Imposante Schlösser mit Turm und Wassergraben, die ihren Ursprung im Mittelalter haben, und schicke Landhäuser aus dem 18. Jahrhundert. Achtkastelenroute heißt diese Rundtour fürs Fahrrad, die uns entlang acht Schlösser führt, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Man hätte die Tour aber auch Alleentour nennen können, denn links und rechts säumen Bäume auf weiten Teilen der Strecke unseren Weg. Große stämmige Buchen und Eichen, deren Laub jetzt im Herbst ein Dach aus Rottönen über uns formt. Wie durch einen Tunnel, den ab und zu ein Sonnenstrahl golden einfärbt, radeln wir auf dem Weg von einem Schloss zum anderen.

Manche Schlösser liegen ganz versteckt hinter einer dieser langen Alleen, die früher wohl mal die Auffahrt zum adeligen Wohnsitz war. Man sieht die Kutsche beinahe vor sich, wie sie sich mit Graf und Gräfin dem Portal ihres herrschaftlichen Landhauses nähert.

Alleen unterwegs auf der Radtour Achtkastelenroute

Nicht mit Pferdestärken, sondern mit eigener Muskelkraft geht es für Herrn O. und mich durch die herbstliche Achterhoek. Es scheint ein schöner Tag zu werden, ideal um die Saunaliege gegen den Fahrradsattel einzutauschen. Sportliche Betätigung darf in unserem Wellnessprogramm natürlich nicht fehlen.

Mitten im Ort Vorden beginnt unsere Tour. Frisch gestärkt nach einem köstlichen Apfelkuchen im Hotel Bakker schwingen wir uns auf die Fahrräder. „Vorne bei der Kirche links“, hat man uns mit auf den Weg gegeben und tatsächlich, der erste gelbe Wegweiser taucht vor uns auf. Es folgen noch viele auf den nächsten 36 km und sie machen genau das, was sie sollen – sie weisen uns perfekt und völlig unkompliziert den Weg auf der Achtkastelenroute.

Kasteel Hackfort ist unser erstes Schloss und damit unser erster Stopp auf unserer Radtour. Der Morgennebel hängt noch etwas über den Dächern und das Gras ist noch feucht, aber die ersten Sonnenstrahlen rücken das Schloss ins rechte Licht. Wie die meisten Schlösser auf dieser Tour ist auch dieses nicht zu besichtigen. Aber eigentlich ist das auch ganz gut so, denn sonst würden wir die ganze Tour an einem Tag niemals schaffen.

Schon jetzt halten wir uns viel zu lange auf. Der große Gemüsegarten, der die Brasserie beim Schloss mit frischem Gemüse versorgt, ist zwar schon ziemlich abgeerntet, aber immer noch sehr sehenswert. Hier dürfen sich Besucher ungeniert umsehen und natürlich auch an den Tischen im Restaurant Platz nehmen. Die schöne Wassermühle mit dem dahinterliegenden Waldstück auf der anderen Seite lädt eigentlich für einen idyllischen Spaziergang ein, aber uns zieht es zurück auf unser Fahrrad.

Wegweiser AchtkastelenrouteWegweiser Achtkastelenroute

Schloss Hackfort auf der AchtkastelenrouteKasteel Hackfort

Auf Fahrradwegen und kleinen Seitenstraßen radeln wir dem nächsten Schloss entgegen. Nur wenig Verkehr begegnet uns. Grüne Weideflächen umgeben die großen Bauernhöfe, die es hier überall gibt. Sehr ruhig ist es hier, zumindest meistens. Immer mal wieder dringt das unangenehme Geräusch eines Blattbläsers an meine Ohren. Vor allem beim männlichen Teil der hiesigen Bevölkerung sind diese Höllengeräte scheinbar sehr beliebt. Gärten in Fußballfeldgröße werden hier fein säuberlich und mit großer Geräuschkulisse vom herbstlichen Blattbefall befreit.

Eine Sisyphusarbeit scheint mir. Bäume, die ihre Blätter fallen lassen, gibt es hier in rauen Mengen. Ein wahrer Blätterregen ergießt sich über uns, als ein kleiner Windstoß durch die Baumkronen fegt. Rot und Gelb leuchten sie im Sonnenlicht. Die Blätter rascheln und manchmal knackt eine Eichel oder Buchecker unter dem Druck unserer Räder.

Am Wegesrand unter den Bäumen entdecken wir einen Verkaufsstand. Selbstgemachte Marmelade gibt es im Angebot. Einen Verkäufer gibt es nicht, hier ist Selbstbedienung angesagt. Die Kasse ist immerhin festgeschraubt und nur mit einem Schlitz versehen, zu viel Verlockung will man auch hier Gaunern nicht bieten. Wir haben noch einige Kilometer vor uns und die Kamera in meinem Rucksack wiegt schon schwer, darum geht es ohne Marmeladen-Einkauf weiter.

Dunkle Wolken haben sich inzwischen vor die Sonne geschoben. Aber bevor der Regen einsetzt, erreichen wir den Wildenborcherhof, wo wir zum Mittagessen einkehren. Mit Speckpfannkuchen und einem Hamburger mit Champignons stillen wir unseren Hunger, den die Bewegung an der frischen Luft fabriziert hat, bevor wir uns für die zweite Hälfte der Schlössertour wieder aufs Fahrrad setzen.

Verkaufsstand in der AchterhoekVerkaufsstand am Wegesrand

Mittagessen im Wildenborcherhof bei VordenMittagessen im Wildenborcherhof bei Vorden

Ganz trocken kommen wir nicht davon, aber das kann uns die Laune keineswegs verderben. Wir genießen das Wechselspiel von hell und dunkel am Himmel und sogar den Regen im Gesicht. Der Wald, durch den wir radeln, riecht jetzt herrlich nach Pilzen und feuchter Erde.

Bei Kasteel Kieftskamp ist auch die Sonne wieder zurück. Wie bestellt, erleuchtet sie den Blätterwald und das schmucke Landhaus aus dem 18. Jahrhundert am Ende der Allee. Es wird schon langsam dunkel und wir müssen uns etwas sputen, um beim letzten Schloss auf unserer Fahrradtour noch ein bisschen Licht zum Fotografieren zu haben. Das Kasteel Vorden ist viel zu fotogen, um diese Chance zu verpassen.

Zumindest Teile des Schlosses gehen zurück auf das 13. und 14. Jahrhundert, Vieles ist an- und umgebaut worden in den Jahrhunderten danach. Die Stadt kaufte 1975 das damals leer stehende und völlig heruntergewirtschaftete Schloss, bevor es 2005 von der heutigen Besitzerin Karin de Rouw gekauft wurde. An Wochenenden und im Sommer auch an manchen Wochentagen öffnet die neue Schlossherrin die Türen und bietet Führungen durch einige neu eingerichtete Räume.

Für uns ist es heute aber zu spät dafür. Mit dem letzten Abendlicht fahren wir das kurze Stück zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Vorden.

Schloss Kieftskamp auf der AchtkastelenrouteKasteel Kieftskamp

Schloss Vorden am Abend Kasteel Vorden

Schloss Vorden im AbendlichtEs wird Abend

 

Reiseinfos

achtkastelenrouteAchtkastelenroute, Fahrrad-Rundtour, 36 km Länge

Sehr gut ausgeschilderte Radtour rund um den Ort Vorden in der Provinz Gelderland. Karte und GPX-Daten kann man sich auch hier gratis herunterladen. 

Praktischer Start- und Endpunkt ist das Zentrum von Vorden. Auf dem großen Parkplatz neben der Kirche kann man sein Auto gratis abstellen. Fahrräder kann man direkt gegenüber bei Fahrradfachhandel Profile Bleumink für 10,- Euro am Tag leihen. Auch Kinderfahrräder, E-Bikes, Kindersitze und Hundekörbe kann man dort mieten.

 

Übernachten

Wer über Nacht bleiben möchte, kann das im Hotel Bakker im Zentrum von Vorden. Sehr freundliches und herzliches Personal ist uns dort begegnet. Es gibt 30 Hotelzimmer mit kostenlosem WLAN. Ein Doppelzimmer mit Frühstück gibt es ab 85,- Euro bei booking.com*. Wer nicht übernachten möchte, sollte dort trotzdem mal reinschauen und den sehr leckeren Apfelkuchen probieren.

Alternativ kann man seine Fahrradtour auch beim Wildenborcherhof starten. Es gibt einen Fahrradverleih und es kann dort auch übernachtet werden. Acht Hotelzimmer, vier Apartments und ein Campingplatz stehen zur Verfügung. Hier kann man außerdem mit eigenem Pferd anreisen, denn es können 11 Pferdeboxen angemietet werden.

 Schloss Den Bramel auf der AchtkastelenrouteKasteel Den Bramel

Hinweis: Zur Recherche in der Achterhoek waren wir mit Unterstützung vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention, Stichting Achterhoek Toerisme und EUREGIO . Weitere Infos über die Region findet man auch auf der Website Das andere Holland.

Ähnliche Artikel gibt es in der Kategorie Orte und Events; weitere Artikel zur Region Achterhoek findet man hier.

Kommentare powered by CComment

Diese Seite von Nach-Holland.de weiterempfehlen und teilen

Teile auf WhatsApp Teile per E-Mail Teile auf Pinterest linkedin Teile auf twitter teile auf facebook