Das Rijksmuseum in Amsterdam wurde nach einer kompletten Renovierung im April dieses Jahres wieder eröffnet. Statt der geplanten 4,5 Jahre hat es ganze 10 Jahre gedauert. Und wie bei Großprojekten so üblich wurde auch das ursprüngliche Budget großzügig überschritten. Statt der geplanten 272 Millionen hat es dann doch 375 Millionen Euro gekostet, immerhin gute 37 % mehr.

Man sollte aber nicht den Fehler begehen und denken, dass früher alles besser war. Das Budget für den Neubau des Rijksmuseums im 19. Jahrhundert wurde gleich um ein mehrfaches überschritten. Statt der angedachten 500.000 Gulden bei der 1. Planung, der geschätzten 1 Million Gulden bei der 2. Planung hat es letztendlich 2,8 Millionen gekostet. Für diese Zeit eine ganze Menge Geld und damals wohl das teuerste und größte Bauprojekt in den Niederlanden. Der Neubau des Rijksmuseums war dann auch ein sehr prestigeträchtiger, lukrativer und hartumkämpfter Auftrag .

Wie es Pierre Cuypers, der katholische Kirchenarchitekt aus Roermond, schaffte diesen Auftrag im protestantischen Amsterdam an Land zu ziehen, darum geht es in der neuen Ausstellung „Cuypers und das Rijksmuseum“, die gerade im Cuypershuis in Roermond stattfindet.

cuypers ausstellung

Cuypers war 1876, als er den Auftrag für das Rijksmuseum bekam, kein unbekannter Architekt mehr. Nach der Aufhebung des Verbots der öffentlichen Ausübung von katholischen Gottesdiensten im Jahr 1853 hat Cuypers die Gunst der Stunde genutzt. In den Niederlanden wurden Neubauten von katholischen Kirchen wieder möglich und Cuypers hat sich, geschäftstüchtig, wie er war, gleich einige Aufträge an Land gezogen. Seit 1873 war er selbst Dombaumeister von Mainz, er hatte sich also inzwischen einen Namen gemacht.

Aber das protestantische Amsterdam von seinem Können zu überzeugen war nicht einfach. Dafür war einiges an Überzeugungskraft, Geklüngel und sogar ein Umzug nach Amsterdam notwendig. Und trotzdem - alle Amsterdamer überzeugte er nie. Der damalige König Willem III weigerte sich sogar zur Eröffnung des Rijksmuseums zu kommen.

 

Planungsphase

Aber zurück zum Beginn, zur Planungsphase für das Rijksmuseum. Damals, im frühen 19. Jahrhundert, gab es den Trend in Europa große Kunstmuseen für die nationalen Kunstsammlungen zu bauen, um die glorreiche nationale Vergangenheit zu demonstrieren. Nach Berlin, München, Brüssel und London, wollte sich auch Amsterdam diesem Trend anschließen. So wurde im Jahre 1863 ein erster Architekturwettbewerb für ein damals noch „Museum Koning Willem I.“ genannter Neubau ausgeschrieben. Nicht Pierre Cuypers gewann diesen Wettbewerb, sondern die Architekten Ludwig und Emil Lange aus München. Wie es aber oft so geht bei Architekturwettbewerben, war der Siegerentwurf zwar der beste, aber dann doch nicht richtig geeignet. Zu wenig Ausstellungsfläche für die Kunstwerke und zu teuer.

Die Pläne wurden auf Eis gelegt und es dauerte bis 1872, bevor ein 2. Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Dieses Mal wurde schon vorher selektiert und nur 4 niederländische Architekten eingeladen, worunter auch Cuypers. Dass er Mitglied der Monumenten-Kommission war, die eine wichtige Rolle in der Jury des Architektenwettbewerbs spielte, führte zwar zu Unstimmigkeiten und Kritik, aber nichts desto trotz wurde sein Entwurf zum Sieger auserkoren.

cuypers ausstellung1Foto: Fotoatelier Harry Segers

 

Realisierung

Dass Cuypers während der Bauzeit auf eigene Verantwortung noch allerlei Dinge anpasste und dass das spätere reale Bauwerk mit seinem gewinnenden Entwurf gar nicht mehr so viel zu tun hatte, ist nur ein weiterer Beweis für den etwas eigensinnigen und geschäftstüchtigen Charakter des Baumeisters. Er schaffte es immer wieder seine eigenen Ideen, auch gegen den Willen Vieler, durchzusetzen.

Über viele Jahre waren die Amsterdamer übrigens unglücklich mit dem Gebäude. Für sie glich es viel zu sehr einer katholischen Kirche. In den letzten 135 Jahren wurde viel verändert und umgebaut, außen aber vor allem auch innen. Mit der letzten großen Restaurierung, die dieses Jahr beendet wurde, wurde einiges wieder in den Originalzustand zurückgebracht. Die Dekorationen in der zentralen Halle sind endlich wieder sichtbar und es heißt, dass erst jetzt das Gebäude so aussieht, wie es von Pierre Cuypers ursprünglich geplant war. Und auch die Amsterdamer haben sich inzwischen mit ihrem Rijksmuseum angefreundet.

 

Ausstellung

Den Werdegang vom 1. Architekturwettbewerb bis zur Vollendung des Rijksmuseums und alle interessanten Anekdoten drum herum zeigt die Wechselausstellung „Cuypers en het Rijksmuseum“, die im Cuypershuis in Roermond noch bis Mai nächsten Jahres präsentiert wird. Sehr ansprechend, in einer, der Ehrengalerie des Rijksmuseum nachempfunden Einrichtung, werden viele originale Architekturentwürfe und zeitgenössische Dokumente gezeigt. Und weil ich während meines Architekturstudiums noch meine Zeichnungen mit Hand machen musste, weiß ich, dass hinter diesen unglaublich, detaillierten Bleistiftzeichnungen großes Können und extrem viel Zeit stecken.

cuypers zeichnungFoto: Fotoatelier Harry Segers 

Wie ich während meines Besuches erfahren habe, dauert es auch ganz schön lange, bis so eine Ausstellung auf die Beine gestellt wird. Ein Jahr dauert die Recherche, das Anfragen und Sammeln der verschiedenen Ausstellungsstücke im ganzen Land und auch die Ausstellungspräsentation muss entworfen und letztendlich gebaut werden.

Ich muss sagen es ist sehr gut gelungen und wer sich auch nur ein bisschen für Architektur, Kunst und Cuypers interessiert, sollte diese Ausstellung nicht verpassen.

 

Cuypers en het Rijksmuseum, 8. Juni 2013 bis 11.Mai 2014
im Cuypershuis, Pierrre Cuypersstraat 1, Roermond
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag, 11 - 16.30 Uhr
Eintritt: 6,- Euro, 4,- Euro für Jugendliche unter 18 Jahren und Senioren über 65 Jahren

 

Hinweis: Der Besuch des Cuypershuis und das Preview der Ausstellung "Cuypers en het Rijksmuseum" gehörte zu einer Pressereise, zu der ich vom VVV Midden-Limburg eingeladen wurde.


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cuypers ausstellung2Foto: Fotoatelier Harry Segers

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