Dass wir nicht die Einzigen sind, die die blühenden Tulpenfelder bewundern wollen, habe ich mir schon gedacht. Dass mitten unter der Woche und obwohl der Keukenhof Corona-bedingt geschlossen ist, so viele Leute auf der Tulpenroute unterwegs sind, hat mich dann doch etwas überrascht.

Aber kein Wunder, es ist ja auch eine Pracht, an der man sich kaum sattsehen kann. In Gelb, Rosa, Violett oder auch einem leuchtenden Rot strahlen mir die Tulpenfelder entgegen. Der Magie der Tulpenblüte in Holland kann man sich einfach nicht entziehen.

Kasteel Keukenhof

Die erste wunderbare Entdeckung des Tages machen wir gleich beim Parken unseres Autos. Aufgrund der zentralen Lage innerhalb der Tulpen-Wanderroute haben wir uns für den Parkplatz beim Kasteel Keukenhof entschieden. Ich weiß zwar schon lange, dass es dieses Schloss gegenüber dem berühmten Tulpenpark gibt, aber ich war dennoch noch nie dort. Ich hatte mit einem kleinen unspektakulären Anwesen mit einem Landsitz gerechnet, dass ich mir vor unserer Wanderung kurz anschauen wollte. Wie hatte ich mich getäuscht.

Zugegeben, das Schloss ist zwar sehr hübsch, aber jetzt wirklich nicht besonders spektakulär. Aber den gesamten Park mit seinen verschiedenen Bereichen und Gebäuden verliebe ich mich auf Anhieb. Mächtige eindrucksvolle Bäume, die dort schon seit langen Zeiten stehen und wohl schon viel gesehen haben. Ein hübscher kleiner Tulpengarten hinter dem Café, auf dessen Terrasse heute zum ersten Mal nach dem Lockdown wieder Gäste bewirtet werden.  Ein Streichelzoo mit Schafen, Hühnern und Hängebauch-Schweinen für die Kleinen.

Und es gibt Kunst. Kunst in der Natur, eine Mischung, die ich wirklich sehr liebe. Einfach wunderschön, immer wieder etwas Besonderes zwischen dem Grün zu entdecken. Das spektakuläre LAM Museum, in dem es noch viel mehr Kunstsinniges zu entdecken gäbe, kann ich heute leider nur von außen bewundern. Tolle Architektur, die bestimmt auch im Innern einen perfekten Rahmen für die Ausstellungsstücke bietet. Auf alle Fälle ein Grund wiederzukommen, wenn auch die Museen wieder ihre Türen öffnen dürfen.

Die in späteren Jahren angebauten Türmchen machten aus dem Landsitz das Schloss Keukenhof

Mitten im Grün wird man ganz unverhofft von der Kunst beobachtet

Schon von außen macht das LAM Museum einen sehr vielversprechenden Eindruck

Keukenhof Wanderroute

Der Hauptgrund unseres Ausflugs in den Bollenstreek, dem Blumenzwiebel-Anbaugebiet in Süd-Holland, sind natürlich die blühenden Tulpenfelder. Die Blütezeit beginnt im April und dauert immer nur wenige Wochen. Anfang Mai fangen die ersten Tulpen-Bauern meist schon damit an, die Blüten abzumähen. In diesem Jahr blühen die Tulpen aufgrund des kalten März ein kleines bisschen später und so haben wir jetzt Ende April noch die volle Pracht.

Wir wollen heute nur ungefähr die Hälfte der Keukenhof Wanderroute wandern. Insgesamt wären es knapp 20 km, das ist uns für heute etwas zu viel. Da wir sowieso an jeder Ecke stehen bleiben, um zu fotografieren, wären wir sonst doch zu lange unterwegs.

Das erste Stück führt uns am berühmten Keukenhof vorbei, der auch in diesem Jahr wegen Corona die meiste Zeit geschlossen bleiben musste. Nur wenige Tage durfte er für einige Tausend Besucher, die sich vorher und hinterher testen lassen mussten, seine Tore öffnen. Durch die dichten Hecken, die den Tulpenpark umgeben, können wir einen Blick auf den bunt blühenden und dennoch verlassenen Park werfen. Was für ein trauriger Anblick.

Aber schon kurze Zeit später taucht das erste blühende Blumenfeld auf. Knallgelbe Narzissen, die bereits zu verblühen beginnen. Dahinter noch ein Feld in Weiß und Rosa voller duftender Hyazinthen. Das erste Tulpenfeld ist gleich richtig spektakulär. Lange Reihen voller großen Blüten in kräftigem Violett. Wow!

Die Farben wechseln sich ab, es wird Orange, Rot und Zartrosa. Große bunte Flächen links und rechts des Weges reihen sich aneinander.  

Die Wege sind hier rund um den Keukenhof leider etwas schmal und werden an vielen Stellen von allen Verkehrsteilnehmern gemeinsam genutzt. Und wir sind nicht die einzigen Schaulustigen heute. Jede Menge Radfahrer und Wanderer sowie auch Autos und sogar Traktoren sind unterwegs. So ganz entspannt, wie ich mir das vorgestellt habe habe, sind einige Teile dieser Wanderroute leider nicht. Aufpassen muss hier jeder, der unterwegs ist. Abruptes Wechseln der Straßenseite oder plötzliches Anhalten für das perfekte Foto sind hier gang und gäbe.

Der Wow-Effekt ist bei diesem Anblick garantiert

Von nah dran noch ein bisschen beeindruckender

Ein anderes Feld, eine andere Farbe

Die Freiland-Tulpen für den Verkauf werden hier mit der Hand geschnitten

...und teilweise auch gleich vor Ort verkauft

Das perfekte Foto

Das Betreten der Tulpenfelder wird im Normalfall nicht gerne gesehen. Nicht nur, dass dabei die Tulpen zertrampelt werden können. Es können dadurch auch Bakterien und Pilze ins Feld getragen werden, die Krankheiten verursachen und die Tulpen sowie ihre Zwiebeln schädigen. Viele Zugänge zu den Feldern sind deshalb mit Zäunen abgeschirmt. Was dennoch einige Besucher nicht davon abhält, sich oder ihre Kinder ins Tulpenfeld zu setzen für ein Erinnerungsfoto.

Einige Tulpen-Bauern haben das Bedürfnis der Touristen erkannt und bieten nicht nur Tulpen zum Verkauf, sondern haben auch Pflück- oder Foto-Gärten angelegt.

Bei The Tulip Barn, wo wir kurz darauf vorbeikommen, haben sie das gleich im großen Stil aufgezogen. Hier gibt es nicht nur ein Café-Restaurant in einem Gewächshaus, sondern auch einen Spielbereich für Kinder. Dazu gibt es einen großen bunten Tulpengarten mit allerlei Extras für das perfekte Foto. Gegen Eintritt kann man sich und seine Lieben am Piano mitten zwischen den Tulpen, auf der Schaukel oder in der Badewanne fotografieren. Prima Idee!

Immer was los auf den Wegen während der Tulpensaison

Accessoires für das perfekte Foto werden im Tulpen-Foto-Garten der Tulip Barn gleich mitgeliefert

Am Wasser entlang

Da ich jetzt kein sonderlicher Selfie-Fan bin, überlasse ich den Tulpengarten gerne den anderen und wandere weiter. Am Ortsrand von Hillegom macht die Route einen Bogen und es geht wieder Richtung Süden und damit sozusagen auf den Rückweg zum Kasteel Keukenhof.

Dieses Stück des Wanderweges ist bedeutend ruhiger und es hat weniger Verkehr. Sehr angenehm und sehr schön, zumal wir am Wasser entlang laufen, mit Tulpenfeldern in Sicht und dem Duft der Hyazinthen in der Nase.

Es dauert nicht lang und wir erkennen das Gebiet wieder. Wir waren schon einmal hier, eigentlich sogar schon zweimal. Vor sechs Jahren waren wir auf dem Wasser mit dem Boot zu den Tulpen unterwegs und vor zwei Jahren startete hier auf der Wiese der Helikopter, mit dem wir uns die Tulpenfelder von oben angesehen haben.

Da bin ich ja gespannt, wie wir die Tulpenfelder im nächsten Jahr bewundern werden.

Der Himmel zieht sich etwas zu, aber die Aussicht bleibt schön

Tulpenfelder in Knallfarben eingerahmt von den letzten blühenden Narzissen

Mit den Wegweisern der Wanderroute ist der Weg zurück zum Auto ganz einfach zu finden 

Reiseinfos

Kasteel Keukenhof

Der Park des Kasteel Keukenhof ist täglich geöffnet von 8.30 bis 17 Uhr und gratis zugänglich. Auch der angrenzende Parkplatz ist kostenlos.
Das Schloss selbst kann leider nur an wenigen Tagen im Jahr besichtigt werden.

Das LAM Museum ist normalerweise am Mittwoch und Freitag von 13 bis 17 Uhr geöffnet und am Wochenende von 11 bis 17 Uhr.
Eintritt kostet € 5,- bzw. € 7,50. Es ist aber auch möglich, das Museum zum Kennenlernen gratis zu besuchen.

Alle wichtigen Informationen zum Tulpenpark Keukenhof findet ihr auf unserer Seite Keukenhof und Blumenkorso.

The Tulip Barn

3e Loosterweg 130, Hillegom

Vom 1. April bis 1. Mai täglich geöffnet von 10 bis 19 Uhr; Online-Tickets erhältlich bei Tiqets

Keukenhof Wanderung

Die Wanderroute könnt ihr euch hier herunterladen, weitere Routen im Tulpengebiet Bollenstreek findet ihr hier.

Die angegebenen Nummern sind die Nummern der Wegmarkierungen. Aber aufgepasst, die Nummern der Wanderroute nicht verwechseln mit den auffälligeren Nummern der Radwege.

Das Kasteel Keukenhof, wo ihr kostenlos parken könnt, befindet sich zwischen den Nummern 42 und 44. Ein weiterer kostenloser Parkplatz, der aber ziemlich klein ist, befindet sich bei Punkt 44. Beim Keukenhof gibt es sehr viele Parkplätze, jedoch sind diese während der Saison im Normalfall kostenpflichtig.

Weitere Tipps und Infos zu den Tulpen, von Besuchsmöglichkeiten bis zu Übernachtungstipps, findet ihr auf den Tulpen-Seiten hier auf nach-holland.de.

Eines ist gewiss, die Tulpenfelder kann man auch im nächsten Jahr wieder bewundern 

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