Kletterrosen blühen überall. In kräftigem Rot und in zartem Rosa. Sie ranken sich an Backsteinmauern entlang und rahmen Sprossenfenster duftend ein. Kleine Oasen im Grünen und große historische Gemäuer - an Sehenswerten fehlt es in diesem Städtchen am Niederrhein nicht. Die genießerische Freude kommt bei so viel Schönem ganz von alleine.

Und wir erleben einige Genuss-Momente an diesem Wochenende. Schönes fürs Auge und sehr viel Leckeres für den Gaumen. Zwei Tage voller spannender Entdeckungen.

wijk bij duurstede

„Kirche, Burg und Mühle – das ist Wijk bij Duurstede“, erklärt uns Martha de Wit am Anfang unserer Stadtführung mit einem Augenzwinkern. Dass das Städtchen noch viel mehr als seine drei Hauptattraktionen zu bieten hat, zeigt sie uns dann in den folgenden zweieinhalb Stunden.

Wir starten unsere Tour auf dem mittelalterlichen Marktplatz. Heute ohne Markt, der ist immer am Mittwoch, aber die ersten Cafés servieren bereits Kaffee und Kuchen auf ihren Terrassen und sorgen für Belebung auf dem Platz. Gegenüber steht das alte Rathaus, in dessen ehemaligen Stadtgefängnis im Untergeschoss die Touristeninformation untergebracht ist. Und daneben, nicht zu übersehen, die Kirche.

wijk bij duurstede marktplatzStraßencafés zum Draußensitzen gibt es einige am Marktplatz

Kerk und Kasteel                  

Für das kleine Städtchen Wijk bj Duurstede ist die Grote Kerk, wie der Name schon sagt, ziemlich groß. Im 15. Jahrhundert wollte ein Bischof mit dem Bau eines neuen Turms selbst den Utrechter Dom übertrumpfen. Dass dieses Unterfangen am Geldmangel scheiterte, sieht man dem Turm heute noch an. Breit am Ansatz endet er doch ziemlich abrupt knapp über der Turmuhr.

Das eigentliche Highlight der Kirche ist dann auch nicht unbedingt ihr Aussehen, sondern ihre Orgel. Aus dem 16. Jahrhundert stammt sie und ihr Klang soll wunderbar sein. An manchen Abenden im Sommer werden ganze Konzerte auf ihr gespielt.

 

Auch im Musikpavillion gleich neben dem Kasteel Duurstede gibt es im Sommer Konzerte. Ansonsten wird die mittelalterliche Burg viel für Hochzeiten und andere Festlichkeiten genutzt. Das Ambiente könnte nicht schöner sein. Der massive viereckiger Wehrturm aus dem Jahr 1270 und der etwas verspielte „Neubau“ aus dem 15. Jahrhundert bieten zusammen mit der Wehrmauer einfach einen wunderschönen monumentalen Anblick und eine perfekte Kulisse für jedes Event.

Auch ohne Einladung zu einer Hochzeit kann man das Ambiente von Kasteel Duurstede genießen. Umgeben von einem breiten Wassergraben und üppigem Grün kommt man über eine hölzerne Brücke auf die „Burg-Insel“. Der Innenhof ist beinahe täglich für jedermann zugänglich und am Wochenende wird dort auch bewirtet.

Noch beliebter als die Burg selbst, ist wohl der üppig grüne Park drum herum. Hier wird spaziert, der Hund Gassi geführt, Enten gefüttert, gespielt, gelesen, geflirtet, geküsst und die wunderbare Aussicht genossen. Und gegrüßt, etwas das hier in Wijk bij Duurstede scheinbar noch nicht aus der Mode gekommen ist.

wijk bij duurstede orgelDie ehemals katholische Kirche inzwischen mit protestantischer Schlichtheit

wijk bij duurstede, kasteel Eine Wassergraben mit Zugbrücke und eine solide Burgmauern schütze Kasteel Duurstede vor ungebetenen Gästen

Shopping bei Freunden

Auf unserem Rückweg in die Stadtmitte fällt mir das Grüßen besonders auf. Martha, unsere Stadtführerin, scheint hier jeden zu kennen. Ein kurzes Winken hier, ein freundlicher Gruß dort. Überhaupt ist der Anteil an freundlichen Menschen, der mir heute begegnet, überdurchschnittlich hoch.

Da ist der Metzger, dessen Laden mich stark an den Dorf-Metzger meiner Kindertage erinnert, und der uns stolz eine dicke Scheibe von seiner sehr leckeren und noch warmen Wurst abschneidet. Das perfekte Brot dazu gibt es bei Yves, der seinen Brotteig nicht nur mit der Hand, sondern auch mit Liebe faltet. Auch sonst ist in seinem Laden viel Liebe zu gutem Essen im Spiel, ansonsten kann man sich diese Ansammlung an französischen Delikatessen wohl kaum erklären.

In keinem der kleinen Läden der Peperstraat und dem Kerkstraatje von Wijk bij Duurstede, treffen wir auf mürrisches Personal. Hier steht die Chefin oder der Chef selbst hinterm Ladentisch, berät und verkauft mit Kunde und Hingabe. Egal ob Biogemüse, handgefertigten Schmuck oder Kunst angeboten wird.

Apropos Kunst, einen Besuch im Atelier von Jan Pieter Foppen solltet ihr nicht verpassen. Nicht nur, dass er sehr nett ist und einiges zu erzählen hat, seine impressionistischen Gemälde sind einfach sehenswert und wunderschön.

wijk bij duurstede, metzgerEin Metzger, wie aus meinen Kindertagen

wijk bij duurstede delikatessenFrisch gebackenes Brot, französischer Käse und noch viel mehr gibt es in Yves Laden Delicatessen Plus

wijk bij duurstede kunstSeine eigenen Bilder stellt Jan Pieter Foppen in seiner Galerie aus

Molen Rijn en Lek

Ob Jan Pieter auch die örtliche Windmühle gemalt hat, weiß ich jetzt nicht. Ein schönes Motiv wäre die Mühle Rijn en Lek, die auf einem mittelalterlichen Stadttor steht, auf alle Fälle. Die für dieses Städtchen so typischen Kletter-Rosen wachsen an den Fassaden der angrenzenden Häuser empor und geben der Aussicht auf die historische Windmühle noch etwas Romantisches mit.

Auch die Aussicht von der Plattform der Mühle ist nicht zu verachten. Zur einen Seite das Städtchen Wijk bij Duurstede mit dahinter dem Grün des Utrechtse Heuvelrugs. Auf der anderen Seite der Fluss, dessen Name sich an dieser Stelle von Nederrijn in Lek wandelt.

Im Jahr 1659 wurde die Mühle gebaut. Zu Anfang wurde hier Eichenrinde gemahlen, welches man zum Gerben von Leder nutzte, später wurde auf Getreide umgestellt. Mehl wird hier immer noch gemahlen, auch wenn der Müller nicht mehr täglich an die Arbeit geht.

wijk bij duurstede mühleJetzt noch ein strahlend blauer Himmel und das Postkarten-Motiv wäre perfekt

wijk bij duurstede aussicht mühleAuf der Plattform der Mühle erklärt uns Martha de Wit die Umgebung

Brot und Bier

Nach so viel Sightseeing meldet sich inzwischen ein gewisses Hungergefühl. Martha empfiehlt uns das Café Graanschuur gleich nebenan und obwohl gut besucht, können wir dort auch noch einen schönen Platz auf der Terrasse ergattern.

Die Wahl des Lokals stellt sich als Glücksgriff heraus. Die Brote sind nicht nur frisch und mit knusprigem Rand, sondern auch noch üppig belegt. Und es schmeckt! „Heel erg lekker“, würde der Holländer sagen.

 

Dass man aus Getreide nicht nur Brot backen, sondern auch Bier brauen kann, weiß ich natürlich schon länger. Dass das Resultat aber sehr unterschiedlich ausfallen kann, erfahre sozusagen am eigenen Leib bei unserem nächsten Date.

Wir sind mit Ruud verabredet, der zusammen mit Rutger, Jos und Willem seit 2015 eine kleine Brauerei betreibt. Mit ihrer Stadsbrouwerij De Dikke knüpfen sie an die alte Bier-Tradition von Wijk bij Duurstede an, die sie mit ihrer Initiative wiederbeleben möchten.

Ein Rezept für ein Wijkse Bier aus dem Jahr 1495, das sie im Archiv fanden, bildet die Basis ihres Bieres. Kein Dünnbier, wie damals häufig üblich, sondern ein Starkbier, Dikbier im Niederländischen, was den Brauereinamen erklärt. Vier verschiedene Biere werden inzwischen gebraut. Alle basieren sie auf das historische Rezept und haben dadurch eine Besonderheit, einen großen Anteil an Hafer.

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich den Hafer im Bier herausschmecken würde. Aber eines ist auf alle Fälle sicher, schmecken tun mir alle vier. Denn natürlich habe ich alle Biere probiert, so viel Ernsthaftigkeit bei der Recherche muss schon sein. Das Kirschenbier, das ja meist bei Frauen sehr beliebt ist, ist dabei nicht mein Favorit. Ich mag es eher herber und das Wijkse Dikke, das ganz nah am historischen Original ist, trifft da voll und ganz meinen Geschmack.

Etwas beschwingt, schließlich sprechen wir hier von Starkbier mit mindestens 6,5 % Alkohol, geht es jetzt erst einmal Richtung Hotel. Eigentlich sind es nur ein paar Schritte, bis wir im Hotel Gouden Leeuw ankommen. Das Zentrum von Wijk bij Duurstede ist sehr kompakt, weite Wege muss man hier nicht fürchten.

wijk bij duurstede, graanschuur brotMit Hummus und gegrilltem Gemüse ist mein superleckeres Brot belegt

wijk bij duurstede brauereiIn diesen Edelstahlkesseln wird das Bier der Stadtbrauerei De Dikke gebraut

wijk bij duurstede bier... und so lecker sieht es dann aus

wijk bij duurstede hotelWir schlafen im oberen Stock, im Zimmer hinter den drei großen Fenstern

Genuss im Kloster

Auch zum Abendessen geht es zu Fuß. Mitten im Zentrum, etwas versteckt in einem kleinen Innenhof liegt das Restaurant `t Klooster, wo ein Tisch auf uns wartet. Das Essen sei hervorragend haben wir schon am Nachmittag mehrfach gehört und auf der Terrasse säße man wie in Nord-Frankreich.

Auf das Frankreich-Gefühl müssen wir leider verzichten. Um draußen zu essen, ist es am heutigen Abend doch etwas zu frisch. Drinnen in den historischen Gemäuern ist es jetzt gemütlicher. Wie der Name des Restaurants schon sagt, sind wir nämlich in einem ehemaligen Kloster zu Gast und das wurde bereits im 16. Jahrhundert gebaut.

Wir bekommen einen Tisch mit direktem Einblick in die Küche zugewiesen und können so beim Entstehen unseres Menüs zusehen. Was mir zuerst auffällt, das ganze Team ist unglaublich jung. Selbst Chefkoch Roy Schipper ist noch keine 30, recherchiere ich später. Dem Service tut die Jugendlichkeit keinerlei Abbruch. Superfreundlich und fachkundig werden uns das 5-Gänge-Menü und die dazu servierten Weine serviert und erklärt.

wijk bij duurstede, restaurant klosterDie Rückseite des Restaurants 't Klooster, am Nachmittag noch mit sonniger Terrasse

Aber Service allein macht ja noch kein gutes Essen, letztendlich muss es einem schmecken. Und ja, es schmeckt! Es schmeckt mir sogar hervorragend. Ich mag die Variation der Geschmäcker und Konsistenzen, die überraschende Zusammensetzung der Zutaten. Und ich liebe die Raffinesse jedes einzelnen Gerichts.

Egal ob Pate aus Entenleber mit Ziegenkäse, Rhabarber und Haselnusscrumble oder Langustine in Melonenschaum. Die Kombination von Jakobsmuschel und Ochsenschwanz auf einem Teller, mit einer Sauce Hollandaise aus rauchig schmeckendem Lapsang-Souchong-Tee  und  einem Mousse von Rote Beete, ist so überraschend wie lecker.

Zum Hauptgang wird Lamm und Spargel gereicht. Der unterschiedliche Geschmack des Fleisches, einmal vom Filet und einmal vom Nacken, ist perfekt herausgearbeitet und die Garnierung mit einigen Blättern salziger See-Aster, in den Niederlanden wegen ihrer Form Lamsoor genannt, zeugt von Witz und Kreativität.

Und dann wäre da noch der Nachtisch. Griechischer Joghurt, Eis von weißer Schokolade und dazu ein Erdbeereis verfeinert mit schwarzem Pfeffer, das nicht nur Rot ist, sondern auch wirklich sehr intensiv nach Erdbeere schmeckt.

 

Jetzt aber genug geschwelgt. Nach drei Stunden kulinarischem Genuss, wird es Zeit zum Aufbruch. Noch ein kleiner Verdauungsspaziergang rund ums nächtlich beleuchtete Kasteel Duurstede, dann geht es zurück ins Hotel.

Nachtruhe ist angesagt, denn morgen geht es mit dem Fahrrad auf Tour. Die schöne Umgebung und natürlich die Kirschbaum-Gärten müssen erkundet werden. Mehr von unserem Genuss-Tag Nr. 2 gibt es hier in Kürze.

wijk bij duurstede, restaurant 't Klooster vorspeiseDas Auge ist mit: Langustine in Melonenschaum mit knuspriges Krabbenbrot und Veilchen

wijk bij duurstede hauptgangSchöne Aussicht auf einen herrlichen Hauptgang

wijk bij duurstede kasteel nachtAuch bei Nacht ist das Kasteel Duurstede schön anzusehen

Auch über den 2.Teil unseres Wochenendes in Wijk bij Duurstede gibt es inzwischen einen Artikel. Was wir alles auf unserer Radtour erlebt haben, könnt ihr unter Den Kirschen auf der Spur - Radtour rund um Wijk bij Duurstede nachlesen. 

 

Reiseinfos Wijk bij Duurstede

Touristeninformation VVV

Markt 24, Wijk bij Duurstede
Geöffnet Dienstag – Samstag 9.30 bis 17 Uhr
Touristische Informationen, Rad- und Wanderrouten, Buchung einer Stadtführung oder einer Bierprobe.

Online gibt es Infos zu Wijk bij Duurstede auf der Website von VVV Krommerijnstreek (Niederländisch) und über die ganze Region auf der Website von Utrecht Region auch auf Deutsch.

Informationen zu Rad- und Wanderrouten in der Umgebungen sind auf der Website Routes in Utrecht zu finden. 

 

Kasteel Duurstede

Langs de wal 5-7, Wijk bij Duurstede
In der Sommersaison (1. April bis 1. Oktober) ist die Burginsel von Dienstag bis Sonntag von 10 – 17 Uhr frei zugänglich, falls keine Veranstaltung stattfindet. Bewirtet wird im Innenhof jedoch nur am Samstag und am Sonntag.

 

Molen Rijn en Lek

Dijkstraat 23, Wijk bij Duurstede
Windmühle, in der an manchen Tagen noch Getreide gemahlen wird. 
Geöffnet: Sonntag 12.30 bis 17 Uhr, gratis. Auch unter der Woche kann die Mühle besucht werden, wenn jemand anwesend ist und die Türe geöffnet ist.

 

De Graanschuur

Dijkstraat 29, Wijk bij Duurstede
Geöffnet täglich von 9.30 (Küche ab 12 Uhr) bis 18 Uhr.
Warme und kalte Getränke, Kaffee und Kuchen, Suppen, belegte Brote, Pfannkuchen und  Salate.

 

Stadsbrouwerij de Dikke

Veldpoortstraat 15, Wijk bij Duurstede
Donnerstag-, Freitag- und Samstagnachmittag Führung mit Bierprobe möglich. Buchbar über den VVV oder per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

 

Restaurant `t Klooster

Markt 15, Wijk bij Duurstede
Geöffnet von Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr, am Sonntag ab 12 Uhr
Gehobene Küche. 3 bis 5-Gänge-Menü auf Wunsch mit begleitendem Wein-Arrangement, auch einzelne Gerichte à la Carte zu bestellen. Tisch-Reservierung sinnvoll.
Sehr empfehlenswert!

 

Hotel de Gouden Leeuw

Zandweg 8, Wijk bij Duurstede
Kleines 3-Sterne-Hotel mit 8 Zimmern, DZ mit Frühstück ab € 95,-.
Auch ein Restaurant mit Terrasse ist vorhanden. Gegessen haben wir hier nicht, aber das Frühstück war lecker.

Ein Zimmer kann auch über booking.com gebucht werden

 

Hinweis: Auf Genussstour in Wijk bij Duurstede waren wir auf Einladung von 'Utrecht Region'. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!

wijk bij duurstede strasseTschüss Wijk bij Duurstede. Schön war's!

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