Menschen stehen am Ufer und fotografieren, als wir in Volendam einlaufen. Beinahe fühle ich mich ein bisschen prominent mit all den Kameras, die in meine Richtung zeigen. Aber wegen mir haben die Leute ihre Kamera nicht gezückt. Vermutlich wären sie sogar ganz froh, wenn ich und die anderen nicht an Deck stehen würden.

Sie wollen ein Foto von unserem Schiff. Sogar jetzt, so ganz ohne Segel. Denn zum Einlaufen in den Hafen von Volendam haben wir alle Segel wieder eingepackt oder besser gesagt geborgen, wie das in der Segelfachsprache heißt.

Die Elizabeth ist aber auch ein besonders schönes Schiff und mit ihren drei Masten wirklich imposant. Und trotz ihrer über 100 Jahre ist die alte Lady wirklich ziemlich fotogen.

Segelschiff Dreimaster Elizabeth

Los geht es am Morgen, gleich nach dem Frühstück, in Amsterdam. Boat Bike Tours hat uns zu diesem Törn eingeladen. Ein Kennenlernen der Elizabeth, die im nächsten Jahr die Gäste der Rad- und Segelreise IJsselmeer beherbergt. Fahrräder haben wir heute aber nicht dabei, wir begnügen uns mit dem reinen Segelfeeling.

Grau ist der Himmel leider auch heute, aber kein Sturm wie beim letzten Mal, als ich auf einem traditionellen Großsegler war. Der Wind ist perfekt. Kaum haben wir die Brücke und Schleuse in Amsterdam passiert und sind auf dem offenen Wasser, können wir auch schon Segel setzen.

Auf der Elizabeth ist das noch echte Handarbeit. Wie schon zu ihren Anfangsjahren vor hundert Jahren ist Körpereinsatz gefragt, um die schweren Segel zu hissen. Der Kapitän gibt von seinem Steuerstand, ganz hinten auf dem Schiff, per Walkie-Talkie Anweisungen an den Matrosen, der sie in uns verständliche Anweisungen übersetzt. „Rechts ziehen! Jetzt!“, verstehen selbst wir Segelsprache-Unkundigen.

Beim Setzen des ersten Segels stehen wir uns noch etwas im Weg, beim Zweiten sind wir schon bedeutend flotter. Warm wird uns auch und das ist auch gut so. Es ist ziemlich frisch auf dem Wasser jetzt im Spätherbst. Das stelle ich mir von der Temperatur her im Juli und August einiges angenehmer vor. Schöner und entspannender kann das Segeln an sich aber auch dann kaum sein. Der Pegel auf meiner Wohlfühl-Skala ist jetzt schon extrem hoch.

Segel setzen auf dem Dreimaster ElizabethSegel setzen auf dem Dreimaster Elizabeth

Am liebsten stehe ich ganz vorne am Bug. Nur noch Wasser vor mir und freie Sicht auf die Segelboote, die, wie wir, heute auf dem IJsselmeer unterwegs sind. Wind, Weite und irgendwie auch Freiheit.

Die ehemalige Insel Marken taucht vor uns auf. Der Damm, über den Marken jetzt erreichbar ist, macht sie seit 1957 zu einer Halbinsel. Im Frühjahr waren wir mit dem Fahrrad dort und haben uns dieses ehemalige Fischerdorf, das heute viele Touristen anzieht, angeschaut. Diesen schönen Ort solltet ihr wirklich nicht verpassen, wenn ihr in der Gegend seid.

Wir lassen ihn heute jedoch im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und segeln an Marken und seinem markanten Leuchtturm vorbei. „Paard van Marken“, wird der Leuchtturm übrigens genannt. Ein seltsamer Name für einen Turm, aber aus der richtigen Perspektive sieht er, dank des angebauten Wärterhauses, tatsächlich ein bisschen wie ein Pferd aus.

Segeln auf dem IJsselmeerAuch andere Segelschiffe sind auf dem IJsselmeer unterwegs

Segeln mit dem Dreimaster auf dem IJsselmeerSegeln mit dem Dreimaster auf dem IJsselmeer

Der Leuchtturm von MarkenMit etwas Phantasie kann man das Pferd erkennen, oder?

Plötzlich zieht Essensgeruch an meiner Nase vorbei. Es wird Zeit nach unten zu gehen, die Erbsensuppe steht scheinbar schon auf dem Tisch. Die Anderen sitzen bereits rund um die hölzernen Tische und löffeln heiße Suppe. Genau das Richtige jetzt, das wärmt den Magen und die Finger.

Es ist ganz schön voll hier unten im großen Salon. Bis zu 35 Gäste haben auf der Elizabeth zwar Platz, aber im Normalfall sind es nur 20. Die 10 Doppel-Kabinen können zwar auch zu 3- oder 4-Bett-Kajüten umgebaut werden, aber meist wird das nur bei Familien mit kleineren Kindern gemacht.

Wir werfen nur einen Blick in die Kajüten, wir bleiben nicht über Nacht an Bord. In Volendam ist unser Segeltörn zu Ende. Aber die Lust auf mehr bleibt. So eine längere Segelreise steht immer noch ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste. Und vielleicht scheint dann ja auch mal die Sonne.

 Im großen Salon des Segelschiffes ElizabethZeit für Erbsensuppe, Segeln macht hungrig

 Tipps zum Segel setzenEin paar Handgriffe bringt uns der Matrose bei

Kapitän Segelschiff ElizabethDer Kapitän überwacht das Ganze vom Steuerstand aus

Historischer Kompass auf dem GroßseglerMithilfe des Kompasses bleiben wir auf Kurs

Auf der ElizabethDen Horizont immer fest im Blick

Segel setzen auf dem GroßseglerWir machen solange die "harte" Arbeit

Großsegler Elizabeth in VolendamAngekommen in Volendam. Tschüss Elizabeth!

 

Wollt ihr auch mal mit der Elizabeth übers IJsselmeer?

Von Juni bis August werden tolle 1-wöchige Sail and Bike Touren angeboten, d.h. eine spannende Kombination von Segeln auf dem IJsselmeer und Radfahren an Land. Auch perfekt für Eltern oder Alleinerziehende mit Kindern geeignet. Informationen und Buchungsmöglichkeiten findet ihr hier.

 

Hinweis: Segeln auf dem IJsselmeer mit der Elizabeth war ich im Zuge des Fam Events von Boat BikeTours.

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