeinschaft ist hier in den letzten 25 Jahren gewachsen. Die Mitarbeit hier ist für viele sehr viel mehr als ein bisschen Freizeitbeschäftigung nebenher.
Rentner üben hier IHR Handwerk aus, zeigen ihr Können stolz den Besuchern und geben ihr Wissen an eine neue Generation weiter. Im Museum erfüllen viele ihren Traum und tun endlich das, was sie schon immer tun wollten. Häuser bauen, einen Garten anlegen, holländische Klompen machen oder feine Spitzen klöppeln.
Als Besucher profitiert man von so viel Enthusiasmus. Nicht nur, dass jeder freundlich und hoch motiviert ist. Man bekommt die Informationen über Gebäude und Handwerk hier nicht von Hinweisschildern, sondern von Menschen, die sehr gerne und stolz alle Fragen beantworten. Im Eynderhoof gibt es noch Fachleute, die mit Farbe Holz in täuschend echten Marmor verwandeln und die mir die Grundprinzipien eines Webstuhls erklären.
Vor allem am Sonntagnachmittag gibt es einiges zu erleben in Eynderhoof, denn dann wird in den meisten Werkstätten gearbeitet. Körbe werden geflochten, das Schmiedefeuer brennt und auch der Ofen in der Bäckerei ist angeheizt.
Dort in der Bäckerei probieren wir den frischen Knapkoek, eine Art Butterkeks, der gerade aus dem Ofen kommt. Noch warm und sehr lecker.
Der Limburgse Vlaai wurde schon vor einigen Stunden gebacken. Gut so, denn mit einem großen Stück davon und einer Tasse Kaffee beschließen wir unseren spannenden Tag im Museum Eynderhoof auf dem kleinen Dorfplatz vor der Herberge.
Reiseinfos Eynderhoof
Eynderhoof, Limburgs Openluchtmuseum
Milderspaat 1, Nederweert Eind (25 km von Roermond entfernt)
Geöffnet von Anfang April bis Ende Oktober am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonntag (Handwerke in Betrieb), jeweils von 13 – 17 Uhr.
Für Gruppen und Schulklassen auch gerne auf Anfrage außerhalb der regulären Öffnungszeiten
Eintritt: Erwachsene und Jugendliche ab 13 Jahren 6,- Euro; Kinder (3 – 12 Jahre) 2,50 Euro
Kostenloser Parkplatz vorhanden
Tipps Limburg
Weitere tolle Ausflugstipps rund um Nederweert gibt es in Kürze hier im Nach-Holland-Blog. Noch mehr Tipps und Infos findet ihr unter dem Stichwort Limburg, meine Übernachtungstipps für Roermond und Umgebung gibt es hier.
Hinweis: Das Limburgs Openluchtmuseum Eynderhoof besuchten wir im Zuge einer Recherchereise in der Gegend rund um den Ort Nederweert, organisiert vom VVV Midden-Limburg. Herzlichen Dank an alle Beteiligten!
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