„Unterhaltsam, knapp, bissig und voller überraschender Einsichten“, steht als Zusammenfassung auf der Rückseite des Taschenbuchs. Die Buchreihe „Die Fremdenversteher“, deren deutsche Fassung im Reise Know-How Verlag Peter Rump herausgegeben wird, möchte kulturelle Unterschiede verständlich machen.

Dass es diese zwischen Niederländern und Deutschen gibt, kann ich bestätigen. Trotz der direkten Nachbarschaft und der vielen Gemeinsamkeiten. Oder würdet ihr euch bunte aufblasbare Plastikkronen auf den Kopf setzen, um damit den Geburtstag des Bundespräsidenten (einen König haben wir ja nicht) zu feiern?  

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Von außen schön bunt, im Innern nüchtern in Schwarz-Weiß. Auf Fotos wird auf den rund 100 Seiten des kleinen Taschenbuchs ganz verzichtet, nur einige simple Zeichnungen lockern den Text etwas auf. In 17 Kapitel ist das Buch gegliedert, die sich mit dem Nationalismus, der Kultur oder auch dem niederländischen Sinn für Humor befassen. Auch der kulinarische Aspekt und der Hang Gemüse in gestampfter Form zu sich zu nehmen, fehlt in diesem Buch natürlich nicht.

 

Selbstverständlich kommen auch die weitgehend nicht vorhanden Vorhänge an niederländischen Fenstern zur Sprache. Zu meiner großen Freude verzichtet der Autor Rodney Bolt dabei ganz auf unsinnige Behauptungen, wie eine angeblich früher existierende Gardinensteuer, die leider viel zu häufig in Medien aller Art genannt werden. Wie vieles andere auch in den Niederlanden, liegt der Ursprung dieser Gewohnheit im Calvinismus begründet, erkennt der Autor zu Recht.

„Wir haben nichts zu verbergen“, scheinen uns die gardinenlosen Fernster zuzurufen. Und bei einem freien Blick in ein Wohngemach scheint das auch zu stimmen - museumsgleich aufgeräumt und ausgeleuchtet, aber keine Menschenseele zu entdecken. Jedoch auch in den Niederlanden ändern sich die Zeiten. Die freie Sicht in die Wohnungen wird inzwischen immer häufiger durch Sichtschutzfolien, und ja auch durch Gardinen, versperrt.

 

Den Trend zu weniger Einblick erkennt und benennt auch der Buch-Autor, bei anderen Themen finde ich die Informationen des Buches jedoch schon etwas überholt. Zumindest was die Abneigung der Niederländer Deutschland und den Deutschen gegenüber angeht, die im Buch als unumstößlicher Fakt dargestellt wird, hat sich in den letzten Jahren doch einiges zum Positiven gewandelt. Wir Deutschen haben Sympathien gewonnen und inzwischen hat Deutschland sogar Frankreich vom Platz 1 der beliebtesten Reiseländer der Niederländer verdrängt.

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Dass es sich bei dem Buch um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt, fällt nur an manchen wenigen Stellen auf. Aber der Satz „In den Niederlanden sind die Bäume in Linien gepflanzt und die schwarz-weißen Kühe in ordentlichen kleinen Gruppen arrangiert“, der sogar als Besonderheit auf der Rückseite des Buches hervorgehoben wird, macht deutlich, dass der Autor kein Deutscher sein kann. Denn mal ehrlich, welchem Deutschen würde das als Merkwürdigkeit auffallen?! Akkurat in Reihen pflanzen können wir auch.  

Auch dass Advocaat als „eigentümliches Getränk“ betitelt wird, kann ein Deutscher wohl nicht so richtig nachvollziehen. Schließlich erfreut sich Eierlikör, von dem hier die Rede ist, auch in Deutschland großer Beliebtheit.

 

Fazit

Ich mag den bissigen Ton des Buches, auch wenn ich gerne ab und an etwas mehr gelacht hätte. Der Humor kommt für meinen Geschmack etwas zu kurz. 

Wie schon am Beispiel mit den Gardinen erwähnt, gefällt mir dagegen sehr gut, dass das Buch einen guten Schritt über die üblichen Klischees hinausgeht und die Hintergründe der typisch niederländischen Bräuche, Gewohnheiten und Eigenheiten aufzeigt.

Das Versprechen „Unterhaltsam, knapp, bissig und voller überraschender Einsichten“, hält das Buch ein und bietet wirklich interessante Einblicke in unterhaltsamer und knapper Form. Für absolute Holland-Neulinge ist es vielleicht stellenweise sogar etwas zu knapp formuliert. Vermutlich werden sie das Buch am Ende mit einigen Fragezeichen im Kopf zuklappen.

Bis dahin haben die Leser, ob Holland-Neuling oder -Kenner, sich jedoch bestens unterhalten und dabei auf alle Fälle einiges über die Niederländer erfahren und gelernt.

 

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Daten zum Buch: 

„ So sind sie, die Niederländer“, erschienen im Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld

Geschrieben von Rodney Bolt, übersetzt ins Deutsche von Alexander Schwarz

ISBN 978-3-8317-2874-9

Preis: € 8,90 bzw. € 6,99 in der Kindle Edition

Erhältlich im Buchhandel eures Vertrauens oder auch bei Amazon.

 

 

 

 Hinweis: Das Buch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

 

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