Lange hat es nicht gedauert bis wir wieder zurück sind in der Provinz Brabant. Gerade mal vier Wochen hat es gedauert. An diesem Wochenende sind wir im Land van de Peel unterwegs, einem Gebiet östlich von Eindhoven.

In einem kleinen Roadtrip erkunden wir die abwechslungsreiche Gegend mit tollen Wander-Möglichkeiten in der Natur und interessanten Ausflugszielen. Die Stadt Helmond entpuppt sich dafür nicht nur als ein perfekter Ausgangspunkt, sondern auch als ein sehr interessantes Reiseziel.

Feuchtgebiete

Dem lateinischen Wort Palus, was auf Deutsch Sumpf bedeutet, verdankt das Gebiet De Peel vermutlich seinen Namen. Ursprünglich erstreckte sich das Feuchtgebiet von Grave in der Provinz Noord-Brabant bis nach Weert in Limburg. Über Jahrtausende bildete sich hier eine dicke Torfschicht, die ab dem frühen Mittelalter abgegraben und als Brandstoff genutzt wurde.

Torf wird in De Peel seit Jahrzehnten nicht mehr abgebaut und große Teile des ursprünglichen Feuchtgebietes sind trocken gelegt. Die übriggebliebenen Hochmoore sind inzwischen Naturgebiete geworden, wie der Nationalpark De Groote Peel, wo wir bereits vor einigen Jahren Wandern waren.

Auf unserer heutigen Tour erkunden wir etwas unbekanntere Ausflugsziele, sozusagen die Geheimtipps im Land van de Peel. Mit einer Wanderung in der Natur beginnen wir jedoch auch heute. Aber, es geht nicht ins Moor, sondern in den Wald.

Auf Holzwegen wandert man über die feuchten Bereiche im Wald

Wandern im Wald

Stippelberg heißt das weitläufige Waldgebiet, das übrigens keineswegs auf einem Berg liegt. Punktförmige Hügel, eigentlich kleine Sanddünen, die im Wald zu finden sind, gaben dem Gebiet seinen Namen.

Wir wandern entlang Alleen von Eichen und Buchen, die früher zu einem Landgut gehörten. Auch die zahlreichen riesigen Rhododendren-Büsche, die links und rechts unseren Weg säumen, wurden vom damaligen Besitzer des Landguts angepflanzt. Zur Blütezeit im späten Frühjahr muss dieser Weg ein Traum sein.

Jetzt im Herbst dürfen wir uns dafür über allerlei Pilze freuen. In allen Größen und Formen begegnen sie uns. Deutlich sichtbare, wie der Fliegenpilz und winzig kleine, die im Moos kaum zu erkennen sind.

Die Rehe, die es hier reichlich geben soll, halten sich verborgen. Dafür kreuzen einige Schottische Hochlandrinder unseren Weg. Sie werden hier sozusagen als Landschaftspfleger eingesetzt. Die beiden neugierigen Jungtiere, die zielstrebig auf uns zukommen, arbeiten nebenher wohl zusätzlich als Fotomodell.

Sicht auf das Landgut Stippelberg

Wahre Naturschönheiten kann man finden, wenn man etwas genauer hinschaut

Die zwei sind heute ohne Mama unterwegs

Kuschelige Einwanderer

An tierischen Fotomotiven hat der nächste Anlaufpunkt unserer Tour ebenfalls einiges zu bieten. Wir sind nämlich zu Besuch auf dem Alpaka-Bauernhof In de Hei. Allein durch ihr Aussehen erobern diese knuffigen Tiere unsere Herzen im Sturm.

Ursprünglich sind Alpakas vor allem im Andengebiet in Südamerika zuhause. Aber auch hier in Brabant scheint es ihnen zu gefallen. Gezüchtet werden sie in ihrer Heimat und auch hier wegen ihrer hervorragenden Wolle. Wer schon mal einen flauschigen Alpaka-Pullover getragen hat, weiß, wovon ich rede.

Hier auf dem Bauernhof von Lilian und Jos spielen die Alpakas aber noch eine andere Rolle. Gäste können sie ganz von nah erleben und sogar eine Wanderung mit ihnen unternehmen. In den Tiny Houses, die man auf dem Bauernhof mieten kann, hat man die Alpakas auf der Weide sozusagen direkt vor der Nase. Aber auch von den anderen Unterkünften, den eingerichteten Safari-Zelten oder den komfortablen Zimmern des Bed & Breakfasts, ist es zu den Tieren nur ein Katzensprung.

Auch wenn ich gerne gleich in eines der Ferienhäuschen einziehen würde, bleibt es bei einer kurzen Besichtigung. Die Tiny Houses sind schon alle belegt und wir haben heute ja noch einiges vor. Für eine leckere Stärkung zu Mittag, frisch zubereitet mit Produkten aus der Region, bleiben wir noch. Dann geht es weiter mit unserer Entdeckungstour.

In den Ferienhäuern hat man sogar vom Hot Tub auf der Terrasse Sicht auf die Alpakas

Flausch-Alarm!

Klosterleben

Das Missieklooster Heilig Bloed in Aarle-Rixtel liegt am sogenannten Kloosterpad. Dieser 330 km lange Rundweg führt entlang der vielen Klöster und Abteien, die es in Brabant gibt. In 15 Tages-Etappen ist die Wander-Route eingeteilt. Übernachten kann man unterwegs in einigen Klöstern oder auch in Hotels und B&Bs auf der Strecke.

Auch hier im Kloster könnten wir die Nacht verbringen. Entweder direkt bei den Missions-Schwestern oder in der Herberg de Brabantse Kluis nebenan. Zum Hotel, das in einem Teil eines historischen Bauernhofes untergebracht ist, gehört auch ein beliebtes Ausflugslokal. Denn hier beginnt eine sehr schöne kürzere Rundwanderung von 13 km, die teilweise dem Kloosterpad folgt.

Tiere, genauer gesagt Kühe, leben auch noch auf dem Bauernhof. Auf dem Weg zum Klostergarten kommen wir direkt an ihnen vorbei. Den Garten und die Lourdes-Grotte aus dem Jahr 1907 wollen wir uns noch ansehen. Für die Wanderung ist es heute leider schon zu spät.

Direkt am Kloster beginnt der Wanderweg

Danach ist die Herberge der perfekte Ort für eine Einkehr

Deutscher Ritterorden

Statt auf Schusters Rappen geht es für uns dann mit dem Auto nach Gemert, eine weitere Station auf dem Klosterweg. Über Jahrhunderte war das Dorf sozusagen ein Freistaat und im Besitz des Deutschen Ritterordens. Ein imposantes Schloss, das im 14. Jahrhundert gebaut wurde, fungierte als geistliches Zentrum.

Napoleon brachte das Ende für den Deutschen Ritterorde in Gemert und das Schloss wurde seitdem zu den unterschiedlichsten Zwecken genutzt. Inzwischen ist es in Privatbesitz und wird gerade zu einem luxuriösen Hotel umgebaut. Deshalb können wir heute nur einen Blick von außen darauf werfen. Aber ich merke es mir schon mal vor für einen Besuch in 2025, wenn es als Schloss-Hotel mit Wellness eröffnet werden soll.

Heute übernachten wir zwar nicht in einem Schloss, aber dennoch sehr komfortabel, im Hotel West-Ende im Zentrum von Helmond. Zuvor kehren wir jedoch noch in die Gastrobar Buskens ein, gleich gegenüber dem Schloss in Gemert. Mit einer Bierprobe und sehr leckerem Essen beschließen wir diesen ereignisreichen Tag.

Stilecht über eine Zugbrücke betritt man den Park des Kasteel Gemert

Das Schloss besteht aus mehreren Gebäude, die aus verschiedenen Zeiten stammen

Kasteel Helmond

Den zweiten Tag im Land van den Peel beginnen wir, wie wir den ersten beendet haben – wir besuchen ein Schloss. Die mittelalterliche Wasserburg im Zentrum der Stadt ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit in Helmond. Vor einigen Jahren waren wir schon einmal dort beim Event Brabant Nacht. Heute schauen wir uns das Schloss und das dortige Museum einmal bei Tageslicht an.

Einige Familien mit Kindern haben die gleiche Idee und es ist deutlich erkennbar, dass sie reichlich Spaß dabei haben. Kein Wunder, denn es gibt für Kinder jede Menge zu entdecken und zu tun. Da werden Väter von ihren Sprösslingen zum Ritter geschlagen und so manches Familien-Album mit Fotos von kleinen Rittern und Burgfräuleins erweitert.

Wir durchstreifen ganz ohne Verkleidung die historischen Räumlichkeiten. Ausgerüstet mit einer Audio-Tour erkunden wir die Ausstellung, in der die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner erzählt wird. Hintergründe und interessante Anekdoten bekommen wir dabei auf sehr angenehme Weise ins Ohr geflüstert, und das auch noch auf Deutsch. Perfekt!

Durch das Tor kommt man in den Innenhof der Wasserburg und zum Eingang des Museums

Kinder können hier auch mal Schlossherr sein

Kunst in der Stadt

Das Schloss ist Teil des Museums Helmond, zudem auch noch die Kunsthalle gehört. In diesem modernen Museum ist Kunst und Fotografie das Thema. Unter dem Namen "Abstract 2" wird im unteren Saal Teile der Sammlung Roef-Meelker sowie der eigenen Sammlung präsentiert.

Noch etwas spannender finde ich jedoch die Ausstellung "Resilient Rebels" im großen Saal oben. Die Spannbreite ist weit, „Kunst von Protest“ wird uns dort auf sehr unterschiedliche Art gezeigt. Es gibt Werke von Käthe Kollwitz zu sehen aus ihrem Zyklus Bauernkrieg oder auch Videos von Tools for Action des „Barricade Ballets“ in Dortmund im Mai 2016.

Auch nachdem wir das Museum verlassen, bestimmt Kunst den Tag. Jedoch weit weniger zielgerichtet, denn wir lassen uns dabei einfach durch die Stadt treiben. Überraschenderweise begegnet uns Kunst hier wirklich an jeder Ecke.

Skulpturen aller Art stehen im gesamten Zentrum verteilt. In jeder Gasse, auf jedem Plätzchen entdecken wir ein Kunstwerk. Manchmal groß und kaum übersehbar, manchmal ganz klein. Auf Häuserwänden, an großen Mauern und in Unterführungen finden wir coole und farbenfrohe Street-Art. Spannende Architektur, wie die Würfelhäuser von Piet Bloem, kommt da noch hinzu.

Mit müden Beinen, vielen Eindrücken und einem knurrenden Magen landen wir letztendlich bei D’n deftige Aap. Stadtbrauerei, Destillerie und Restaurant in einem und dazu beheimatet im ältesten Gebäude von Helmond.

Ein üppiger und sehr leckerer Hamburger vertreibt unseren Hunger. Auf eine Bierprobe, der dort hausgebrauten Biere müssen wir jedoch leider verzichten. Wir haben noch eine Autofahrt nach Hause vor uns.

Bis zum 24. März 2024 ist in der Kunsthal Helmond die Ausstellung Resilient Rebels zu sehen

Farbenfrohe Streetart verschönert diesen Tunnel

Wer fotografiert hier wen?

Eine Mischung aus historisch und modern im Zentrum von Helmond

Die Würfelhäuser des Architekten Piet Bloem, die er später auch in Rotterdam gebaut hat

Reiseinfos Land van de Peel

Gebiet im Südosten der Provinz Brabant rund um die Stadt Helmond. Viele Informationen über die Region findet ihr auf der Website von Land van de Peel auch auf Deutsch.  

Ausflugsziele und Wanderungen 

Stippelberg

Waldreiches Naturgebiet mit mehreren Wanderwegen. Als Ausgangspunkt haben wir den kostenlosen Parkplatz De Rips (Kreuzung Stippelberg und Ledeboerlaan) gegenüber der Boswachterij genutzt. Hier gibt es auch eine Bushaltestelle. 

Es gibt mehrere ausgeschilderte Wanderrouten. Wir sind die blaue Route mit 7,5 km gefolgt. 

In de Hei

Schaapsdijk 6, Mariahout

Alpaca-Bauernhof mit verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten. Buchen könnt ihr die Ferienhäuschen direkt an der Alpaca-Weide über Naturhäuschen.de, die eingerichteten Safari-Zelte über Wiesenbett.de und die Zimmer im Bed & Breakfast über booking.com.

Herberg de Brabantse Kluis und Missieklooster Heilig Bloed

Klosterdreef 8, Aarle-Rixtel

Kloster mit Klostergarten und Lourdes-Grotte sowie Hotel und Restaurant am Fernwanderweg Kloosterpad. 

Hier startet auch die 13 km lange Rundwanderung "Over Heilig bloed en religieuze ridders" durch die schöne Umgebung. Die Wanderung folgt den ausgeschilderten Wanderweg-Knotenpunkten:  18 – 2 – 79 – 78 – 89 – 88 – 86 – 83 – 82 – 54 – 52 – 51 – 81 – 80 – 88 – 89 – 78 – 79 – 17 – 18

Falls ihr in der Herberge übernachten möchtet, könnt ihr die Zimmer über booking.com buchen.

Gemert

Das Kasteel Gemert (Heilige-Geestlaan) ist momentan nur sehr begrenzt zugänglich und deshalb nur von außen zu bewundern. An einigen Tagen kann der Schlosspark besucht werden.

Die Gastrobar Buskens (Ridderplein 37) kann ich euch für eine Einkehr sehr empfehlen.

Stadt Helmond

Helmond liegt auf der Bahnstrecke Venlo – Eindhoven und ist sehr gut mit dem Zug erreichbar. Wenn man mit dem Auto anreist, kann man am einfachsten auf dem kostenlosen Parkplatz bei der Cacaofabriek (Cacaokade 1, Helmond) parken. Von dort sind es 10 Minuten zu Fuß ins Zentrum.

Infos zu einem Streetart-Rundgang durch Helmond findet ihr hier auf der Website von Land van de Peel.

Eingekehrt sind wir in D’n deftige Aap (Markt 14), wo man im hinteren Bereich auch Blick auf die Braukessel hat. Geschmeckt hat es uns dort sehr gut.

Museum Helmond

Bestehend aus dem Kasteel Helmond (Kasteelplein 1) und der Kunsthal (F.J. van Thielpark 7)

Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr

Golden Tulip Hotel West-Ende

Steenweg 1, Helmond

Sehr zentral gelegenes Hotel mitten im Zentrum von Helmond, das sowohl Doppelzimmer als auch Familienzimmer vermietet. Ein hoteleigener Parkplatz ist ebenso vorhanden.

Buchen könnt ihr die Zimmer über booking.com.

Es wird Abend in Helmond, Zeit für die Heimkehr

Hinweis: Wir waren auf Einladung von Land van de Peel in der Region unterwegs. Vielen Dank!

Ähnliche Artikel gibt es in der Kategorie Orte und Events