Schwere Stahltüren mit Luken, die sich über 3 Stockwerke verteilt an den Wänden links und rechts aufreihen. Davor schmale Galerien mit schmiedeeisernen Geländern, um die Türen zu erreichen. Nichts behindert die Sicht auf die Galerien und Türen, hinter denen die Zellen von 2 x 4 m liegen. Vor den Fenstern schwere Eisengitter, die ein Entkommen unmöglich machen.

Man sieht den großen, muskelbepackten Wärter mit dem großen Schlüsselbund regelrecht vor sich, der allein mit seiner Anwesenheit schon für Ruhe und Ordnung sorgt. Er schreitet an den Türen entlang und lässt den riesigen Schlüssel am Geländer mit viel Geklapper entlang gleiten.

arresthuis-eingang

Zugegeben von einem Wärter wurden wir nicht empfangen, sondern von einer eher zierlichen und äußerst freundlichen Angestellten des 4-Sterne-Hotels Het Arresthuis. Sie hatte auch keinen Schlüsselbund in der Hand, sondern schenkte uns als Willkommensgruß ein Glas Prosecco ein, bevor sie uns zum Zimmer begleitete.

Aber der Rest der Beschreibung stimmt wirklich, denn das Hotel ist im ehemaligen Gefängnis von Roermond aus dem Jahre 1863 untergebracht und sehr viele authentische Details sind bewahrt geblieben. Bis 2007 wurde das Gebäude als Gefängnis genutzt und nach 2-jähriger Umbauzeit dann im April 2011 als Hotel Het Arresthuis eröffnet.

arresthuis-aussen

Mit der Zellengröße von 2 x 4 m muss man sich aber in seinem Zimmer nicht zufriedengeben. Es wurden 3 Zellen zusammengefügt, die in Vorraum, Schlafraum und Badezimmer aufgeteilt wurden. Die Zimmer sind in modernem Design eingerichtet und passend für ein Gefängnis geradlinig und ohne viel Schnick-Schnack. Dicke Teppiche sucht man vergebens und die verschiedenen Bereiche sind nur visuell getrennt, Türen gibt es nicht. Wer also auf eine Toilettentür absolut nicht verzichten kann, sollte vielleicht ein anderes Hotel in Erwägung ziehen.

Das wäre aber extrem schade, denn das Hotel Het Arresthuis hat viele schöne Besonderheiten zu bieten, die den Aufenthalt zu einem sehr angenehmen Erlebnis machen. Ganz wichtig, das Bett ist hervorragend - angenehm breit, angenehm fest und ohne lästige Ritze in der Mitte.

Mit seinen 2 m Länge passt es genau zwischen die 2 Zellenwände und der Flachbildschirm über dem Fußende sorgt für Fernseh- und Radiogenuss im Bett. Ein 2. Fernseher befindet sich übrigens im Vorraum bei der Sitzgelegenheit, sodass man bei einer Tasse Kaffee oder Tee, die man sich selbst kostenlos zubereiten kann, oder einem Getränk aus der gut bestückten Minibar, auch noch fernsehen kann. Auch ein kostenloser Internet-Zugang ist vorhanden.

arresthuis-zimmer

Sehr gut hat mir die indirekte und sehr angenehme Beleuchtung überall im Zimmer gefallen. Am Bett, hinter dem großen Spiegel im Bad und auch hinter dem tollen Foto im Vorraum. Und auch der Einbauschrank in der nicht genutzten Türnische, bei dem beim Öffnen das Licht angeht, ist eine sehr gute Lösung.

Das große Porträtfoto im Vorraum gehört übrigens zu einer Serie von Porträts von zu lebenslang verurteilten Insassen des Angola State Gefängnis in den USA, die vom Fotografen Cees Roelofs gemacht wurden. Überhaupt gibt es viele nette Details mit einem Bezug auf das Gefängnis-Thema.

Die Kaffeetassen im Zimmer sind aus Porzellan, sehen aber aus wie die typischen etwas abgeschlagenen, weiß emaillierten Blechtassen. Die Verpackungen der Kosmetikprodukte sind wie das Geschirr beim Frühstück mit Abbildungen der originalen Graffitis von den Zellenwänden versehen. Die Angestellten im Service tragen schwarz-weiß gestreifte Schürzen. Und selbst der Wein im Keller sitzt hinter Schloss und Riegel.

arresthuis-wein

Auch auf dem Rücken der Bademäntel, die wir für unseren Gang in die Sauna anziehen, sind passende Sträflingsnummern zu finden. Die Sauna im 3. Stock, die gleich neben dem Fitnessraum mit modernen Geräten zu finden ist, haben wir ganz luxuriös für uns allein. Der Saunabereich ist nicht riesig, aber mit 2 Duschen, extra Fußwärmebecken und 2 Liegen zumindest für 2 Personen perfekt ausgestattet. Bei größerem Andrang müsste man sich dann irgendwie bei den Liegen arrangieren.

Ein Restaurant gibt es natürlich auch im Hotel. Nach den Beurteilungen, die ich so gelesen habe, muss das Essen auch sehr gut sein. Selbst gegessen habe ich dort aber nicht. Gefrühstückt aber schon und das war sehr empfehlenswert. Zusätzlich zum Buffet werden verschiedene Eiergerichte frisch zubereitet und geräucherter Lachs oder Aal serviert. Bei mir wurde es ein Omelett mit Schinken und Käse. Auch auf typisch Niederländisches muss man nicht verzichten, es wird auch Ontbijtkoek, Hagelslag und Pindakaas angeboten.

arresthuis-restaurant

Also wie ihr lesen konntet, meine Nacht im Gefängnis war sehr angenehm und ich kann das Hotel Het Arresthuis nur weiterempfehlen. Das Hotel liegt übrigens im Zentrum des schönen Städtchens Roermond gleich um die Ecke vom Münsterplatz. Zum Hotel gehört auch ein abgeschlossener Parkplatz, der kostenlos genutzt werden kann. Auch nach dem Auschecken konnten wir unser Auto für den Rest des Tages dort stehenlassen.

Das Hotel verfügt neben den normalen Doppelzimmern, auch noch über einige Deluxe-Zimmer und Suiten, die ich aber nicht gesehen habe. Gebucht werden kann direkt beim Hotel oder über Buchungsportale, wie z.B. booking.com*.

 

Hinweis: Zur Nacht im Gefängnis wurde ich freundlicherweise vom Hotel Het Arresthuis eingeladen.

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