Die Stadt hat einfach alles, was man als Tourist in Holland erwartet. Schöne Grachten, Kopfsteinpflaster und kleine Giebelhäuser mit Backsteinfassaden. Und auch auf die ständige Angst von einem Fahrrad überfahren zu werden, muss man nicht verzichten.

Spannende Museen, verschiedenste Shoppingmöglichkeiten und unzählige Restaurants und Kneipen lassen keine Langeweile aufkommen. Und dazu, das Ganze in angenehm überschaubarer Größe, sodass man alles einfach zu Fuß erkunden kann, ganz ohne den Ärger von Bussen und Chipkarten.

Nein, ich spreche nicht von Amsterdam, dem Holland für Fortgeschrittene. Ich meine Utrecht, die ideale Stadt für den Einstieg in die Welt des Nachbarlands.

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Ich war lange genug nicht mehr in Utrecht, um wieder überrascht und fasziniert zu sein von dieser Stadt. Die Innenstadt erinnert mich irgendwie an ein Freiluftmuseum, wie aus einem Bilderbuch mit dem Thema „echt hollands“. Trotzdem ist es so quirlig und lebendig, wie es sich für eine Studentenstadt gehört.

An diesem Samstagnachmittag, selbst im Oktober, ist es lekker druk, wie man in Holland sagt. Fußgänger und gefühlte Tausende Fahrradfahrer kämpfen um ein Vorankommen in den Gassen entlang der Oude Gracht.

Tolle Auslagen mit Designermode und schicken Accessoires für die Wohnung buhlen um meine Aufmerksamkeit. Hippe Cafés mit dem besten Kaffee der Niederlande und Kneipen in historischen Gemäuern locken für eine Pause vom Sightseeing oder Shopping.

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Aber erst steht Sport auf dem Programm. 465 Treppenstufen warten auf mich. Der 112 m hohe Domturm, zu dem diese Stufen gehören, ziert sich heute etwas um seine Schönheit zu zeigen. Es liegt nicht an den mehr als 600 Jahren, die er auf dem Buckel hat. Dicker Nebel hüllt ihn heute ein. „Mist“, das niederländische Wort für Nebel, kommt mir in den Sinn, wenn ich an die vermutlich nicht vorhandene Aussicht denke, die mir als Belohnung für den Aufstieg versprochen wird.

Bis zur obersten Aussichtsplattform auf 95 m dauert es aber noch ein bisschen. In den Verschnaufpausen versorgt uns der Tourguide mit einigen Informationen, übrigens zweisprachig in Niederländisch und Englisch. So erfahren wir z.B. dass ein schwerer Sturm oder auch Tornado (da ist man sich nicht so einig) Schuld daran ist, dass der Turm nicht mehr mit dem Dom verbunden ist. Wo sich früher noch das Langhaus der Domkirche befand, erstreckt sich heute der Domplatz.

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Die letzten Meter geht es in einer engen Wendeltreppe nach oben. Schon ein bisschen schwindlig vom im Kreis drehen, trete ich ins Freie und dann liegt die Stadt mir zu Füßen. Wir haben Glück, der Nebel hat sich weitgehend gelichtet und gibt die Sicht frei auf Grachten, Straßen und Häuser. Da unten sehe ich sie, die berühmten Kais entlang der Grachten, die Zugang zu den Werftkellern bieten.

Früher wurden hier Waren ein- und ausgelagert, heute sitzt man hier selbst noch im Oktober draußen bei Essen oder Bier. Natürlich kein Vergleich zum Sommer, wenn es hier keinen freien Quadratmeter mehr gibt.
Es gibt 732 Werftkeller in Utrecht und die meisten wurden zwischen 1300 und 1500 gebaut. Im Normalfall sind sie rund 25 m lang und mit den dahinterliegenden Gebäuden verbunden. Heute sind dort unzählige Restaurants, Bars und auch Boutiquen untergebracht und auch einige Künstler haben sich hier einquartiert.

Immer wieder fahren Boote an den Kais und Werftkellern vorbei. Kajaks oder Tretboote, mit denen Touristen durch die Stadt paddeln. Oder das Rundfahrtschiff von Schuttevaer, das einen durch die Grachten schippert und mit unglaublich vielen Informationen versorgt. Auch das Boot der Müllabfuhr kommt zweimal in der Woche, denn die Gassen oben sind viel zu schmal für das große Müllauto und der Müll wird deshalb übers Wasser abtransportiert.

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Bei Nacht leuchtet das Wasser unter mancher der vielen Brücken in wunderschönem Ultramarinblau. Fußgängertunnel wechseln zwischen Pink, Gelb und Grün. Trajectum Lumen nennt sich dieser Weg durch die Stadt, vorbei an spannender und immer wieder überraschender Lichtkunst.

Es ist nicht immer einfach, die Objekte zu entdecken. Manchmal findet man etwas in einer dunklen Ecke unter einer Brücke, manchmal hoch oben über den Dächern. Es gibt überraschende Lichtshows in Fenstern oder mysteriöse Lichter im dunklen Wasser.

Insgesamt 19 Lichtkunstwerke gibt es in der Stadt und um sie alle zu finden, hilft eine Karte oder eine App, die man gratis herunterladen kann. Deutsch hat sich leider noch nicht durchgesetzt, aber alles ist auf Niederländisch und Englisch erhältlich.

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Ausführliche Informationen, Broschüren und Eintrittskarten der Sehenswürdigkeiten in Utrecht bekommt man im Touristenbüro, dem VVV Utrecht, am Domplatz. Auch die Führungen, die es zum Thema Trajectum Lumen gibt oder hinauf auf den Domturm, beginnen dort. Die Anfangszeiten und Preise findet man auf ihrer Website zum Teil auch auf Deutsch.

So, ich lass den Abend jetzt ausklingen mit einem herrlichen Herbst-Bock-Bier im Cafe Olivier. Passend für Utrecht untergebracht in einer Kirche inklusiv Heiligenfiguren und einer Orgel. Utrecht ist nämlich auch eine Kirchenstadt, aber dazu ein andermal mehr.

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Hinweis: Utrecht habe ich im Zuge einer Pressereise besucht, organisiert von Tourismus Utrecht und dem Niederländischen Büro für Tourismus & Convention.

 

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