Wir stehen ganz still, keine Bewegung und kein Ton. Eine Minute nichts, kein Gespräch, nur das Lauschen in die Stille der Natur. Durch die vermeintliche Ruhe säuselt der Wind sanft durch die Baumwipfel, ein Vogel zirpt und da, in der Ferne, klopft ein Specht rhythmisch auf das Holz eines Baumstammes.
Man muss schon ein Stück hineinwandern, in den Nationalpark De Groote Peel. Etwas weg von Parkplatz und Café. Weg von den Freundinnen, die sich nach Kaffee und Kuchen beim Spaziergang die wichtigsten Neuigkeiten erzählen. Weg von den johlenden Kindern, die ausgelassen hin und her rennen. Dann findet man sie, die Ruhe, die Stille mit den feinen Klängen der Natur.
Nur noch wenige Reste des Hochmoores sind heute von den ursprünglich 30.000 Hektar übrig. Was die Natur in rund 6000 Jahren gebildet hat, graben die Torfstecher in einigen Jahrzehnten systematisch ab. Torf ist ein perfekter Brennstoff und Mitte des 19. Jahrhunderts sehr begehrt. Und das in Limburg und in Noord-Brabant, denn das Gebiet breitet sich diesseits und jenseits der Provinzgrenze aus.
„Die Torfspaten in Limburg waren kleiner als in Brabant“, erklärt uns Frans während unserer Wanderung. Er schmunzelt dabei etwas, denn der Größenunterschied des Spatens hatte einen besonderen Grund. Denn obwohl es ein Torfgebiet war, war der Abbau in den zwei Provinzen sehr unterschiedlich.
In Brabant wurde der Torf von Arbeitern einer Gesellschaft gestochen, die einen festen Lohn bekamen. In Limburg waren eigenständige Bauern am Werk, die den gestochenen Torf pro Stück Soden verkauften. Kleinere Torfsoden, die von den kleineren Spaten gestochen wurden, waren da kein Nachteil, sondern erhöhten den Profit.
Aber nicht nur das Werkzeug war anders, sondern auch die Art und Weise des Abbaus. Und das sieht man noch heute. Der großschalige Abbau in Brabant hinterließ größere Wasserflächen und breite Wasserläufe, die für die Abfuhr des Torfs gegraben wurden. In Limburg wurde das Hochmoor in kleine Parzellen geteilt, die an die Bauern verpachtet wurden. Pfade wurden dazwischen aufgeschüttet, wo der Torf mit Pferd und Wagen abtransportiert wurde.
Heute wandern wir auf diesen Pfaden durch den 1400 Hektar großen Naturpark, der in den 60er Jahren zum Naturschutzgebiet und 1992 zum Nationalpark erklärt wurde. Die Provinzgrenze ist inzwischen kein Hindernis mehr, ohne den Hinweis unseres fachkundigen Führers Frans hätten wir sie gar nicht entdeckt.
Die Pfade verlässt man im Groote Peel übrigens besser nicht. An vielen Stellen wird deutlich, wie feucht und morastig es hier ist. Auch wenn man wohl nicht komplett im Moor verschwindet, an manchen Stellen sinkt man schon so tief, dass man ordentlich feststeckt und sich selbst nicht mehr befreien kann. Ein etwas aufmüpfiger Teenager musste wohl schon mal seine Turnschuhe im Moor zurücklassen, weil er den Weg verließ und dann prompt feststeckte. Ihn konnte man befreien, seine Schuhe nicht.
Wir probieren es nicht aus und bleiben lieber auf den hölzernen Stegen, die man in manchen Teilen angelegt hat. Von der etwas erhöhten Position hat man auch eine viel bessere Sicht über die verschiedenen Landschaften. Offene Wasserflächen und feuchte Gebiete mit einem Bewuchs von Riet und Binsen, dazwischen trockenere Stellen mit Gräsern, Heidekraut und Baumbewuchs.
Die Birken, die hier an vielen Stellen wachsen, will man nach und nach zurückdrängen und wieder zurück zur ursprünglichen freien Fläche eines Hochmoores gelangen. Nur eine der Maßnahmen, um die Ausbreitung des ursprünglichen Bewuchses mit Torfmoos voranzutreiben und damit das Hochmoor wieder zu renaturieren.
Den Vögeln gefällt es jetzt schon im Nationalpark. Rund 90 verschiedene Arten können Vogelliebhaber entdecken. Im Herbst und im Frühling legen selbst Kraniche auf ihrem Vogelzug hier eine Pause ein. Kleinere Vogelarten, wie die Rohrdommel oder das Blaukehlchen gibt es hier natürlich auch.
Für einen größeren Ansturm an Natur-Fotografen sorgen aber nicht nur die Vögel. An einigen Tagen im Frühling ist eine Stelle im Naturgebiet besonders beliebt. Dort im seichten Gewässer paart sich zu dieser Zeit der Moorfrosch und zur Feier des Tages färbt sich das normalerweise unscheinbar braune Männchen in ein leuchtendes Blau.
Auf dieses farbenfrohe Spektakel müssen wir bei unserem Besuch zwar verzichten, aber der Nationalpark De Groote Peel verwöhnt uns ohnehin mit wunderschönen Aussichten. Und habe ich euch schon von dieser unglaublichen Stille im Naturgebiet erzählt?
Reiseinfos Nationalpark De Groote Peel
Buitencentrum de Pelen, Moostdijk 15, Ospel
Besucherzentrum mit Infostand, Verkauf und Café
kostenloser Parkplatz
Start- und Endpunkt vieler Wanderrouten
Öffnungszeiten: April – Oktober, täglich 10 bis 18 Uhr
November – März, 10 bis 17 Uhr, montags geschlossen
Die Routen sind gut ausgeschildert und können einfach auf eigene Faust erwandert werden. Wer an einer Führung teilnehmen will oder sich von einem fachkundigen Führer (verschiedene Fachgebiete) begleiten lassen möchte, findet Infos auf der Website vom Staatsbosbeheer.
Übernachtung und Verpflegung
Während unseres Aufenthalts in Limburg haben wir, bereits zum zweiten Mal, in einem wunderschönen Ferienhaus im Buitenhof De Leistert übernachtet. Wir hatten eine luxuriöse Variante mit eigener Sauna, die wir vor allem nach unserer Herbstwanderung im Nationalpark sehr zu schätzen wussten.
Einen ausführlichen Bericht über den Ferienpark und die Ferienhäuser findet ihr in der Rubrik 'Geprüft und Getestet' im Nach-Holland-Blog unter „Ein Ferienhaus im Grünen bei Buitenhof De Leistert“.
Einige Alternativen gibt es unter Übernachten in Roermond und Umgebung
In der Umgebung des Nationalparks gibt es einige empfehlenswerten Restaurants, die ich selbst schon getestet und für gut befunden habe:
- Daatjeshoeve, Heugterbroekdijk 34, Nederweert (Blog: Kulinarische Tour mit einem Tuk-Tuk )
- Restaurant Bi-j Siem, Kerkstraat 56, Nederweert (Blog: Gut essen in Nederweert)
- Restaurant Diverso, Brugstraat 44, Nederweert (Blog: Gut essen in Nederweert)
- Kasteel Baexem, Kasteelweg 7, Baexem (Blog: Kasteel Baexem, ein Ort voller Genuss und Entspannung)
- Amusant, Beekstraat 54, Weert (Blog: Amusant und Piekoo Belloo - Neues in Weert)
- Flavours, Hoogstraat 28, Weert (Blog: Leckere Überraschung im Restaurant Flavours )
Hinweis: Wir waren im Zuge einer Recherchereise, organisiert vom VVV Midden-Limburg, rund um Nederweert unterwegs. Herzlichen Dank an alle Beteiligten!
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