Groß muss er gewesen sein, der Utrechter Dom, sehr groß. Der Turm des Doms ist heute noch der höchste der ganzen Niederlande. Vom Dom selbst ist nur noch ein kleiner Teil vorhanden, der, wenn man mal im übrig gebliebenen Chorraum steht, kein bisschen klein ist. Für die Menschen im späten Mittelalter muss dieses Bauwerk gigantisch gewesen sein.

Anmaßend und als ein Symbol von Eitelkeit und Verschwendung, als zweiter Turm von Babel, bezeichnete ein Kritiker das Bauwerk schon im 14. Jahrhundert. Dass der Einsturz des Kirchenschiffes bei einem großen Sturm im Jahr 1674 als Strafe Gottes ausgelegt wurde, überrascht darum keineswegs.

utrecht dom ansicht

Über 150 Jahre blieben die Trümmer des Doms liegen. Niemand traute sich das „göttliche Zeichen“ zu beseitigen, erfahre ich bei meiner Zeitreise durch die Geschichte des Doms. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aufgeräumt und im wahrsten Sinne des Wortes Platz gemacht für den Domplein, den Domplatz.

Hier am Domplein beginnt auch meine Zeitreise, genauer gesagt unter dem Platz. Es geht nämlich im wahrsten Sinne des Wortes DomUnder, in den Untergrund. Dieses Museum ist anders, keine Vitrinen mit Fundstücken aus vergangenen Zeiten, sondern eine Spurensuche direkt zwischen den Fundamenten und Überresten im Erdreich.

Zur Einführung gibt es einen unterhaltsamen Überblick über die Geschichte des Ortes. Denn auch vor dem Bau des Doms stand an diesem Ort schon Historisches. Beinahe 2000 Jahre zurück, bis ins Jahr 50 n. Chr., reicht die Zeitreise. Damals stand hier ein römisches Kastell, das Teil der Grenze des Römischen Reiches, des Limes, war. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber zu dieser Zeit floss nur 200 Meter entfernt der Rhein vorbei. Viel ist heute von dem großen Fluss, dank des Baus des Amsterdam-Rhein-Kanals, an dieser Stelle nicht mehr übrig.

Einiges wurde gebaut, abgebrannt, neu gebaut und wieder zerstört in den folgenden Jahrhunderten. Die erste Kirche, noch aus Holz wurde um das Jahr 630 errichtet, nur einige Jahrzehnte später kam eine erste steinerne Kirche an ihre Stelle. Es war nicht die Letzte, aber keine war so groß wie der gotische Dom, der teilweise heute noch steht. Utrecht war sehr reich damals im 13. Jahrhundert und die neue Kirche sollte größer und schöner sein, als alle Kirchen in der Umgebung.

Geschichte im Museum DomUnder UtrechtEs hat sich viel getan in beinahe 2000 Jahren, erfahre ich bei meiner Zeitreise

Mit dem Bau des Chors wurde 1254 begonnen, der Kölner Dom war das Vorbild und Dank des Reichtums waren steinerne Gewölbe und eine Vielzahl an Stützpfeilern kein Problem. Auch der Turm des Doms wurde noch ordentlich gebaut, beim Mittelschiff aber musste schon gespart werden. Das Deckengewölbe aus Holz und nur spärlich eingesetzte Stützpfeiler waren dann auch das Todesurteil dieses Teils der Kirche. Ein schwerer Sturm 1674, ob es jetzt ein Tornado war oder auch nicht, besiegelte das Ende der ambitionierten Baupläne des Utrechter Kirchenadels.

Ein eindrucksvoller Film lässt mich das Ende des Kirchenschiffes miterleben, bevor es mit einer speziellen Taschenlampe auf die Suche geht nach den Überbleibseln der bewegenden Geschichte dieses Ortes. Im Schein der Lampe lassen sich nicht nur die Fundamente, Fundstücke und Mauerreste von den Bauwerken, die hier über die Jahrhunderte standen, entdecken. Wenn das Licht auf spezielle Sensoren fällt, gibt es auch eine passende Erzählung mit interessanten Hintergrund-Informationen dazu. Eine wirklich spannende Art, jemandem Geschichte näher zu bringen und ich habe einen riesen Spaß auf meiner Entdeckungstour.

Unterirdisches Museum DomUnder in UtrechtSpektakel im Untergrund - Multimedia im DomUnder

utrecht domunder entdeckungsreiseMit einer Taschenlampe geht es im Dunkeln auf Entdeckungstour

Nach der Erkundung unter den Domplein geht es in die Höhe. Es ist nicht das erste Mal, dass ich die 465 Stufen des Domturms erklimme. Aber scheinbar ist mir auch dieses Mal Petrus nicht so wohl gesonnen. Fieser Wind und Regen empfangen mich, kaum dass ich auf eine der Plattformen des Turms trete, die im Freien liegen.

Dennoch habe ich Glück, denn ein besseres Timing könnte ich nicht haben, kaum komme ich beim Carillon vorbei, beginnt es auch schon zu spielen. Interessant zu sehen, wie sich die riesige Spieluhr bewegt und die Musik über ganz Utrecht zu hören ist. Samstags gibt es das Ganze übrigens Live und die Dame, die das Glockenspiel zum Klingen bringt, spielt Musik der verschiedensten Genres, auch mal The Wall von Pink Floyd oder ein Tribut an David Bowie.

Die Aussicht über die Altstadt von Utrecht und den Domplein von ganz oben ist immer noch wunderschön. Aber ich hoffe, irgendwann kann ich dies auch mal bei Sonnenschein und toller Fernsicht bewundern. Von unten ist mir die Kombination Domturm und blauer Himmel immerhin schon einmal geglückt.

utrecht dom carillon Nur eine der Glocken des Carillons...

utrecht dom carillon innen... und die Trommel der "Spieluhr" ist auch nicht gerade klein

utrecht dom aussichtMieses Wetter und dennoch eine tolle Aussicht von ganz oben

Bei Sonnenschein sind auch die bunten Glasfenster im Chorraum der Domkirche besonders schön. Die Sonne lässt die Farben erst richtig strahlen und bringt dieses wunderschöne farbige Licht in den Innenraum des Doms. Die Zeiten der katholischen Andacht sind dort übrigens schon lange vorbei. Der Bildersturm im 16. Jahrhundert hat seine zerstörerischen Spuren hinterlassen und so manche Heiligen wurden ihrer Köpfe beraubt.

Heute ist eher ein protestantischer Pragmatismus in den Dom eingekehrt. Noch immer gibt es Gottesdienste und Möglichkeiten der Besinnung, aber dazwischen wird auch aktuelle Kunst ausgestellt und in einem Seitengang befinden sich ein Souvenirshop und das Domcafé. Einfach mal aus Neugierde einen Blick in den vom Sturm verschonten Teil, den Chorraum des Doms, zu werfen, ist damit ganz unkompliziert und solltet ihr unbedingt mal machen.

Nach eurer Zeitreise von DomUnder bis hinauf auf den Turm und in den Dom von heute, verpasst nicht, euch draußen im Innenhof in den wunderschönen Kreuzgang zu setzen und einen Blick auf die schönen Wasserspeier am Dom zu werfen. Und dann schaut ihr ganz hinauf bis zur Spitze des Domturms von Utrecht und seid stolz darauf, dass ihr die 465 Stufen bis ganz nach oben geschafft habt.

 utrecht domturm hochEin letzter Blick nach oben, nach 465 Stufen und mit etwas wackligen Knien

Reiseinfos Dom Utrecht

DOMunder, Domplein, Utrecht
Eine unterirdische Entdeckungsreise, Informationen in Deutsch, Englisch und Niederländisch

Öffnungszeiten: täglich 10.30 - 16.30 Uhr, Entdeckungstouren starten jede Stunde
Eintritt: Erwachsene 11,- Euro, Kinder und Jugendliche (6 - 18 Jahre) 8,50 Euro

 

Domturm, Domplein, Utrecht
Besteigung nur innerhalb einer Führung möglich, dabei werden auch die Innenräume, der Glockenturm und das Carillon besucht. Tickets und Start der Führung im Touristenbüro VVV nebenan.

Öffnungszeiten: Dienstag - Samstag 10 - 17 Uhr, Sonntag und Montag 12 - 17 Uhr
Eintritt: Erwachsene 9,- Euro, Schüler, Studenten und Senioren 7,50 Euro, Kinder (4 - 12 Jahre) 5,- Euro

 

Domkirche, Domplein, Utrecht
Außerhalb der Gottesdienste ist die Kirche frei zugänglich, Führungen sind möglich. Am Samstag um 15.30 Uhr finden in der Kirche kostenlose Konzerte statt.

Öffnungszeiten Kirche: Mai - September 10 - 17 Uhr, Oktober - April 11 - 16 Uhr, samstags nur bis 15.30 Uhr, sonntags 12.30 - 16 Uhr
Öffnungszeiten Innenhof: täglich 9.45 - 16.15 Uhr, samstags ab 10.30 Uhr, sonntags ab 11.45 Uhr
Eintritt: frei

 

Allgemeine Reiseinfos zu Utrecht findet ihr hier auf Nach Holland unter Utrecht und Hoteltipps Utrecht.

utrechter dom von obenBlick von oben auf den übriggeblieben Teil des Doms

utrecht dom kreuzgangDer Innenhof mit Kreuzgang ist perfekt für eine Pause und selten so leer

utrecht dom wasserspeierDie Wasserspeier, schön aber etwas furchterregend

utrecht dom chorraumBeeindruckende Gotische Vertikale im Chorraum des Utrechter Doms

PS: Wie ihr an der Farbe des Himmels auf den Fotos erkennen könnt, sind nicht alle Fotos am gleichen Tag gemacht. Utrecht kann man nämlich sehr gut öfters besuchen - das lohnt sich!

 

Hinweis: Utrecht, den Domturm und DomUnder besuchte ich im Zuge einer Pressereise, die vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention und Toerisme Utrecht organisiert wurde. 

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