Windmühlen, deren Flügel sich gemächlich im Wind drehen. Kleine Häuschen mit Fassaden aus dunkelgrün gestrichenem Holz und weißen Fensterrahmen. Gebogene Brücken führen über die Wassergräben zu den Haustüren und Schafe grasen auf den Wiesen gleich nebenan. Idylle pur!
Wenn da nur nicht die Menschenmassen wären, die sich an manchen Tagen durch dieses Stückchen Holland pflügen. Was asiatische Touristen nicht einmal bei einem kurzen Wochenend-Trip durch die Niederlande auslassen, hat bei mir viele Jahre auf sich warten lassen. Aber in diesem Jahr war es dann endlich so weit. Gleich zwei Mal geht es mit dem Fahrrad ins Freilichtmuseum Zaanse Schans. Und ja, trotz Touristenmassen, es ist wirklich schön da.
Die meisten Touristen nehmen nicht das Fahrrad, sie kommen mit großen Reisebussen, die sich anschließend auf dem großen Parkplatz aneinanderreihen. Eigentlich schade, denn von Amsterdam aus, ist es eine sehr schöne Radtour bis nach Zaanse Schans.
Noch ein bisschen schöner ist die Kombination mit einer Schifffahrt. Wenn man nicht wie ich mit Boat Bike Tours unterwegs ist, kann man auch das Zaanboot nehmen. Vom Amsterdamer Hauptbahnhof fährt es bis nach Zaandam und kürzt so die Radstrecke um einige Kilometer. Mit dem Schiff zu fahren macht aber auch einfach Spaß und gibt noch einmal eine ganz andere Perspektive auf Amsterdam und den Zaanstreek, wie die Gegend um Zaandam heißt.
Schon unterwegs, radelnd auf dem Weg von Zaandam, sehen wir sie überall. Die Häuser mit einer Fassade aus Holz in diesem typischen Grün. In Zaandam haben sie selbst die ganze Innenstadt diesem traditionellen Fassaden-Thema gewidmet, wenn auch modern und manchmal schon etwas an Disneyland erinnernd. Das Inntel Hotel und auch der Bahnhof nebenan sind dabei das Tüpfelchen auf dem i.
In Zaanse Schans lebt dagegen die Geschichte wieder auf. Auch wenn es vielleicht so scheint, ein echtes Dorf hat man dort nicht vor sich. Die historischen Gebäude und Windmühlen, die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen, standen ursprünglich in der ganzen Gegend verteilt. Erst seit 1961 haben sie nach einem fachgerechten Abbau und Wiederaufbau eine neue Heimat in Zaanse Schans gefunden.
Jetzt kann man sich einen kleinen Krämerladen, einen echten historischen Albert Heijn, ansehen und auch eine Bäckerei. In einer der Windmühlen wird Holz gesägt, in den Anderen Gewürze, Öl oder Mehl gemahlen. Auch holländisches Handwerk kommt nicht zu kurz. Kleine Ausstellungen, manchmal auch Demonstrationen, zeigen wie Delfter Porzellan bemalt, Likör destilliert und Stroopwaffeln gebacken werden. Den typischen holländischen Holzschuhen, den Klompen, ist eine eigene große Scheune gewidmet und natürlich gibt es auch eine Käserei, in der man erfährt, wie echter holländischer Käse entsteht.
Dass man ohne Souvenir nach Hause geht, braucht man übrigens nicht befürchten. Den größten Teil der Museen in der Zaanse Schans nehmen die Verkaufsräume ein. Egal ob Delfter Porzellan, Klompen oder Käse, von allem gibt es reichlich und in allen Variationen und Ausführungen. Die Preise sind gesalzen, aber die meisten Besucher kaufen dennoch enthusiastisch ein. Dass der Großteil der Zaanse Schans gratis besucht werden kann, wird so problemlos wieder wettgemacht.
Gratis kommt man ins Zaans Museum beim Haupteingang nur mit einer Museumkaart oder einer I Amsterdam Card*. Aber der Eintrittspreis sollte einen nicht von einem Besuch abhalten, denn hier gibt es seit Kurzem einen echten Monet zu bewundern. Vier Monate verbrachte der französische Maler 1871 in Zaandam, um zu malen. 25 Kunstwerke sind hier entstanden, wobei drei davon in den Niederlanden zu sehen sind. Eines hängt im Van Gogh Museum in Amsterdam, eines im Kröller-Müller Museum und das Dritte jetzt im Zaans Museum.
Die Gemäldegalerie ist nur ein kleiner Teil des Museums. Sehr unterschiedliche Ausstellungsstücke, die das Leben und Arbeiten im Zaanse Streek ausgemacht haben, werden hier modern und multimedial präsentiert. Das reicht von typischen Trachten, über Gebrauchsgegenständen bis zu Utensilien des Walfischfangs, zu dem viele Zaanse Männer in früheren Zeiten aufbrachen.
Mein persönliches Highlight im Zaans Museum ist der Verkade Pavillion. Was Bahlsen in Deutschland, ist Verkade in den Niederlanden. Und im Museum wurde eine richtige Verkade Keksfabrik der 20er Jahre nachgebaut. Über eine Art Empore betreten wir den Pavillion und es beamt mich regelrecht in den Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“.
In großen Bottichen wird Schokolade gerührt, Kekse laufen über Förderbändern, werden anschließend sortiert und verpackt. Alles bewegt und dreht sich und es riecht herrlich nach Schokolade und Keksen. Alle meine Sinne laufen auf Hochtouren. Ich kann mich gar nicht sattsehen und habe auf Tiefenatmung umgestellt, um möglichst viel von dem Geruch in mich aufzusaugen.
Unser Besuch ist leider nur kurz, denn wir haben noch einige Kilometer Radstrecke zurück nach Amsterdam vor uns. Aber geistig plane ich schon meinen nächsten Besuch, denn dieser Verkade Pavillion hat mich nicht zum letzten Mal gesehen.
Reiseinfos Zaanse Schans
(Infos aktualisiert Juni 2020)
Zaanse Schans, Schansend 7, Zaandam
Öffnungszeiten: Das Gelände ist frei zugänglich. Die Handwerkshäuser, Windmühlen und Museen sind von April bis Oktober von 10 bis 17 Uhr, manche auch schon ab 8.00 Uhr geöffnet. Im Winter sind die Gebäude nur teilweise zugänglich.
Das Zaans Museum ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Wenn man die Touristenmassen meiden möchte, sollte man in der Hauptsaison vor 10 bzw. nach 16 Uhr anreisen. Generell hat es am Wochenende immer viele Besucher, montags oder dienstags ist es ruhiger.
Eintritt: Vieles ist gratis zugänglich. Nur in wenigen Gebäuden und einem Teil der Windmühlen wird Eintritt verlangt.
Eintritt Zaans Museum für Erwachsene 12,50 Euro, Kinder (4 – 17 Jahre) 6,50 Euro, Senioren und Studenten 10,- Euro.
Mit der Zaanse Schans Card bekommt man kostenlosen Zutritt ins Museum, Museum Zaanse Zeit, Weberhaus, Böttcherei und Fischerhütte. Rabatt bei Windmühlen-Bootstour und einigen Souvenirläden und Restaurants. Kosten Zaanse Schans Card 15,- Euro (Kinder 10,- Euro), erhältlich auch online via Tiqets
Erreichbarkeit Zaanse Schans
Mit dem Auto - der Parkplatz am Haupteingang kostet 12,- Euro pro Tag.
Mit dem öffentlichen Bus Nr. 391 (Juli und August auch Express Bus Nr. 891) ab Amsterdam CS (Hauptbahnhof) Plattform E, Fahrzeit ca. 40 Minuten.
Die Tageskarte Zaanstreek, mit der man alle Connexion Busse in der Gegend Zaanstreek nutzen kann, kostet € 11,50. Erhältlich am OV-Servicepunt im Bahnhof oder direkt beim Busfahrer (nur Kartenzahlung). Auch das Amsterdam & Region Tagesticket ist auf dieser Strecke gültig.
Boot ab Amsterdam bzw. Zaandam:
Von Donnerstag bis Sonntag fährt ein Boot, die Zaanferry ab Hauptbahnhof Amsterdam CS, Steiger / Pier 14 (Hinterausgang links) zur Zaanse Schans. In Zaandam muss man auf ein anderes Boot umsteigen, aber die Fahrzeiten sind aufeinander abgestimmt.
Abfahrt: Donnerstag bis Sonntag, um 10, 12, 14 und 16 Uhr (im Winter nur 10 und 14 Uhr), Fahrzeit insgesamt ca. 2 Stunden.
Kosten: Hin- und zurück 15,- Euro, Online-Tickets gibt es über Tiqets.
Tour ab Amsterdam: Es können auch Ausflüge mit dem Bus von Amsterdam aus gebucht werden. In einer ca. 6 Stunden Tour besucht man Zaanse Schans und die Orte Marken und Volendam. Kosten 59,- Euro, buchen kann man hier.
[Anzeige]
Radtour von Amsterdam nach Zaanse Schans
Toller Ausflug, den man ganz leicht selbst organisieren kann. Fahrräder kann man überall in Amsterdam günstig mieten und die Radwege sind gut ausgebaut und sehr gut ausgeschildert. Informationen zum Knotenpunktsystem findet ihr hier.
Start: Knotenpunkt 5 hinter dem Hauptbahnhof Amsterdam CS
Route: Knotenpunkt 5 - Richtung Knotenpunkt 70 (Haarlemmerdijk, Nieuwe Hemweg) bis zur Fähre Hembrug (Hempont) nach 7,6 km – Überquerung Kanal (Abfahrt im 20 Minuten Takt, gratis) – Knotenpunkte 70 – 71 – 72 -73 (Zaanse Schans).
Rückweg: 73 – 50 – 74 – 12 – 17 – 16 – 19 – 20 – 4 – 36 – Richtung 5 – gratis Fähre bis zum Startpunk 5 am Bahnhof
Länge: 40,3 km insgesamt für Hin- und Rückweg
Evtl. Abkürzung mit dem Schiff nach Zaandam (Knotenpunkt 70), jedoch nur Donnerstag bis Sonntag möglich: Zaanboot ab Amsterdam Hauptbahnhof (Hinterausgang links, Pier 14). Von Mai bis Anfang Oktober um 11, 12, 14, 15, 17 und 18 Uhr.
Preis: 5,- Euro pro Person, Kinder 3 - 12 Jahren die Hälfte, Mitnahme Fahrräder gratis (beschränkte Plätze)
Man kann natürlich auch in Zaandam übernachten und von dort eine Radtour nach Zaanse Schans starten. Übernachten kann man in dem besonderen Inntel Hotel Zaandam vom Foto oben und Fahrräder kann man beim Bahnhof nicht weit vom Hotel entfernt (ab 7,50 Euro) mieten.
Das Hotel hat 4-Sterne, es gibt einen Wellness-Bereich und einen Pool und auch Haustiere sind erlaubt. Ein Doppelzimmer mit Frühstück kann ab ca. 120,- Euro bei booking.com gebucht werden, ohne Frühstück mit etwas Glück schon ab 85,- Euro.
Boat & Bike
Bei einer Rad- und Schiffsreise von Boat Bike Tours radelt man sowohl bei der Nordroute als auch der Südroute durch das Freilichtmuseum Zaanse Schans. Da man eigenständig und im eigenen Tempo unterwegs ist, kann man sich für einen Besuch so viel Zeit nehmen, wie man möchte. Weitere Infos zu den Rad- und Schiffsreisen gibt es hier.
Ich bin selbst schon die Nordroute mitgeradelt und mir hat es sehr viel Spaß gemacht, nachzulesen unter Durch Hollands Norden mit Fahrrad und Schiff.
Hinweis: Zaanse Schans besuchte ich während einer Rad- und Schiffsreise im Mai und während des Fam Events von Boat BikeTours im Oktober.
Ähnliche Artikel gibt es in der Kategorie Orte und Events
Kommentare powered by CComment