In Holland kennt Douwe Egberts jedes Kind, zumindest wenn es schon in einem Alter ist, um Kaffee zu trinken. Deutsche sagt der Firmenname vielleicht nichts, aber wenn sie gut auf die Verpackung ihrer Senseo-Pads schauen, steht er dort bestimmt irgendwo.

Was ich bisher nicht wusste - der Ursprung dieser Kaffeerösterei liegt in Joure. Und Kaffee gebrannt wird in diesem Ort in Friesland noch heute. Gründer des heutigen Konzerns war ein Egbert Douwes. Seinen Betrieb benannte er aber nicht nach sich, wie man vermuten könnte, sondern nach seinem Sohn Douwe Egberts. Ein bisschen verwirrend diese Namensvariationen, die im Jahr 1755 in Friesland scheinbar üblich waren, da weiß man gar nicht mehr, was vorne und hinten ist.

joure museum

Dass die Firma seit 2013 der deutschen Familie Reimann gehört, hat mir unser Führer Anno Valkema im Museum Joure verschwiegen. Aber das ist eigentlich auch ganz unbedeutend, sein Resort ist die Geschichte von Douwe Egberts. Als ehemaliger Angestellter kennt er sich sehr gut aus und ich erfahre viel Wissenswertes über den Anbau von Kaffee und seiner Verarbeitung. Sogar einen historischen Röstapparat gibt es hier und kaum ist er angeworfen, zieht betörender Kaffeeduft durch den Raum.

Kaffee war aber nicht das einzige Produkt, für das die Firma Douwe Egberts stand. Auch Tee und Tabak gehörte zum Sortiment. Und auch die kommen im Museum nicht zu kurz. Tabakblätter werden beschnuppert und Platten aus gepresstem Tee bewundert. Im Eingangsbereich unten steht eine imposante Maschine, die ich nur zu gerne vorgeführt bekomme. Teebeutel werden hier fein säuberlich gefaltet und akkurat befüllt. Faszinierend.

joure roestapparatDamit wurde früher der Kaffee geröstet

Aber nicht nur um Douwe Egberts geht es im Museum Joure. In 10 historischen Gebäuden werden die Handwerke und Traditionen des Ortes gezeigt. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter lassen das Museum regelmäßig aufleben. Keine starren Ausstellungen, sondern authentisches Handwerk kann man hier erleben.

Es wird Kupfer geschlagen, Silber geschmiedet und Messing gegossen. Der Herr, der über die Druckerei wacht, zeigt mir, wie man früher die Buchstaben einzeln zusammensetzen musste und wie viel schneller es mit den ersten Setzmaschinen ging. Ich darf auch selbst Hand anlegen und mit etwas Muskelkraft mein eigenes Lesezeichen drucken.

joure druckereiIn der Druckerei wird uns das alte Handwerk gezeigt

joure gebaeude

Ein kurzer Gang über den Hof und mich empfängt ein mehrstimmiges Tick-Tack im nächsten Gebäude. Joure war ein Zentrum des Uhrmacher-Handwerks im 18. und 19. Jahrhundert. Eine friesische Wanduhr aus Joure zierte wohl so manches Heim der bessergestellten Herrschaften. Besonders gefallen mir die beweglichen Zifferblätter. Ein Schiff reitet im Takt auf den Wellen, ein Hirsch kommt hinter den Büschen hervor und Kinder vergnügen sich auf einer Schaukel.

Zur vollen Stunde wird es dann ziemlich laut im Raum. Mehrtöniger Glockenschlag schallt mir entgegen. Ich entflüchte in ruhigere Gefilde und mach einen Abstecher in den nostalgischen Krämerladen auf der anderen Straßenseite.

Der Museumsladen De Witte Os gehört zum Museumskomplex, wie auch das angrenzende Café, aber auch ohne Eintrittskarte fürs Museum kann man sich hier umschauen und natürlich auch einkaufen. Souvenirs, Süßigkeiten von Früher, aber auch Tee und frisch gebrannten Kaffee gibt es hier zu kaufen. Ganz wie in früheren Zeiten!

joure uhrmachereiDie Uhrmacherei

joure uhrenEine Vielzahl an verschiedenen typisch friesischen Uhren

joure ladenDer hübsche Laden des Museums

Infos

Museum Joure, Geelgieterstraat 1-11, Joure
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 - 17 Uhr, Samstag bis Montag 14 – 17 Uhr
Im Sommer jeden Donnerstagnachmittag Handwerks-Vorführungen
Eintritt: Erwachsene 5,- Euro, Kinder von 4 bis 16 Jahren: 2,50 Euro, Familienkarte 12,50 Euro
Auf vorherige Anfrage sind auch Führungen auf Deutsch möglich.

Zugang zum Museumsladen De Witte Os über die Midstraat 97 (Einkaufsstraße), am Sonntag geschlossen.

 

Übernachtet habe ich im Zentrum der Stadt im Hotel Herberg Joure*

Ein sehr nettes kleines 10-Zimmer Hotel mit Bed & Breakfast-Charakter. Saubere und individuell eingerichtete Zimmer mit einem großzügigen, aber etwas kahlen Bad. Kostenloses W-LAN im Zimmer. Morgens gibt es ein leckeres Frühstück mit vom freundlichen Gastherrn zubereitetem Frühstücksei nach Wunsch.
Wenn man morgens lange ausschlafen möchte und etwas lärmempfindlich ist, sollte man ein Zimmer nach hinten raus nehmen. Friesen sind scheinbar Frühaufsteher und fahren recht früh zur Arbeit.

joure hotelEin Blick in unser Hotelzimmer

Hinweis: Der Besuch in Joure war Teil einer Recherchereise, bei der ich freundlicherweise von Beleef Friesland und dem Niederländische Büro für Tourismus & Convention unterstützt wurde. 

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