Händlerseelen sind sie noch immer, die Niederländer. Aber zur Weltmacht, wie im Gouden Eeuw, dem Goldenen Zeitalter im 17. Jahrhundert, haben sie es seither nicht mehr geschafft. Damals, als sie die Weltmeere mit Hunderten Schiffen befuhren und den Gewürz- und Teehandel aus Asien und den weniger ruhmreichen Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika kontrollierten. Damals, als sie unzählige Stützpunkte entlang der Handelsrouten eroberten oder gründeten, um ihren Handel zu ermöglichen und ihre Vormachtstellung zu sichern.

Entlang dieser Handelsrouten sind noch viele Spuren dieser ehemaligen Weltmacht Niederlande zu finden, auch heute noch, nach immerhin beinahe 400 Jahren. Und um diese Spuren und natürlich auch die Geschichte drumherum, geht es in der neuen Kategorie im Blog „holländische Spuren“. Und damit geht es ein bisschen hinaus in die Welt, aber dem Thema Holland wird natürlich treu geblieben.

Den Anfang macht eine Stadt, deren Eroberung ganz am Anfang der VOC, der Vereenigde Oostindische Compagnie, stand – Malakka.

Blick auf St. Paul auf dem Hügel von Malakka

Ihr habt keine Ahnung, wo Malakka liegt? Vielleicht habt ihr aber schon mal etwas von der Straße von Malakka gehört, damals im Erdkundeunterricht oder etwas aktueller, wenn es um Piraterie geht. Denn die Straße von Malakka ist eine der wichtigsten und am stärksten befahrenen Wasserstraße der Welt. Diese Meerenge zwischen Malaysia und Indonesien ist für den Welthandel, damals wie heute, eine extrem wichtige Verbindung zwischen dem Indischen und Pazifischen Ozean.
 

Damals und Heute

Malakka karte

Die strategisch an der Meerenge und im heutigen Malaysia gelegene Stadt Malakka, die der Wasserstraße ihren Namen gab, hatte ihren Höhepunkt schon im 15. Jahrhundert unter Sultan Paramesvara, als wichtiger Umschlagplatz für Pfeffer und anderer Gewürze. Aber auch unter der portugiesischen Herrschaft von 1511 bis 1641, der anschließenden Herrschaft der Niederländer (bis 1824) und der Britten (bis 1957) war die Stadt ein sehr wichtiger Handelsstützpunkt.

Heute hat die Stadt den Handel an die Megastädte Singapur und Kuala Lumpur abgegeben, die nur 150 bzw. 200 km entfernt liegen. Die Lage zwischen diesen beiden Städten sichert Malakka ihr jetziges Auskommen als Touristenort. Seit 2008 steht die Stadt auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und dies zum großen Teil auch aufgrund des niederländischen Nachlasses. Denn die niederländische Kolonialarchitektur beherrscht auch heute noch Teile der Altstadt von Malakka.

 

Sightseeing

Wie üblich für diese Gegend ist es auch bei meinem Besuch tropisch warm und feucht. Anfang Dezember herrscht noch Regenzeit, aber bei durchschnittlichen 30 Grad ist der Regen, der regelmäßig vom Himmel fällt, gut zu verkraften. Die zahlreichen Touristen sind mit Regenschirmen unterwegs und bevölkern den zentralen Platz in der Altstadt. Warum er Roter Platz heißt, wird schnell deutlich, alle Gebäude drumherum sind in einem etwas seltsamen Rot gehalten, dem Rot der hiesigen roten Erde, dem Laterit.

Dass die Holländer hier ihre Finger im Spiel hatten ist gut sichtbar, denn auf dem markanten Gebäude gleich neben dem Uhrenturm, steht in großen Buchstaben STADTHUYS. Gebaut wurde der ehemalige Sitz des holländischen Gouverneurs rund 1650 im Stil der niederländischen Kolonialarchitektur. Heute wird das Stadthuys nicht mehr als Rathaus, sondern als historisches Museum genutzt und erzählt u.a. die Zeit der Kolonisation aus Sicht der Kolonisierten, die doch etwas von der Westlichen abweicht. Gleich nebenan steht die, heute anglikanische Kirche, Christ Church. Sie wurde ungefähr hundert Jahre später im Jahr 1750 gebaut, aus eigens aus Zeeland eingeschifften Backsteinen. 

Malakka christchurch

Malakka stadthuys

Bevor diese Kirche fertiggestellt wurde, nutzten die Holländer die von den Portugiesen 1521 erbaute St. Pauls Kirche auf dem Hügel hinter dem Stadthuys. Heute ist davon nur noch eine Ruine übrig, mit einigen großen verwitterten Grabplatten von wichtigen Holländern und Engländern, die dort seinerzeit begraben wurden.

Die gute Sicht, die man von dort oben über die Stadt und vor allem auf die Straße von Malakka hat, haben die Portugiesen schon genutzt und deshalb auf dem Hügel auch ein Fort errichtet. Die Niederländer übernahmen und erweiterten das Fort A Famosa nach der Eroberung, aber die Engländer zerstörten es weitgehend, nachdem sie Malakka um 1824 übernahmen. Das Eingangstor Porta de Santiago ist noch erhalten geblieben und steht am Fuße des Hügels, gleich neben der Treppe, die nach oben führt.

  Malakka st paul

Malakka aussicht

Die Touristen lieben das Tor mit den Kanonen davor als Kulisse für ihre Erinnerungsfotos und auch die knallbunten Fahrrad-Rikschas, die die Touristen mit lautstarker Musikuntermalung rund um den Roten Platz kutschieren, passieren diese Sehenswürdigkeit.

Eine der Sitzbänke auf dem Platz ist dann auch ein guter Ort, um dem bunten Treiben zuzuschauen und sich etwas von der Sightseeing-Tour auszuruhen. Der große Springbrunnen spendet etwas Kühle, während es langsam dunkel wird, was in diesen Breitengraden schon kurz nach 18 Uhr passiert. Ruhe gibt es aber nicht, denn außer den verschiedensten Musikrichtungen, die aus den Lautsprechern der Fahrrad-Rikschas scheppern, beziehen Tausende kleiner Vögel mit entsprechendem Geräuschpegel, ihr Nachtquartier in den Bäumen am Platz. Aber es ist ja auch noch ein bisschen früh für nächtliche Ruhe.

Malakka porta

So das war jetzt der kleine Ausflug über die Grenzen der Niederlande hinaus. Es gibt in Malakka natürlich noch viel mehr Sehenswürdigkeiten zu sehen, denn auch die Chinesen, Inder und Malaien haben ihre Spuren in der Stadt hinterlassen. Aber ich möchte es bei den holländischen Spuren belassen und hoffe euch hat die kleine Exkursion hinaus in die Welt gefallen.

 

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