Es ist Tomatenzeit! Zumindest wer Tomaten in seinem Garten oder auch im kleineren Maßstab auf seinem Balkon hat, weiß, dass jetzt im Spätsommer die Tomaten rot werden. Im Supermarkt haben Tomaten inzwischen das ganze Jahr über Saison, da gibt es höchstens noch Unterschiede im Preis.

Neben dem Käse sind Tomaten das Produkt, für das Holland steht. Zumindest in den 90er-Jahren waren die wässrigen und eher geschmacklosen holländischen Tomaten im wahrsten Sinne in aller Munde. Glücklicherweise hat sich seither in Sachen Geschmack einiges getan.

Tomaten in Holland

In der Gastronomie sind die Wasser-Tomaten nach wie vor beliebt. Eher geschmacksneutral, dafür sehr schnittfest, zieren die in Scheiben geschnittenen Tomaten jeden Beilagen-Salat. Sorten mit kreativen Namen wie Red Pearl oder Tasty Tom, die auch tatsächlich nach etwas schmecken, sind bei den Verbrauchern beliebter und werden im Supermarkt gerne gekauft.

Die Auswahl an Tomaten im Handel ist vielfältig wie nie. Groß oder klein, Fleisch-, Strauch-, Cocktail- oder Snacktomaten – es gibt alles. Selbst bei der Farbe hat man inzwischen Auswahlmöglichkeiten.

 

Herkunft der Tomate

Ursprünglich stammt die Tomate, die übrigens ein Fruchtgemüse ist, aus Mittel- und Südamerika. Ihren Weg nach Europa fand sie durch die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert. Bis die Tomate auch auf dem Teller landete, dauerte es noch etwas. Aber spätestens Ende des 19. Jahrhunderts war sie auch in Deutschlands Küchen angekommen.

Heute werden Tomaten in der ganzen Welt kultiviert. Und das in riesigen Mengen. Allein in Europa sind es beinahe 24 Millionen Tonnen pro Jahr. Rund die Hälfte allein in Italien, Spanien und Portugal. Die Niederlande, mit „nur“ 910.000.000 kg, produzieren da nur einen kleinen Teil. Wenn es aber um den Ertrag pro Hektar geht, sind die Niederlande unschlagbar.

Auf den rund 1800 Hektar, die für die Tomatenproduktion genutzt werden, geht es dann auch hocheffizient her. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, Jahreszeiten oder Wetter spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle. In riesigen Gewächshäusern gedeihen die Tomaten das ganze Jahr über.

Weit über die Hälfte der Tomaten wächst im Westen des Landes, zum größten Teil in der Provinz Süd-Holland. Vor allem Westland, ein Gebiet etwas südwestlich von Den Haag, ist geprägt von riesigen Gewächshäusern. Nicht nur Tomaten wachsen hier unter Glas, auch anderes Gemüse, Blumen und sogar Trauben.

tomaten farbenWer die Wahl hat, hat die Qual

tomaten kasRiesige Gewächshäuser sind ein typischer Anblick

tomaten glasdächerGlasdächer so weit das Auge reicht

Wachstum nach Plan

Nachts wird es im Westland eigentlich nie richtig dunkel. Das Licht aus den Gewächshäusern verleiht dem Nachthimmel einen gelb-orangen Schein. Wer einmal bei Nacht über die Niederlande geflogen ist, weiß von was ich rede.

Aber nicht nur das künstliche Licht sorgt für einen ganz eigenen Tagesablauf im Glashaus. Auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wasser- und Nährstoffzufuhr werden hier genau geregelt. Meist nur noch biologische Tomaten wachsen richtig in der Erde. Im „traditionellen“ Anbau wurzeln die meterhohen Stauden in Blöcken aus Steinwolle. 

Selbst wenn es in den letzten Jahren große Fortschritte und Innovationen zur Energieeinsparung gab, der Verbrauch in den Gewächshäusern ist dennoch sehr hoch. Wenn man auch im Winter Tomaten ernten möchte, müssen die Gewächshäuser geheizt und beleuchtet werden. 

Ohne Chemie geht es bei der Tomatenproduktion auch eher selten. Die Tomatenpflanzen brauchen nicht nur Nährstoffe zum Wachsen, sie müssen außerdem vor Schimmel und Bakterien geschützt werden. Und auch Insekten und Milben finden Tomaten lecker und sorgen für Schäden an den Pflanzen und Früchten.

Bei  den Pestiziden versucht man seit einigen Jahren mit wenig Chemie auszukommen und setzt vermehrt auf die biologische Variante. So werden z.B. Raubwanzen und Schlupfwespen in den Gewächshäusern genutzt, um der allseits bekannten weißen Fliege den Garaus zu machen.

tomaten pflanzeAus in Folie gepackter Steinwolle wachsen die Tomatenstauden in die Höhe

tomaten insektenIn Kartons werden Erdhummel unter die Pflanzen gesetzt, die für die Bestäubung sorgen

tomaten früchtePrall, rund und kräftig rot - so sollen die Tomaten dann werden

Einblicke und Einkäufe

Wer einmal selbst einen Blick in so ein Gewächshaus werfen möchte, hat dazu immer im Frühling die beste Gelegenheit. Im März findet jedes Jahr „Kom in de Kas“ statt, sozusagen ein landesweiter Tag der offenen Tür in den Gewächshäusern.

Aber auch im Rest des Jahres ist das Treiben in den Gewächshäusern zumindest teilweise zu beobachten. Wer im Westland oder auch anderswo mit dem Fahrrad unterwegs ist, radelt nicht nur an unzähligen Glashäusern vorbei, der hat durch die durchsichtigen Wände auch den ein oder anderen Einblick ins Innere.

Aber nicht nur das. Man kann sich hier auch gleich sein Essen zusammenradeln. Vor den Betrieben gibt es nämlich häufig kleine Verkaufsstellen oder Automaten, in denen die angebauten Produkte angeboten werden. Auberginen, Paprika, Gurken und natürlich Tomaten gibt es zuhauf. Aber auch Trauben oder Kirschen zum Nachtisch und ein paar Blumen für die Tischdekoration sind gar kein Problem.

tomaten gewächshausAm Tag der offenen Tür kann man dann auch mal einen Blick ins Innere der riesigen Gewächshäuser werfen

 

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