Feiner Weihnachtsschmuck spannt sich über unseren Köpfen über die Gassen von Weert. Etwas einfallsreicher und geschmackvoller, als anderswo. Die Häuser links und rechts leuchten in frischem Weiß und die Straße ist scheinbar frisch gepflastert.

Dick eingemummelt flanieren die Menschen entlang der Schaufenster auf der Suche nach Geschenken für Sinterklaas oder auch Weihnachten. In der Ortsmitte ist nicht nur gerade Wochenmarkt, auch das Sinterklaas-Haus im ehemaligen Stadthaus, hat seine Pforten geöffnet und ein paar „Zwarte Pieten“ unterhalten die Kinder und Erwachsene, die auf Einlass warten.

Das Städtchen Weert in Limburg

Wir lassen das Weihnachtsshopping ausfallen und schauen uns lieber ein bisschen die Stadt an. Mitten im Zentrum, an der Pforte der St. Martinus Kirche haben wir uns mit dem Stadtführer Jan Lemmen verabredet, um uns etwas von Weert zeigen und erzählen zu lassen. Die große Martinuskirche erweist sich nicht nur als sehr guter Treffpunkt, sondern auch als absolut sehenswert.

Begonnen wurde mit dem Bau der spätgotischen Hallenkirche im 15. Jahrhundert, aber wie üblich wurde im Laufe der Jahrhunderte einiges geändert und dazu gebaut. So gibt es zum Beispiel verschiedene Gewölbeformen, unter anderem ein Kreuzrippengewölbe in den Seitenschiffen und ein Sterngewölbe im Mittelschiff. Auffallend ist nicht nur, dass die Seitenschiffe gleich hoch sind wie das Hauptschiff in der Mitte, sondern auch die wunderschöne Bemalung der ganzen Decke.

Erst bei einer Renovierung in den 70er Jahren hat man entdeckt, dass sich unter der weißen Deckenfarbe wunderschöne farbige Gemälde befinden. Inzwischen wurden sie mühevoll freigelegt und die Pflanzen und Tiere, Engel und Teufel können jetzt bewundert werden. Die besonderen Details kann ich leider nur erahnen, für ein genaueres Betrachten bräuchte ich bei der Höhe ein Fernglas und ein bisschen mehr Licht.

St. Martinusirche in WeertImposante Einrichtung in der St. Martinusirche in Weert

Bemaltes Deckengewölbe in der St. Martinuskirche in WeertWunderschöne Malereien an den Deckengewölben

Die St. Martinuskirche ist die größte, aber nicht die einzige Kirche in Weert. Ganz gerne hätte ich noch die ehemalige Franziskuskirche besichtigt, die jetzt Franziskus Haus genannt wird. Heute finden in der relativ modernen Kirche aus den 60ern keine Gottesdienste statt, sondern es werden allerlei Events organisiert. Jetzt vor Weihnachten gibt es dort in der ehemaligen Kirche eine Eisbahn zum Schlittschuhfahren, das hätte ich mir sehr gerne angesehen. Leider sind wir ein paar Tage zu früh dran und die Aufbauarbeiten noch in vollem Gange, sodass wir auf einen Besuch verzichten müssen.

Zusammen mit unserem Stadtführer machen wir uns dafür auf Richtung Burg oder besser gesagt, zu dem Rest der davon noch übrig ist. Von der ursprünglichen Burg aus dem 15. Jahrhundert ist eigentlich nur noch ein Tor erhalten, das heute Zugang zu einem etwas unschönen Holzlagerplatz bietet. Schon 1702 haben die Spanier dafür gesorgt, dass die Burg dem Erdboden gleichgemacht wurde. Heute steht ein sehr schönes Herrenhaus aus dem Jahr 1841 auf den Fundamenten des Burgturms. Die Gracht um das Grundstück ist noch erhalten und mit ein bisschen Phantasie und der Hilfe eines Modell-Fotos kann man sich den imposanten Burgkomplex zumindest geistig sehr gut vorstellen.

Herrenhaus in Weert Das Herrenhaus, das auf den Fundamenten der Weerter Burg steht

Modell-Foto der Weerter BurgSo hat die Weerter Burg wohl mal ausgesehen

Auf dem Rückweg in die Ortsmitte nehmen wir uns noch etwas Zeit, um die Häuser entlang der Einkaufsstraßen genauer anzuschauen. Nicht überall sieht man die Schönheit sofort. In manchen Ecken braucht man schon einen 2. Blick, um über die grell bunten Reklameschilder an den Schaufenstern und den leer stehenden, mit Plakaten zugeklebten, Geschäften hinwegzuschauen. Aber dann entdeckt man sie, die kunstvoll gemauerten Giebel, die Nischen mit den kleinen Marienstatuen über unseren Köpfen und die wunderschönen Fassaden, die die Modernisierung schadlos überstanden haben.

Es gibt übrigens 73 Gebäude in Weert, die unter Denkmalschutz stehen. Für eine Gemeinde mit knapp 50.000 Einwohnern eine ganze Menge. In einem davon, dem Birgittinessenkloster verbringen wir die Nacht. Ein Teil des Klosters wird als Bed and Breakfast betrieben und, auch wenn ich das anfangs befürchtet habe, ganz ohne Tischgebet und Pflichtteilnahme am Gottesdienst. Dafür unglaublich ruhig und mit einem angenehm spartanisch eingerichteten Zimmer, das mich an meine Oma denken lässt. Kein schlechtes TV-Programm, keine brummende Klimaanlage, aber dennoch ganz modern mit WLAN und an Sauberkeit nicht zu übertreffen.

Backstein-Giebel in WeertWahre Handwerkskunst, so ein gemauerter Giebel

Das Birgittinessenkloster in WeertUnsere Übernachtungsadresse - das Kloster der Birgittinessen

Zimmer im Birgittinessenkloster WeertBesonderer Charme mit weit auseinander stehenden Betten in unserem Kloster-Zimmer

Bevor wir uns aber ins Kloster begeben, geht es ins Café de Harmonie. Kein Café für Kaffee und Kuchen, der in Weert natürlich ein echter Limburger Vlaai wäre, sondern eine wunderbar urige Kneipe. So ein typisches „braunes Café“ mit viel dunklem Holz, gedämpftem Licht und der Möglichkeit verschiedene Weine oder Biere zu probieren. Nette Wirtsleute gibt es dort auch und Tamara und Joost empfangen uns nicht nur sehr freundlich, sondern wählen auch noch köstliche Biere aus ihrer riesigen Auswahl für unsere „Proeverij“ aus.

Den Anfang machen wir mit dem „1414 Ambrosius“ einem echt Weerter Stadtbier – frisch, leicht und mit einem Hauch von Honig. Das „Trappist Isid’or“ von La Trappe danach, ist mit seinen 7,5 % schon etwas kräftiger, aber unglaublich süffig und lecker. Die Häppchen, die wir jetzt serviert bekommen, kommen gerade zur rechten Zeit, damit wir auch noch fit genug sind für Bier Nr. 3. Mein Favorit und das nicht nur wegen des außergewöhnlichen Namens.

Die zwei Brüder, die die Brauerei „Natte Gijt“ gegründet haben, scheinen lustige Gesellen zu sein, sonst würden sie ihre Brauerei wohl nicht „Nasse Geiß“ nennen. Einen feinen Geschmack haben sie wohl auch. Denn das sehr hopfenhaltige Bier „Hop met de Gijt“ ist zwar ziemlich bitter, aber abgerundet mit einem feinen Zitrus- bzw. Grapefruitgeschmack. Köstlich, sage ich euch.

Also wenn ihr in Weert seid, müsst ihr unbedingt im Café de Harmonie einkehren und euch die passende Geschichte zu einem oder besser mehreren der hervorragenden Biere erzählen lassen. Und natürlich das Trinken nicht vergessen, sehr empfehlenswert!

Café de Harmonie in WeertRichtig urig ist es im Café de Harmonie

Snacks im Café de Harmonie in WeertEssen fassen!

Bier "Hop met de Gijt" im Café de Harmonie in WeertMein Lieblings-Bier an diesem Abend

Reiseinfos Weert

Weert liegt in der Provinz Limburg, zwischen Eindhoven und Roermond.

Stadsgidsen Weert:  Stadtführungen mit verschiedenen Schwerpunkten nach Absprache für Gruppen oder Einzelpersonen

Café de Harmonie, Muntpromenade 9, Weert (update: leider inzwischen geschlossen)
Eine Wein- oder Bierprobe muss nicht vorbestellt werden, sondern kann man ganz spontan vor Ort bestellen. Umfang, Auswahl und Preis nach Absprache.

Gästehaus Kloster Birgittinessen, Maastraat 17, Weert
Übernachtungen mit Frühstück, auch mit Halb- oder Vollpension, für ein Wochenende oder länger

 

Wo man für ein köstliches Abendessen einkehren muss, erfahrt ihr im Artikel    und was die grüne Umgebung von Weert zu bieten habt unter Variationen von Grün rund um Weert.

 

Hinweis: Zu unserem Besuch in Weert wurden wir vom VVV Midden-Limburg eingeladen. Herzlichen Dank für die spontane und hervorragende Organisation.

 Historische Fassaden in WeertGeglückte Integration einer historischen Fassade

Sinterklaas Haus in WeertDie "Zwarte Pieten" sind auch unterwegs

Fassaden in WeertSchön restaurierte Fassaden in Weert

Maasstraat in WeertAuf zum Weihnachtsshopping in Weert

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