Rivierenland, nennt sich dieses Gebiet ganz im Westen der Provinz Gelderland. Und Flüsse, was die deutsche Übersetzung für Rivieren ist, gibt es hier einige. Die Maas bahnt sich ihren Weg Richtung Nordsee und auch die Flüsse Waal und Lek, die aus dem Rhein hervorgekommen sind, haben diese Richtung eingeschlagen.

Dazwischen, klein und gemächlich, schlängelt sich die Linge durch die Landschaft. An ihren Ufern, üppiges Grün mit einigen gelben und weißen Blüten-Tupfern dazwischen. Hübsche Dörfer, die in Reisekatalogen gerne mit pittoresk bezeichnet werden. Und dann wir – gemütlich radelnd auf der wunderschönen Lingeroute, immer am Fluss entlang.

Radtour Lingeroute Rivierenland

Gerade mal 60 Kilometer ist das Rivierenland von Rotterdam entfernt, von Utrecht ist es sogar nur die Hälfte. Dennoch taucht man ein in eine ganz andere Welt. Freistehende Häuser mit Reetdach und großem Garten statt Reihenhaus, Froschgequake und Vogelzwitschern statt Autolärm. ‘Idyllisch‘ geistert hinter jeder Kurve durch meinen Kopf.

Ganz so idyllisch ist es für die Hiesigen nicht. Nur wenige Arbeitsplätze gibt es in diesem ländlichen Gebiet und die Häuserpreise werden durch wohlhabende Zugezogene aus Amsterdam und Rotterdam in die Höhe getrieben, erzählt uns jemand der hier geboren wurde.

Aber die Leute gehen kreativ und innovativ mit dem Problem um. Hübsche Teegärten, sozusagen ein Biergarten ohne Bier, sind entstanden und wir radeln an einigen Bed & Breakfasts vorbei. Auch die Obstbaubetriebe, für die die Gegend bekannt ist, verlassen sich nicht mehr nur auf ihre Äpfel und Kirschen, sondern erweitern ihr Angebot für Touristen und Ausflügler.

rivierenland wohnhausÜppiges Grün auch in den privaten Gärten

rivierenland teegartenMöglichkeit zur Einkehr gibt es an jeder Ecke

Eine ganze Palette an Aktivitäten hat De Hoenderik im Angebot, ein Obstbetrieb, den wir für unsere Mittagspause ansteuern. Rad- und Wandertouristen legen hier gerne einen Stopp ein für den leckeren Apfelkuchen, den es hier gibt. Selbstgebacken, wird mir stolz erklärt, mit Äpfeln aus dem eigenen Obstgarten.

Dorthin verziehen wir uns mit unserem großen Picknickkorb, den wir im gemütlich eingerichteten Hofcafé bekommen. Die Sonne scheint gerade strahlend vom Himmel und so ziehen wir die grüne Wiese zwischen den Bäumen den Picknicktischen vor. Belegte Brote, Saft und natürlich auch ein Stück Apfelkuchen entdecken wir im gut gefüllten Korb. Und eine ganze Schale voller herrlicher Erdbeeren für jeden. Meine Ersten in diesem Jahr und sie schmecken köstlich!

rivierenland picknick bei de hoenderikEin kleiner Teil unseres Picknicks

rivierenland hofcafé de hoenderikDer Tisch im Hof-Café ist schon mal gedeckt

In ein paar Wochen, wenn die Beeren- und Obstsaison beginnt, kann man sich das Obst selber pflücken. Ein großer Selbstpflückgarten ist die Hauptattraktion bei De Hoenderik. Leider sind wir zu früh, die Äpfel und Birnen sind kaum daumengroß und von reifen Roten Johannisbeeren, Himbeeren und Kirschen noch keine Spur.

Bevor wir uns mit vollem Bauch wieder auf unsere Fahrräder schwingen, dürfen wir noch einen Blick ins hofeigene Bed & Breakfast werfen. Tipptopp hergerichtet sind die sechs schönen Zimmer und in Kombination mit dem vorhandenen Fahrradverleih perfekt auch als Startpunkt zum Radeln geeignet. Merken wir uns gleich mal für unseren nächsten Besuch im Rivierenland.

Jetzt aber wieder los, wir haben heute noch einige Kilometer vor uns.

rivierenland obstgartenHimbotop, mit so einem Namen müssen die Himbeeren schmecken

rivierenland - Zimmer B&B De HoederikB&B De Hoenderik - Individuell und hübsch eingerichtet

Wir lassen die Obstplantagen hinter uns. Weiden ersetzen jetzt die Obstbäume, auch sie von Menschenhand in Form gebracht. Feucht mögen es die Weiden und hier am Ufer der Linge finden sie perfekte Bedingungen. Boote tuckern an uns vorbei auf dem gemächlich dahinfließenden Fluss. Erinnerungen an unsere Hausboot-Tour in Frankreich im letzten Jahr werden wach. Ein fröhliches Winken und schon verschwinden Schiff und Besatzung hinter der nächsten Biegung.

Am Wegesrand entdecken wir ein Storchennest mit einer ganzen Familie. Mama Storch putzt sich das Gefieder, der Nachwuchs übt schon mal das Klappern. Um der Idylle noch eins draufzusetzen, ist aus der Ferne der Ruf eines Kuckucks zu hören.

Mächtige Eichen säumen inzwischen unseren Weg. Was jetzt wie ein natürlicher Wald aussieht, scheint ein angepflanzter Park eines Landguts zu sein. Das Landgut gibt es noch immer, seit 1743 ist Marienwaerdt übrigens schon in Familienbesitz. Auf den 900 Hektar Grund und Boden gibt es nicht nur den Radweg, auf dem wir gerade unterwegs sind, sondern auch einige beliebte Wanderwege.

rivierenland linge Das Boot ist schon hinter der Biegung verschwunden

rivierenland storch Gleich zwei junge Störche über hier das Klappern

rivierenland radtourWie im grünen Tunnel geht es durch das Landgut

Natürlich könnte man dort auch übernachten, aber wir haben uns ein anderes Quartier für die Nacht ausgesucht. Gegen Abend schieben wir unsere Fahrräder über den Kies im Hof van „De Os en het Paard“ in Deil. Ein großes Haus mit einem 2-stöckigen Erker am Ufer der Linge.

Dort im oberen Stockwerk beziehen wir unsere „Torenkamer“, das Turmzimmer. Es wäre gelogen zu behaupten, das Zimmer wäre modern und mit allem Komfort. Das Bad erinnert an vergangene Zeiten bei Tante Erna und die Matratze hat ihre beste Zeit schon hinter sich. Aber das Zimmer ist einfach unglaublich schön. Was für eine Aussicht, ein Traum!

Soviel sei schon mal verraten, nach einer unglaublich ruhigen Nacht, bin ich mit Blick auf die hohe Stuckdecke aufgewacht und habe mich gefühlt, wie eine Prinzessin. Ist mir in einem Hotelzimmer noch nicht oft passiert.

rivierenland - de os en het paardAngekommen im Gasthaust De Os en het Paard

rivierenland zimmer os-en-paardMein "Prinzessinnenzimmer" mit genialer Aussicht ins Grüne

Aber jetzt geht es erst mal einen Stock tiefer ins Restaurant. Radeln macht hungrig und darum wird es ein leckeres 4-Gänge-Menü. Hinterher gesehen hätten 3 Gänge locker gereicht und der Verdauungsspaziergang hätte dann etwas kürzer ausfallen können.

Aber frischer Spargel aus der Region, eine Suppe mit Erbsenschoten, herrlich schmackhaftes und zartes Entrecote und ein Nachtisch, der einem Kunstwerk gleicht, werden von uns bis auf den letzten Krümel aufgegessen.

Wir wollen ja schließlich schönes Wetter für Tag 2 unserer Radtour im Rivierenland.

rivierenland -  Menü RestaurantKann sich sehen lassen unser Abendessen, oder?

Reiseinfos Rivierenland und Lingeroute

Insgesamt sind es ca. 70 km Länge für die gesamte Rundtour, sie kann aber auch ganz einfach an mehreren Stellen abgekürzt werden. Wir haben die gesamte Tour auf 2 Tage verteilt, man kann sie aber auch an einem Tag schaffen oder sich auch 3 Tage Zeit lassen. Je nachdem, ob man unterwegs öfters einkehrt oder Besichtigungen einplant.

Knotenpunkte:  55 - 31 - 60 - 26 - 59 - 30 - 53 - 52 - 47 - 51 - 16 - 97 - 98 - 99 - 49 - 31 - 32 - 29 - 38 - 26 - 39 - 54 - 37 - 36 - 33 - 34 - 57 - 48 - 82 - 81 - 21 - 80 - 14 - 54  - 55

Startpunkt: bei der obengenannten (offiziellen) Tour startet man im Landgoed Heerlijkheid Marienwaerdt (Punkt 55), wir sind gestartet bei Hotel De Schildkamp in Asperen, wo es auch einen Fahrradverleih gibt (zwischen Punkt 49 und 99). Alternativ kann man auch sehr gut beim Obsthof und Bed & Breakfast De Hoenderik starten, die auch Fahrräder und E-Bikes vermieten (kurz vor Punkt 31).

 

Sehenswürdigkeiten / Pausenstopps: Es gibt unterwegs zwei Forts, das  Geofort und das Kunstfort Asperen, die beide einen Besuch lohnen. Näheres dazu demnächst hier im Nach-Holland-Blog.
Außerdem radelt man durch Leerdam. Das Städtchen hat nicht nur dem Leerdamer Käse seinen Namen gegeben, sondern ist auch bekannt für sein Glasmuseum und eine  interessante Besuchs-Glasbläserei.

Geofort, Nieuwe Steeg 74, Herwijnen (bei Punkt 97), geöffnet an Wochenenden und in den Ferien von 11 - 17 Uhr, Eintritt 9,50 Euro, 3D Experience über Geografie und Navigation, toll gemacht!
Das Café und ein großer Spielplatz gehört dazu und kann auch ohne Eintrittskarte besucht werden. Sehr empfehlenswerter Stopp, wenn man mit Kindern unterwegs ist.

Kunstfort Asperen, Langendijk 60, Acquoy (bei Punkt 82); geöffnet Mittwoch bis Sonntag 11 - 17 Uhr, Eintritt 2,- Euro während Kunstausstellungen 4,- Euro; historisches Fort aus dem 19. Jahrhundert, das auch für Kunstaustellungen genutzt wird.
Nebenan auf dem Gelände befindet sich eine Taverne mit Terrasse, gut geeignet z.B,. für die Mittagspause, geöffnet van 10-18 Uhr.

De Hoenderik, Lingedijk 180, Tricht; täglich geöffnet von 10 - 17 Uhr, montags nur in der Kirschensaison von Mitte Juni bis Mitte August; Café (mit leckerem Apfelkuchen), Hofladen und Selbstpflückgarten; Picknick-Körbe einen Tag vorher vorbestellen. Fahrradverleih, auch E-Bikes sind vorhanden.

 

Übernachten: Unterwegs gibt es einige Hotels und B&B, die häufig auch Fahrräder vermieten. Autos kann man dort immer für die Zeit der Radtour kostenlos parken.

Gasthaus De Os en het Paard - kleines 3-Sterne-Hotel mit 4 Zimmern und einem Restaurant mit ambitionierter Küche. Doppelzimmer mit Frühstück ab 100,- Euro.

Hotel De Schildkamp - 3-Sterne-Business-Hotel mit 64 Zimmern, Restaurant, Nutzung Fitness und Schwimmbad nebenan. Doppelzimmer mit Frühstück ab 120,- Euro.

Bed & Breakfast De Hoenderik - 6 Zimmer, die sich immer zu Zweit ein Bad und eine Toilette teilen; Eine Abtrennung von Bereichen ist möglich, sodass eine Art Ferienwohnung mit 2 Zimmern entsteht. Doppelzimmer mit Frühstück 65,- Euro, bei nur einer Übernachtung 10,- Euro mehr.

 

Auf Deutsch findet ihr Infos zur Linge-Route auf der Website Das andere Holland.

Allgemeine Infos zum Rad fahren in Holland u.a. zum System der Knotenpunkte gibt es hier bei uns in der Rubrik Unterwegs mit dem Fahrrad.

rivierenland fruehstueck Der leckere Beginn von Tag 2 unserer Radtour

rivierenland flusslandschaft Romantischer Ausblick in die Natur

rivierenland allee Wir sind nicht allein

Hinweis: Die Radtour auf der Lingeroute im Rivierenland machten wir im Zuge der Kampagne "Lekker Radeln" organisiert vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention.

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