Natur und Stadt, Kunst und Shopping - abwechslungsreicher könnten unsere Tage in Brabant kaum sein. Auch der kulinarische Aspekt kommt nicht zu kurz und schlafen mit Blick auf wilde Tiere ist wahrlich etwas ganz Besonderes.
Wir verbringen einige Tage im Safari Hotel Beekse Bergen und nutzen die Gelegenheit, um nicht nur den Safaripark, sondern auch die Umgebung zu erkunden. Weiter als 10 km müssen wir nicht fahren, um wahre Schätze zu entdecken.
Landgoed De Utrecht
Der Name verwirrt uns zu Anfang etwas. Um zum Landgoed De Utrecht zu kommen, müssen wir nämlich nicht in die Stadt Utrecht, sondern nur wenige Kilometer nach Süden. Der Name geht zurück auf die Lebensversicherungs-Gesellschaft De Utrecht, die das Landgut 1898 als Geldanlage gründete. Nach und nach wurden dafür 2485 Hektar Land urbar gemacht und für Forst- und Landwirtschaft genutzt. Die Versicherung gibt es unter diesem Namen nicht mehr, das Landgut mit seinen schönen Wald- und Naturgebieten aber schon.
Wir haben uns für heute eine 10 km Wanderung vorgenommen, die uns nicht nur durch die abwechslungsreiche Landschaft führt, sondern zusätzlich einige Kunstwerke zu bieten hat. Ich liebe diese Kombination von Natur und Kunst und bin schon ganz gespannt, was uns heute erwartet.
Die Andreas Schotel Wanderroute ist dem gleichnamigen Künstler gewidmet. Er verbrachte ab 1923 viele Sommer in der Gegend rund um das Dorf Esbeek und schuf zahlreiche Aquarelle und Radierungen. Auch wenn Andreas Schotel niemals so berühmt wurde wie Vincent van Gogh, nutzten doch beide Künstler das ländliche Leben hier in Brabant als Inspirationsquelle.
Wandern mit Kunst
In Esbeek starten wir auch mit unserer Tour. In einer kleinen Ausstellung im Nebenraum des Café Schuttershof machen wir erst einmal Bekanntschaft mit einigen Werken des Künstlers, der uns vorher zugegebenermaßen völlig unbekannt war.
Schon hier bin ich begeistert von der hervorragenden Organisation. Nicht nur, dass man sich völlig unkompliziert und dazu kostenlos die Ausstellung ansehen kann. In einer Box vor der Tür liegen außerdem Prospekte aus, mit Routen-Plan und einer detaillierten Beschreibung der Wanderung. Perfekt!
Dann wird aber wirklich gewandert. Und was soll ich euch sagen, es ist einfach toll. Nicht nur, dass die Route landschaftlich sehr abwechslungsreich ist, die Kunstwerke unterwegs machen die Tour zu etwas wirklich Besonderem.
Inspiriert durch die Werke von Andreas Schotel haben zeitgenössische Künstler die unterschiedlichsten Skulpturen geschaffen, die zum Teil überdimensional in der Landschaft stehen. Egal ob man jetzt mit Kunst etwas am Hut hat oder nicht, es macht einfach Spaß die Kunstwerke unterwegs zu entdecken.
Wer noch nicht genug vom Wandern hat, kann auf dem Landgoed De Utrecht noch ein zweites Gebiet erwandern. Das Ur-Brabanter Ausflugslokal In den Bockenreyder ist ein perfekter Ausgangspunkt, um die umliegenden Wanderrouten zu erkunden. Der 22 m hohe Aussichtsturm D‘n Flaestoren, von dem man einen tollen Blick auf das umliegende Naturschutzgebiet hat, ist dort ein sehr beliebtes Ausflugsziel.
Unterwegs in Tilburg
Der Flaestoren hat auch noch einen großen Bruder. Ein Aussichtsturm mit gleichem Design, jedoch 37 m hoch, steht nämlich im Spoorpark der Stadt Tilburg. Und dorthin geht unser nächster Ausflug. Wir wollen das Stadtleben von Tilburg erkunden.
Eine Besteigung des Turms lassen wir uns nicht nehmen, auch wenn die Aussicht heute nicht ganz so ideal ist. Dennoch können wir von oben den Wald des Landgoeds De Utrecht erkennen, wo wir gewandert sind und irgendwo dazwischen müsste auch das Safari-Hotel liegen, in dem wir die Nacht verbringen.
Der Spoorpark zu unseren Füßen ist Teil der Spoorzone. Dieses 40 Hektar große „Gleisgebiet“, das direkt an den Bahnhof angrenzt, wurde bis 2011 zur Wartung und Reparatur von Zügen genutzt. Seither wird das Areal umstrukturiert und neu gestaltet. Außer dem Park, in dem bei schönem Wetter gerne gepicknickt wird, sind hier in den vergangenen Jahren zahlreiche moderne Neubauten mit Büros und Wohnungen entstanden.
Kulinarisches in der Spoorzone
Viel spannender als die neu gebauten Gebäude finde ich jedoch die Industriebauten, die erhalten wurden. Wo früher geschmiedet und geschweißt wurde, wird heute getanzt, Theater gespielt oder auch geskatet.
Auch eine Brauerei entdecken wir auf dem Gelände. In der Loc Brewery wird jedoch nicht nur Bier gebraut, sondern auch direkt dort getrunken. Ganze 21 Zapfhähne zählen wir am Tresen, als wir uns dort umschauen. Bier gibt es für uns jedoch nicht, denn wir sind schlicht zu früh. Die Bar und auch die Küche sind noch geschlossen.
In der ehemaligen Werkhalle 200 Meter weiter haben wir mehr Glück. Dort ist jetzt der Gourmet Market Central Station untergebracht mit zahlreichen Streetfood-Ständen, die Köstlichkeiten aus aller Welt anbieten. Mexikanische Tacos, japanisches Sushi, Austern oder Pizza, für jeden Geschmack ist etwas zu finden. Entsprechend gut riecht es an jeder Ecke und wir haben die Qual der Wahl.
An kulinarischem Angebot mangelt es übrigens in der gesamten Spoorzone nicht. Es gibt schicke Restaurants, gemütliche Cafés und einen Sandwich-Shop für die schnelle Mittagspause. Selbst ein Restaurant in einem Eisenbahn-Waggon haben wir auf unserem Rundgang entdeckt.
Industriekultur
Auch in der LocHal befindet sich ein Café. Aber eigentlich ist in dieser gigantischen Halle, in der früher Lokomotiven repariert wurden, die Bibliothek untergebracht. Auf mehreren Stockwerken wird hier jetzt in industriellem Ambiente gelernt und gelesen. Hervorragende Architektur, die schon mehrere Preise gewonnen hat und die ihr euch unbedingt ansehen müsst.
Auch unser nächstes Ziel ist in einem ehemaligen Industrie-Gebäude untergebracht. Es beginnt nämlich erneut zu regnen und für einen Museumsbesuch ist damit die perfekte Zeit. Das wunderbare Textilmuseum haben wir uns schon zweimal angesehen, deshalb fällt unsere heutige Wahl auf das Museum De Pont.
Zeitgenössische Kunst gibt es in der ehemaligen Woll-Spinnerei zu bewundern, die 1992 zu einem modernen Museum umgebaut wurde. Weitläufige Hallen wechseln sich ab mit zellenartigen Räumen, helle weiße Wände mit dunklem Mauerwerk. Allein die Räumlichkeiten sind schon sehenswert.
Zugegeben, nur wenige Namen, der dort ausgestellten Künstler sagen mir etwas. Ai Weiwei ist mir natürlich ein Begriff und auch Gerhard Richter. Bei Thomas Schütte, dem die momentane Sonder-Ausstellung gewidmet ist, muss ich jedoch leider passen.
Interessant und spannend finde ich die Kunst allemal, auch wenn ich nicht mit allem auf Anhieb etwas anfangen kann. Aber gerade das finde ich so wunderbar an Kunst. Man wird angeregt zum Denken, Fühlen, Spüren. Und ja, man darf es auch einfach nicht verstehen oder nicht mögen.
Bummeln und shoppen
Als wir das Museum verlassen, hat der Regen nachgelassen. Perfektes Timing, sage ich da nur. Wir machen uns wieder auf in Richtung Zentrum, das gerade mal eine Viertelstunde zu Fuß entfernt ist. Letztendlich wollen wir zum Piushaven, wo wir zu Abend essen werden. Aber davor erkunden wir noch das Shopping-Angebot im Dwaalgebied.
Schon der Name Dwaalgebied begeistert mich. Dwalen kann man mit „zielloses Herumschweifen“ oder „Herumirren“ übersetzen. Für ein Gebiet mit besonderen Läden und netten Cafés, in dem man herrlich bummeln kann, einfach die perfekte Bezeichnung.
Wir entdecken Läden mit außergewöhnlichen Geschenkartikeln, erlesene Teesorten und Designer-Lampen. Jemand verkauft Fondue-Sets aus den 70ern, ein anderer individuell gestaltete Fliesen. Jolanda führt in ihrem Laden Zijne Koninklijke Hoogheid bereits seit 30 Jahren nachhaltige Kleidung, die sie teilweise selbst fertigt, erzählt sie uns. Und im Kaaszaak gibt es nicht nur sehr leckeren Käse, sondern feine Delikatessen aller Art.
Schlemmen im Piushaven
Und damit sind wir beim Thema Essen und dem Schlusspunkt unseres Tages in Tilburg angelangt. Wir sind inzwischen im Piushaven angekommen, wo sich zahlreiche Restaurants angesiedelt haben. Bei schönem Wetter kann man hier wunderbar am Wasser sitzen und die Restaurant-Terrassen sind dann immer sehr gut besucht.
Heute spielt das Wetter dafür leider nicht mit und die Außenbereiche bleiben leer. Wir sind froh, dass wir einen Tisch im Innenraum reserviert haben. Denn obwohl es ein normaler Wochentag ist, ist das Restaurant Villa la Vida sehr gut besucht. Kein Wunder, wissen wir recht schnell, das Essen ist wirklich hervorragend. (Danke Tamara, für diesen Tipp!)
In fünf Gängen bekommen wir zehn verschiedene Gerichte serviert, die wir uns zu zweit teilen. Köstlichkeiten aus aller Welt, mit Namen wie Burrata Dukka oder Ceviche Passievrucht. Ich habe wirklich Mühe, einen Favoriten zu bestimmen. Vom Brot mit gesalzener Butter und Gewürzmischung vorab bis zum baskischen Cheesecake zum Nachtisch war einfach alles sehr, sehr lecker.
In Theorie könnten wir sogar über Nacht bleiben, denn die Villa la Vida ist auch ein Bed & Breakfast. Wir machen uns aber auf die kurze 15-minütige Reise zurück ins Safari-Hotel Beekse Bergen und den Tieren vor unserem Hotelzimmer. Aber davon habe ich euch ja bereits ausführlich erzählt.
Reiseinfos Tilburg und Umgebung
Tilburg erreicht man ganz einfach mit dem Zug oder auch mit dem Auto über die A58. In der Innenstadt ist das Parken überall kostenpflichtig, also am besten gleich ein Parkhaus anfahren. Wir haben das Parkhaus Knegtel (Gasthuisring 60) genutzt und für eine Tageskarte € 10,- bezahlt.
Die Fußgängerzone mit den großen Geschäften findet man rund um den Stadhuisplein. Das Dwaalgebied mit den kleinen, besonderen Läden liegt westlich davon, im Gebiet rund um die Noordstraat / Tuinstraat.
Viele Infos und Tipps zu Tilburg findet ihr hier auf der Website von Visit Brabant.
Kempentoren
35 m hoher Aussichtsturm im Spoorpark Tilburg. Die Besteigung kostet € 2,- und muss am Automaten mit Bankkarte bezahlt werden.
LocHal
Burgemeester Brokxlaan 1000, Tilburg
Täglich geöffnet ab 8 bzw. 9 Uhr, am Sonntag nur am Nachmittag
Museum De Pont
Wilhelminapark 1, Tilburg
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 - 17 Uhr. Am Donnerstag Abend von 17 - 21 Uhr gratis Eintritt
Restaurant Villa la Vida
Hoevenseweg 2, Tilburg ( Piushaven)
Geöffnet Dienstag bis Sonntag ab 10 Uhr
Landgoed De Utrecht
Das Landgut befindet sich ca. 15 km südlich von Tilburg.
Als Ausgangspunkt für eine Wanderung durch das Naturgebiet eignet sich das Dorf Esbeek für die Andreas Schotel Wanderung oder der Parkplatz im Wald bei der Herberg In den Bockenreyder (Dunsedijk 3, Esbeek), wenn man den Aussichtsturms D'n Flaestoren besteigen möchte. Parken kann man an beiden Stellen gratis, für die Besteigung des Turms benötigt man eine 1-Euro-Münze.
Die Andreas Schotel Wanderoute ist 10 km lang. Es gibt aber auch eine verkürzte Variante mit 3,5 km. Ausgangspunkt ist das Andreas Schotel Museum beim Café Schuttershof (Dorpsstraat 2, Esbeek).
Die Route folgt im Prinzip den Wander-Knotenpunkten, die ausgeschildert sind. Für die 10 km Route folgt man folgenden Knotenpunkten Nummern:
90 - 88 - 91 - 93 - 70 - 38 - 36 - 35 - 15 - 16 - 57 - 56 - 87 - 59 - 89 - 88 - 90
Ihr könnt euch hier auch den Flyer mit der Route herunterladen.
Hinweis: Unser Aufenthalt in und um Tilburg wurde unterstützt von Visit Brabant und Beekse Bergen.
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