Grau ist es, beinahe düster. Die Pflastersteine glänzen vom Regen und dicke Tropfen fallen von den Blättern der Bäume. Mauern, Torbögen und kleine Brücken umgeben mich. Es würde mich nicht wundern, wenn im Schatten der hohen Kirchenmauer ein, von Pest gezeichneter, Bettler sitzen würde. Kommen mir da Menschen in mittelalterlichen Gewändern entgegen?

Aber nein, sie spazieren mit ganz modernen Regenschirmen durch die Gässchen hinter der großen Kirche und sind wahrscheinlich wie ich angenehm überrascht. So viel Atmosphäre und so viel Schönes hatte ich in dieser Kleinstadt in Südholland nicht erwartet.

Mittelalterliche Gassen in Gouda

Viele Menschen in Deutschland wissen gar nicht, dass Gouda eine Stadt ist. Gouda gibt es an der Käsetheke. Käse spielt auch eine wichtige Rolle in der Stadt, im Sommer findet jeden Donnerstag auf dem Marktplatz der große Käsemarkt statt. Man sollte aber auf keinen Fall den Fehler machen und seinen Besuch in Gouda auf den Käsemarkt beschränken. Dafür hat diese Stadt zu viel zu bieten.

Schon im Jahr 1272 erhielt Gouda die Stadtrechte. Durch die Verbindung des Flüsschen Gouwe, der dem Ort seinen Namen gab, mit dem Alten Rhein, stieg der Ort zu einem wichtigen Handelspunkt auf. Die Stadt profitierte von der im Mittelalter sehr wichtigen Handelsroute zwischen Frankreich und den Ostseegebieten, die auf den Flüssen verlief.

Modell: Gouda im Jahr 1562

Ganz so alt sind die Gebäude der Stadt mit rund 70.000 Einwohnern nicht mehr. Stadtbrände, Eroberungen und wirtschaftlicher Niedergang machten auch vor Gouda nicht halt. Aber mit 355 Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, sind der Stadt einige historische Gemäuer erhalten geblieben. Das Älteste ist wohl auch das Spektakulärste. Mitten auf dem Marktplatz steht das gotische Stadhuis, gebaut von 1448 bis 1450, mit seinen Türmchen auf der einen und dem Treppengiebel auf der anderen Seite.

Es ist Markt an diesem Donnerstag und viele Marktstände und Menschen drängen sich um das Stadhuis. Gegen einen kleinen Eintritt kann man das Innere des Gebäudes besichtigen und viele Leute nutzen diese Gelegenheit, um eine gute Sicht auf den Käsemarkt zu bekommen. Sie stehen am Geländer der Terrasse, wahrscheinlich ohne zu wissen, dass hier früher Menschen hingerichtet wurden.

Die „Terrasse“ ist nämlich eigentlich das Schafott der Stadt, auf dem so mancher Verbrecher sein Leben ließ. Im Jahr 1860 wurde hier die letzte Hinrichtung von Gouda und die zweitletzte der Niederlande vollzogen. Der Tagelöhner Pieter Pijnakker musste 2 Stunden am Galgen baumeln, nachdem er eine Bäuerin erschlagen hatte, die ihn, wie konnte es anders sein, beim Käse stehlen erwischt hatte.

Stadhuis auf dem Marktplatz in Gouda

Ich verschiebe die Besichtigung des Stadhuis auf ein anderes Mal und entfliehe dem Trubel Richtung Sint-Janskerk. Aber auch die berühmten Glasfenster dieser Kirche schaue ich nicht an, mich zieht es, vorbei an schiefen Häusern mit Künstlerateliers und verborgenen Gärten, durch das Lazaruspoortje aus dem Jahr 1609. Portale und Tore ziehen mich magisch an, wenn irgendwie möglich versuche ich einen Blick auf das dahinter zu werfen. Und sehr oft ist das sehr lohnenswert, wie auch in diesem Fall.

Ein wunderschöner Hof mit alten Bäumen und der Eingang zum Museum Gouda verbergen sich hinter dem Portal. Unter den Bäumen sitzen noch einige Menschen an den Tischen des Museumscafés, die sich aber mit dem einsetzenden Regen in das nicht weniger schöne Café im Gewölbekeller flüchten. Ich entscheide mich für das Museum selbst, sozusagen dem Stadtmuseum von Gouda mit Gemälden, Möbeln und Keramik, die von der reichen Geschichte der Stadt erzählen.

Aber darüber erzähle ich euch ein andermal. Heute nehm ich euch noch mit auf einen Spaziergang durch die Stadt, durch Gouda mit Regen.

Das Lazaruspoortje in Gouda

Innenhof und Eingang zum Museum Gouda

Einkaufsstraße in Gouda

Am Wasser

Ehemaliges Waisenhaus und heutige Bibliothek

gouda gasse1

Kunst auf dem Dach

 

Reiseinfos Gouda

Gouda liegt zwischen Rotterdam und Utrecht an der Autobahn A12 und ist sehr einfach erreichbar. Entweder mit dem Zug, direkt von Deutschland aus oder über den Flughafen Schiphol, falls ihr mit dem Flugzeug anreist.

Wer mit dem Auto anreist findet drei Parkhäuser am Rand der Altstadt für ca. 2,- Euro / Stunde bzw. 10,50 - 12,- Euro / Tag. Zusätzlich drei große Parkplätze (Vossenburchkade, Klein Amerika und Schouwburgplein) für 8,- Euro am Tag. Die Parkroute ist ausgeschildert.

 

Sehenswürdigkeiten

  • Sehr schöne Altstadt
  • St. Janskerk mit berühmten Glasfenstern
  • Museum Gouda
  • Käsemarkt ( Donnerstag Vormittag von April bis August), Käsemuseum

 

Übernachten Gouda

Im schönen Altstadt-Zentrum von Gouda liegt das sehr beliebte und komfortable 4-Sterne-Hotel Best Western Gouda.

Alternative Übernachtungsmöglichkeiten findet ihr hier.

 

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