Kategorie: Politik und Gesetze

Wurde man vor Jahren als Mieter in den Niederlanden noch mitleidig belächelt, sieht man heutzutage manchmal sogar so etwas wie Neid im Blick. Denn jeder, der aus welchen Gründen auch immer, seine Wohnung verkaufen will oder sogar muss, hat inzwischen sehr viel Geduld nötig.

koopDauerte es vor einigen Jahren im Schnitt 3 Monaten um seine Wohnung bzw. sein Haus zu verkaufen, muss man heute schon mit ungefähr einem Jahr rechnen. Wenn man das Pech hat in einer wenig gefragten Gegend zu wohnen, wie z.B. im nördlichen Friesland oder auch den Grenzgebieten zu Deutschland oder Belgien, kann der Verkauf aber auch mehr als 5 Jahre dauern. Zusätzlich fallen die Verkaufspreise und viele Eigentümer müssen die Wohnung unter der Darlehenssumme verkaufen, was bei den Hypotheken ohne Tilgung zwangsläufig zu finanziellen Problemen führt.


In den Niederlanden sind ungefähr 55 % aller Wohnungen Eigentumswohnungen bzw. -häuser, in Deutschland sind das nur ca. 44 %. Auch bei der Umzugshäufigkeit hat die Niederlande die Nase vorn, im Schnitt ziehen die Leute dort alle 7 Jahre um, in Deutschland nur alle 8 Jahre.

Einen großen Unterschied zwischen den beiden Ländern gibt es beim durchschnittlichen Preis für Wohneigentum. Im Jahr 2010 lag dieser in Deutschland für Eigentumswohnungen bei 130.900 Euro und für Häuser bei 160.800 Euro, was ein Anstieg zum Vorjahr von 4,2 bzw. 1,7 % bedeutete. In den Niederlanden dagegen sank der Preis für Wohneigentum 2010 um 2% im Vergleich zum Jahr davor. Aber mit einem durchschnittlichen Preis von 233.000 Euro für Wohneigentum liegt dieser immer noch sehr viel höher als in Deutschland. Die niederländischen Immobilien haben nämlich eine enorme Preissteigerung hinter sich, von 1995 bis 2008 hat sich der durchschnittliche Preis einer Wohnung beinahe verdreifacht.

koopwoningWenn man bedenkt, dass das Lohnniveau in den Niederlanden keineswegs höher ist als in Deutschland, wundert man sich natürlich, wie sich soviele Menschen in den Niederlanden Wohneigentum leisten können. Neben tilgungsfreien Hypotheken heißt das Zauberwort hypotheekrenteaftrek. In den Niederlanden können nämlich die Zinsen für die Hypothek von eigengenutztem Wohnraum von der Steuer abgesetzt werden und das sind jeden Monat einige hundert Euro, je nach Höhe der Hypothek und des eigenen Einkommens. Diese staatliche Subvention von Wohneigentum ist nicht unumstritten und wird häufig auch als (Mit-)Ursache für die hohen Immobilienpreise und die, im Vergleich zu Deutschland, um einiges höheren Hypothekenzinsen gesehen.

Im Rahmen des Sparhaushalts für 2013 wurde die Abschaffung des hypotheekrenteaftrek diskutiert, aber auf Grund der Immobilienkrise und natürlich auch den bevorstehenden Wahlen, traut sich keine Partei dieses Thema rigoros anzugehen. Jetzt wird nur noch von einer evtl. Neuregelung für tilgungsfreie Hypotheken und eine Deckelung für sehr hohe Hypotheken gesprochen, denn je höher die Hypothek und je höher das jährliche Einkommen umso mehr Steuern können gespart werden. Und nicht jeder versteht, warum Villen für mehrere Millionen Euro vom Staat und dadurch vom Steuerzahler subventioniert werden, obwohl überall gespart werden muss.

In den Wahlprogrammen der verschiedenen Parteien sind viele Varianten zu finden, von „lassen wie es ist (PVV)“ bis zu „schrittweiser Abschaffung (GroenLinks)“. Was es dann tatsächlich wird, sieht man dann nach der Wahl am 12.September, man kann gespannt sein.

 

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