Sich in frische weiße Laken kuscheln und durch die Nacht schaukeln. Am Morgen durch Kaffeeduft geweckt werden und den Tag mit einem köstlichen Frühstück beginnen, bevor man ausgeruht am Reiseziel ankommt.

Zu schön, um wahr zu sein? Ich habe den Nachtzug nach Holland mal getestet und werde euch verraten, wie es wirklich ist, um im City Night Line zu reisen und zu schlafen.

CNL Pollux

Es ist schon nach Mitternacht, als ich in den Nachtzug mit dem Namen Pollux einsteige. Von München bis Amsterdam dauert die Fahrt etwas mehr als 10 Stunden, aber da ich etwas später einsteige und etwas früher aussteige, sind es bei mir nur 8.

Die schon im Vorfeld angekündigte Verspätung von 20 Minuten, wegen einer Baustelle unterwegs, sind dann nur akzeptable 15 Minuten, die ich auf dem nächtlichen Bahnsteig verbringe.

Der Schlafwagen 187 ist meiner und kaum bin ich eingestiegen, weist mir die Stewardess, die im Zug Servicemitarbeiterin heißt, den Weg zu meinem Abteil und meinem Bett. Ein tatsächlich weiß bezogenes Bett erwartet mich dort und ich bekomme auch gleich sämtliche Knöpfe, Schalter und Notausgänge erklärt.

CNL Schlafwagen

Drei Betten übereinander gibt es im Schlafwagen-Abteil, aber da ich alleine bin, sind die oberen zwei Betten weggeklappt. Meine Reisetasche kann ich als Alleinreisende Gott sei Dank einfach auf den Boden vor dem Bett stellen, denn unters Bett bekomme ich sie nicht. Mit einem Koffer könnte es evtl. funktionieren, aber groß darf der trotzdem nicht sein. Ich kann mir vorstellen, dass es mit viel Gepäck, vor allem wenn das Abteil mit 3 Personen belegt ist, ein Problem gibt, denn viel Stauraum gibt es nicht.

Dafür gibt es in einem Schrank sogar ein eigenes Waschbecken, ausgestattet mit Waschlappen, Handtüchern, Seife und Mundspülwasser. Wer auch noch ein eigenes WC und eine Dusche möchte, muss in einem Deluxe-Abteil reisen. Economy-Fahrgäste, wie ich, sind auf die beiden WCs und eine Dusche pro Schlafwagen angewiesen. Bei voller Besetzung wären die für insgesamt 27 Personen, aber die meisten Abteile sind nur mit 1-2 Personen belegt und so kommt es zu keinem Stau vor der Toilette.

Die Sauberkeit der Sanitäranlagen ist in Ordnung, obwohl das WC am Anfang der Fahrt besser aussieht als am Ende. Aus hygienischen Gründen muss man sich aber einen Gang auf die Toilette nicht verkneifen.

CNL Waschbecken

Einen Speisewagen gibt es in „meinem“ Zug nicht, der wird nur auf den Hauptstrecken angeboten. Getränke und ein paar kleine Snacks gibt es aber jederzeit beim Servicepersonal. Dafür gibt es sogar einen Ruf-Knopf direkt über dem Bett.

Ich brauche aber nichts mehr und lege mich gleich mal hin. Die 1,90 m Bettlänge sind für mich völlig ausreichend und auch mit der Härte der Matratze, der Bettdecke und dem Kopfkissen bin ich sehr zufrieden. Natürlich ist es mit seinen 75 cm Breite kein Luxusbett, aber das habe ich im Nachtzug auch nicht erwartet.

Obwohl es eigentlich gar nicht so laut rattert, stopfe ich mir für alle Fälle noch meine Ohrstöpsel in die Ohren, bevor ich das Licht ausmache. Ich schlafe recht schnell ein, das Schaukeln stört dabei nicht, sondern beschleunigt das Ganze vielmehr.

Ein richtig langer Tiefschlaf wird es aber leider nicht, nachts wache ich dann doch öfters auf. Nicht so sehr, weil es laut ist oder wackelt, sondern weil mein Gehirn mir Streiche spielt und mir Träume schickt, in denen ich verschlafe und verpasse auszusteigen.

CNL Speisekarte

Völlig unbegründet, denn rechtzeitig vor der Ankunft weckt mich ein Piepton, wie mit den Mitarbeitern verabredet. Auch dass ich mir Kaffee gewünscht habe, weiß der freundliche Herr, der mir kurz darauf mein Frühstück bringt.

Spiegeleier mit Speck gibt es leider nicht, aber zumindest der Kaffee ist heiß und das Brötchen frisch. Der Rest des Inhalts meiner Frühstücksbox ist mehr von der haltbaren Art und fein säuberlich verpackt. Aber mir schmeckt es trotzdem und wie oft bekommt man schon das Frühstück ins Bett geliefert?!

Falls man lieber an einem Tisch isst, kann man sich übrigens auch das Abteil umbauen lassen, aber darauf verzichte ich gerne und genieße noch ein bisschen die vorbeiziehende Landschaft im Liegen.

CNL Fruehstueck

Mein Fazit

Ich habe die Fahrt im Schlafwagen genossen und die Reise war definitiv entspannter als am Tag. Im Nachtzug muss man zwar größtenteils auf die Aussicht verzichten, aber man gewinnt dafür einen Tag am Reiseziel dazu.

Etwas günstiger als im Schlafwagen, aber dennoch im Liegen, reist man übrigens im Liegewagen des City Night Line. Man schläft dann aber zu viert oder zu sechst im Abteil. Vor allem wenn man sich das Abteil mit fremden Menschen teilt, fehlt dabei aber ein bisschen die Privatsphäre beim Schlafen. Ein Vorhang rund um das Bett bzw. die Liege, wie in anderen Ländern üblich, könnte da Wunder wirken. Nur mal so als Tipp liebe Bahn!
Als dritte und günstigste Variante gibt es auch noch Ruhesessel im Nachtzug. Man kann zwar nicht richtig liegen, aber die Sessel sind zumindest nach hinten verstellbar.

Ein Tipp gilt aber für alle Reisevarianten im City Night Line: Frühzeitig buchen!
Zum Ersten hat man dann noch alle Reisevarianten zur Auswahl und zum Zweiten ist es um einiges billiger. Auch wenn man die Hin- und Rückreise zusammen bucht, kann man ordentlich sparen.

Der City Night Line fährt übrigens nicht nur von München aus nach Amsterdam. Auch von Kopenhagen über Hamburg, von Prag über Berlin und von Zürich aus geht es mit dem Nachtzug nach Holland.

 

Update Dezember 2016:

Leider fahren keine Nachtzüge mehr nach Holland! Zwar gibt es weiterhin Nachtzüge in Deutschland, Österreich und der Schweiz, jetzt unter dem Namen Nightjet. Jedoch fährt der Nightjet leider nicht bis in die Niederlande. Wenn man den Nachtzug dennoch nutzen möchte, muss man leider in Düsseldorf aussteigen. Von dort habt ihr aber zumindest einen recht guten Anschluß mit "normalen" Zügen in die niederländischen Städte.

 

Hinweis: Zur Fahrt mit dem City Night Line wurde ich von der Deutsche Bahn AG eingeladen. 

 

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