Frühlingshaft warm ist es nicht an diesem Pfingstwochenende. Die Kalte Sophie will uns beweisen, dass sie eine echte Eisheilige ist und lässt uns trotz Winter-Outfit frösteln. Der Wind weht heftig, dunkle Wolken und strahlender Sonnenschein wechseln in rasendem Tempo.

Regen setzt ein. Zusammen mit dem Wind fühlt es sich an wie Eis. Gerade beginne ich die Idee mit der Radtour innerlich zu verfluchen, da reist der Himmel plötzlich auf. Der helle Sand der Dünen leuchtet uns strahlend entgegen. Wie im Scheinwerferlicht liegen die Schoorlse Duinen vor uns und jegliche Zweifel in meinem Kopf sind wie weggeblasen. Wow, ist das schön hier!

duinenroute radtour

Wir starten in Alkmaar mit unserer Brede Duinenroute. Nicht nur einmal an diesem Tag bin ich froh darüber, dass wir uns für E-Bikes entschieden haben. Damit radeln wir selbst bei heftigstem Gegenwind locker die Dünen auf und ab. Feine Sache, macht richtig Spaß.

Die Wegbeschreibung haben wir in Papierform und digital als App dabei. Beides nicht ganz ideal für uns, da es bei den Fahrrädern keine Möglichkeit gibt, das Handy oder den Plan am Lenker zu befestigen. Die Route folgt leider nicht den Knotenpunkten, die immer sehr gut ausgeschildert sind und denen man einfach nachradeln kann. Es gibt zwar unterwegs auch einige Wegweiser für die Brede Duinenroute, aber leider nicht ganz so häufig und zuverlässig.

Die App gibt zumindest ein akustisches Signal, wenn man abbiegen muss und noch mal eins, falls man falsch fährt. So radeln wir mit etwas Palim-Palim durch die Gegend und wissen dadurch sofort, wenn wir einen Blick auf den Routenplan werfen müssen. Die meisten Holländer hantieren ja problemlos während des Radfahrens mit dem Handy, ich kann das nicht. Deshalb heißt es doch meist kurz stoppen und auf der App nachschauen, wo es weitergeht. Perfekt, um auch gleich mal die Kamera zu zücken.

duinenroute wegweiserUnd jetzt rechts abbiegen

Rad fahren auf der Breede DuinerouteFamilienausflug mit dem Rad

Durch die saftig grünen Polder radeln wir ins nördlich von Alkmaar gelegene Bergen. Ein Ort, der schon seit über 100 Jahren sehr beliebt ist bei Künstlern. Hier hat sich in den 1920er Jahren sogar eine eigene Kunstrichtung entwickelt, die Bergense School. Gemälde im expressionistischen Stil mit kubistischen Einflüssen sind hier entstanden, einige davon kann man im Museum Kranenburgh im Ort und im Stedelijk Museum in Alkmaar bewundern.

Nicht nur Künstler zieht Bergen bis heute an, auch Touristen. Selbst beim Durchradeln ist es trubelig auf den Straßen. Viele Autos haben deutsche Kennzeichen und auch die meisten Radfahrer, die uns begegnen, sprechen Deutsch. Nicht so verwunderlich, es ist ziemlich hübsch hier und das Meer ist nicht weit. Der Wald des Naturgebiets grenzt direkt an den Ort und in manchen Straßen ist der Übergang von Natur und Wohngebiet ziemlich fließend.

 

Hinter hohen grünen Hecken tauchen große Villen auf, die teilweise aussehen, wie aus einem Fantasy-Film entsprungen. Überdimensionierte, geschwungene Reetdächer über Grundrissen, die alles andere als viereckig sind. Wir fahren im Zickzack durch die Straßen des Viertels und wirklich an jeder Ecke gibt es spannende Architektur und schöne Gärten zu entdecken.

„Villapark Meerwijk“, sagt die allwissende App, gebaut zwischen 1917 und 1918. Die dahinterstehende Architekturrichtung Amsterdamse School kannte ich bisher nur von eher monumentalen Backsteingebäuden, wie Het Schip in Amsterdam oder den Bijenkorf in Den Haag.

Ortsrand BergenKurzer Stopp am Ortsrnd von Bergen

Villa im Park Meerwijk in BergenVilla Meerhoek oder auch De Ster im Villapark Meerwijk

Wir lassen Villen und teure Autos hinter uns und radeln in die Natur der Schoorlsche Duinen. Was für eine traumhaft schöne Landschaft! Wald, Heideflächen und offene Sandflächen umgeben uns abwechselnd. Sogar Wanderdünen kreuzen unseren Weg, ausgestattet mit Warnschildern, wie beim Wildwechsel.

Es riecht herrlich nach Kiefern und manchmal weht auch der salzige Geruch vom Meer herüber. Dann kommen wir dem Strand ganz nah, das Meeresrauschen ist deutlich zu hören. Ein paar Meter noch und wir haben die Nordsee direkt vor uns.

Der heftige Wind hat für reichlich Schaum gesorgt, der jetzt in großen Flocken über den Sand fliegt. Ansonsten ist der Strand ziemlich leergefegt. Keine Liegestühle stehen heute vor den Strandhäuschen, nur ein paar Unerschrockene spazieren am Wasser entlang.

duinenroute wanderdüneVorsicht, Dünen überqueren den Radweg!

Verlassene Strandhäuschen Die Nordsee als Schaumschläger

Nordseestrand bei SchoorlSchäumende Nordsee

Die meisten Leute machen es wie wir und kehren in eines der Strandrestaurants ein. Wir entscheiden uns für das Struin in Camperduin. Hoch oben auf den Dünen und mit perfektem Blick aufs Meer.

Die Aussichtsterrasse lassen wir heute aber gerne sausen und sind froh, drinnen im Warmen einen Platz zu ergattern. Heißer frischer Minztee und herzhafte Kost ist jetzt die richtige Stärkung, die wir uns nach ca. 25 Kilometern Gegenwind wahrlich verdient haben.

Minztee im Strandrestaurant Struin Frischer Minztee im Strandrestaurant Struin

Wir sind am nördlichsten Punkt unserer Radtour angekommen, von jetzt an geht es wieder Richtung Süden und das heißt heute Rückenwind. Das ist auch gut so, denn kurz darauf lässt uns der Akku von einem der E-Bikes im Stich. Innerhalb weniger Minuten sinkt die Anzeige von halber Ladung auf null und nichts geht mehr.

Natürlich kann man noch ganz normal Rad fahren, aber ganz so komfortabel ist das bei den schweren Fahrrädern nicht. Aber wir haben Glück im Unglück. Der kräftige Wind von hinten hilft ordentlich mit und die zweite Hälfte unserer Radtour fährt sich auch ohne elektrische Unterstützung relativ leicht.

 

Die Landschaft hat sich inzwischen komplett verändert. Auf kleinen Nebenstraßen radeln wir durch typisch holländische Polder.

Kühe und Schafe auf saftig grünen Wiesen, Windmühlen am Horizont. Selbst der Himmel ist gerade so typisch für dieses Land. Hollandse Luchten wird dieser blaue Himmel mit seinen weißen Stapelwolken genannt und so mancher holländische Maler hat ihn schon einmal auf einer Leinwand verewigt.

duinenroute polderHolland-Idylle

duinenroute Hollandse Luchten

Immer wieder kommen wir an kleinen Ferienhaus-Siedlungen vorbei auf unserem Weg zurück Richtung Alkmaar. Die schöne Landschaft und die Nähe zum Meer machen die Gegend sehr beliebt bei Urlaubern. Auch die Stadt Alkmaar selbst wird gerne von Touristen heimgesucht und das nicht nur freitags, wenn dort der berühmte Käsemarkt stattfindet. Das Grand Hotel, in dem wir die Nacht verbringen, ist zumindest ziemlich ausgebucht an diesem Pfingstwochenende.

Ins Bett geht es jetzt aber noch nicht. Wir verwöhnen uns nach der sportlichen Aktivität noch mit einem besonders feinen und leckeren Essen. Die Spezialität im Restaurant Fabers passt perfekt zum Thema unserer Radtour. Kreeft & Tournedos – leckerer kann man die Kombination der Landschaften von Küste und Polder nicht auf den Teller bringen.

Restaurant fabers HummerEin halber Hummer zur Vorspeise...

Restaurat Fabers Tournedos... und ein köstliches Rinderfilet-Steak als Hauptgang

 

Reiseinfos

Radtour Brede Duinenroute

In Papierform erhältlich beim VVV Alkmaar am Waagplein für 2,50 Euro.

Die angesprochene App gibt es kostenlos. Dafür gratis die App AbelLife herunterladen, danach im Shop oben rechts auf 'kostenlos' klicken und sich bei Alkmaar die 'Brede Duinenroute' herunterladen. Die App funktioniert unterwegs offline, nur das GPS muss man einschalten.

Alternativ kann man sich die Route auch bei RouteYou anschauen und ausdrucken bzw. die GPS Daten herunterladen.

 

Wir haben unsere E-Bikes bei HV Scooters (Laat 79, Alkmaar) gemietet für 25,- Euro am Tag pro Rad. Fahrräder (10,- Euro) und Motorroller (40,- Euro) sind auch erhältlich. Besser vorher reservieren, damit das Fahrrad auch bereit steht.

 

Grand Hotel Alkmaar

Gedempte Nieuwesloot 36, Alkmaar
4-Sterne-Hotel in einem historischen Gebäude; tolle Lage mitten im Zentrum; 42 Zimmer in unterschiedichen Komfortklassen mit kostenlosem WLAN
In unserem "normalen" Doppelzimmer gab es ein Doppelbett, Schrank und Schreibtisch, das Badezimmer hatte eine Badewanne. Leider gab es keine Möglichkeit zum Kaffee machen auf dem Zimmer, dies gibt es nur in den höheren Zimmerkategorien.

Buchen könnt ihr es z.B. über booking.com, dort findet ihr auch noch andere Alternativen

Zum Parken kann ich das Parkhaus Centrum Noorder Arcade empfehlen, sehr einfach mit dem Auto zu erreichen und dennoch nur 5 Minuten zu Fuß zum Hotel; Kosten 7,50 Euro am Tag.

Grand Hotel AlkmaarUnser Zimmer im Grand Hotel Alkmaar

Wer lieber in einem Ferienhaus wohnt, findet in der Umgebung einige schöne kleinere Ferienparks. Nette Häuser mit Reetdach habe ich unterwegs im Park Scorleduyn in Schoorl gesehen. Es gibt Bungalows mit 2 Schlafzimmern für maximal 4 Personen, Haustiere sind teilweise erlaubt. Im Park können Fahrräder gemietet werden, perfekt für die Radtour Breede Duinenroute.

 

Strandrestaurant Struin

Heereweg 407, Schoorl Camperduin
Geöffnet täglich von 10 bis 22 Uhr; Lunch und auch Dinner, großes Restaurant und Terrasse mit Aussicht aufs Meer
Auch mit dem Auto erreichbar, Parkplatz vorm Haus

 Strandrestaurant StruinLunch am Strand bei Struin

 

Restaurant Fabers

Doelenstraat 3-5 (Eingang Doelenveld), Alkmaar
Geöffnet täglich ab 11 Uhr

Schönes historisches Gebäude; Spezialisiert in Hummer und Rinderfilet-Steaks - sehr lecker!
Kostenpflichtiger Parkplatz auf dem Doelenveld

Update: Das Restaurant Fabers gibt es inzwischen nicht mehr. Aber in das wunderschöne Gebäude ist ein neues Restaurant eingezogen, das Restaurant Lindetuin.

 Restaurant Fabers AlkmaarSchickes historisches Ambiente im Restaurant Fabers

 

Hinweis: Die Radtour in "Holland boven Amsterdam" machten wir im Zuge der Kampagne "Lekker Radeln" organisiert vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention.

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