[Anzeige]  Eine Eiszeit vor rund 150 Millionen Jahren ist verantwortlich dafür, dass ich heute etwas stärker in die Pedale treten muss. Für den kräftigen Wind kann sie nichts, aber dass es etwas bergauf geht, schon. Okay, zugegeben, Berg ist etwas übertrieben. Mit gerade mal 75 Metern über Normalnull ist Hügel wohl der bessere Ausdruck.

Dennoch bin ich froh, mich für ein E-Bike und somit für weniger Anstrengung entschieden zu haben. Mein sportlicher Ehrgeiz hält sich heute in Grenzen. Einfach ausgiebig beim Radeln die Natur zu genießen ist mir in dieser schönen Landschaft viel lieber.

Eiszeit und Hügel

Nach zwei Tagen Sightseeing in der wunderschönen Stadt Deventer, sind wir heute in der Natur unterwegs. Nur rund 20 km sind es bis Holten, wo wir unsere Radtour durch den Nationalpark De Sallandse Heuvelrug starten. Übrigens ist der Hügelrücken Teil der Eisrandlage der Rehburger Phase, die sich von Zwolle bis nach Magdeburg hinzieht, lerne ich später bei Wikipedia.

Der dichte Wald, der nach der Eiszeit auf der Hügelkette stand, wurde im Mittelalter von der wachsenden Bevölkerung abgeholzt. Die Beweidung mit Schafen und Ziegen führten zu den Heideflächen, die es dort heute noch gibt. Auch Wald wurde im 19. Jahrhundert wieder angepflanzt, um die Bodenerosion durch den Wind zu verhindern. Hauptsächlich Kiefern, die gut mit dem sandigen Boden zurechtkommen.

Von modernen Aussichtplattformen kann man den Blick auf die Landschaft genießen

Flora und Fauna

Als wir jetzt durch den Wald radeln, sind die Kiefern an ihren langen Nadeln nicht nur leicht zu erkennen, wir können sie auch riechen. Bei strahlendem Sonnenschein wie heute duftet der Kiefernwald richtig intensiv. Das durch die Bäume fallende Sonnenlicht sorgt für ein schönes Schattenspiel und irgendwie erwarte ich, dass gleich ein Reh hinter den Bäumen hervorkommt. Jetzt mitten am Tag lässt sich aber natürlich keines blicken.

Auch vom berühmtesten Bewohner des Sallandse Heuvelrugs, dem Birkhuhn, ist keine Spur zu erkennen. Kaum haben wir den Wald verlassen und radeln durch die Heide, halte ich nach dem seltenen Vogel Ausschau. Seine Art galt in den Niederlanden bereits als ausgestorben, als man doch noch einige wenige Exemplare hier entdeckte. Seither versucht man mit einigen Birkhühnern aus Schweden, die man hier im Frühling aussetzt, den Bestand am Leben zu erhalten. So wie es scheint, funktioniert das auch recht gut.

Wirklich damit gerechnet, dass mir so ein Huhn vor das Rad läuft, habe ich natürlich nicht. Das wäre schon ein sehr großer Glückstreffer gewesen. Zumal es sich zwischen den Heidesträuchern auch perfekt verstecken kann. Die Blütezeit der Heide ist leider inzwischen beinahe vorbei, aber ab und zu gibt es noch Stellen in kräftigem Violett.

Zuerst radeln wir durch den duftenden Kiefernwald

... dann geht es hinaus in die Heidelandschaft

Auch Wanderer genießen das letzte Violett der blühenden Heide

Speis und Trank

Wir nähern uns dem Knotenpunkt 58 und damit unserer Mittagspause. Noch einmal rechts abbiegen Richtung Campingplatz Noetselerberg, dann stehen wir vor dem Bistro De Oale Sté, wo wir einkehren wollen. Eine gute Wahl stellt sich schnell heraus. Uns erwartet nicht nur ein schöner Sitzplatz auf der sonnigen Terrasse, die freundliche Bedienung serviert uns auch noch ein sehr leckeres Lunch.

Nach der großen Portion sind wir frisch gestärkt und machen uns wieder auf den Weg. Es ist übrigens nicht die einzige Einkehrmöglichkeit, die wir auf unserer Radtour entdecken. Unterwegs kommen wir an noch anderen Ausflugslokalen vorbei und bei einem Bauernhof entdecken wir ein kleines Selbstbedienungsbüdchen, wo man sich gegen kleines Geld mit Kaffee, Keksen und Eis eindecken kann.

Wir lassen eine zweite Einkehr jedoch ausfallen und radeln lieber noch ein Stück durch die schöne Landschaft. Wald, Heide, Wiesen und Felder wechseln sich jetzt ab. Wir entdecken Preiselbeeren, die schon beinahe reif sind, und auch einige Pilze.

Knotenpunkt 58 wird schon einmal angekündigt

Frische Luft und Radfahren macht hungrig

Eine Kaffeepause unterwegs bei Herberg de Pas lassen wir ausfallen

...wir wollen lieber durch die schöne Natur radeln

Aber kurz gucken bei diesem Selbstbedienungs-Café muss natürlich schon sein

Entdeckungen

Schicke Villen am Ortsrand stehen gefühlt mitten im Wald und ein ganz besonderes Bauwerk prunkt oben auf dem Sprengenberg. Ein weißer Turm, einem Schloss nicht unähnlich, taucht zwischen den Bäumen auf. Der Turm gehört zu einem großen Landhaus, das sich rund 1900 der Textilfabrikanten Palthe bauen ließ, können wir auf einem Informationsschild lesen. Palthetoren oder auf Deutsch Paltheturm, wird das Bauwerk deshalb auch von den meisten genannt. Besichtigen kann man das Landhaus leider nicht, aber auch von Weitem ist es auf alle Fälle sehr sehenswert.

Gar nicht weit davon entfernt, entdecken wir einen etwas anderen Ort, nämlich „einen Platz, um das Leben zu überdenken“. Neben einer alten Linde sind die Fundamente eines kleinen Bauernhofs zu erkennen, der hier einst stand. Dieser Platz soll an das karge und mühselige Dasein erinnern, das die kleinen Bauern im 19. Jahrhundert hier lebten und einen Anstoß geben, über sein eigenes Leben nachzudenken. Ein schöner Ort und eine schöne Idee, wie ich finde.

Unsere Nachdenkzeit fällt zugegeben etwas kurz aus. Wir haben noch einige Kilometer vor uns und möchten natürlich auch unsere Fahrräder rechtzeitig wieder abliefern. So schauen wir uns das Naturmuseum Holterberg mit Infozentrum, Spielplatz und Restaurant entlang unseres Wegs dann auch nur von außen an. Die 10 Minuten bis zur Schließung des Museums hätten wohl auch kaum gereicht, um uns die Ausstellung anzuschauen.

Da müssen wir dann wohl einfach noch einmal wiederkommen und noch etwas mehr Zeit auf dem Sallandse Heuvelrug verbringen.

Am Waldrand zwischen Rhododendron-Büschen lässt es sich gut wohnen

Und auch der Herr Palthe hat sich seinerzeit ein schönes Plätzchen ausgesucht

Der "Platz, um das Leben zu überdenken" mit der alten Linde

Reiseinfos Nationalpark De Sallandse Heuvelrug

3500 m² großes Naturschutzgebiet und Nationalpark in der Provinz Overijssel im Osten der Niederlande. Es gibt ein gut ausgeschildertes Wegenetz für Radfahrer, Wanderer und Reiter.

Vor Ort kann man sich über die Entstehung und die Natur des Gebiets im Besucherzentrum oder beim Naturmuseum informieren. Auch Parkplätze sind dort vorhanden und ihr bekommt Informationen zu den Rad- und Wanderrouten.

Online findet ihr viele Informationen auf Deutsch auf der Website von Das Andere Holland. 

Wir sind in Holten gestartet bei Jan Stam Fietsverhuur (Waagweg 7B, Holten). Dort gibt es sowohl E-Bikes, als auch normale Fahrräder zu mieten. 

Parken könnt ihr kostenlos vor der Tür, falls ihr mit dem Auto kommt. Gegenüber gibt es aber auch einen Bahnhof.

Unsere Route  war insgesamt ca. 35 km lang. Dazu kann man ganz einfach folgenden Knotenpunkte folgen: 

71 – 69 – 70 – 66 – 62 – 58 – (ein Stück rechts zum Camping Noetselerberg und dem Bistro de Oale Sté) – 53 – (ein Stück links Infozentrum Sallandse Heuvelrug mit Restaurant) – 55 – 12 – 11 – 56 (Ausflugslokal Herberg De Pas) – 5 – (ein Stück Richtung 61 zum Paltherturm) -  59 – 7 – 61 – 64 – 65 – (Abstecher nach rechts: Besucherzentrum und Naturmuseum Holterberg) - 69 – 71

Die Routenkarte unserer Fahrradtour           

Hinweis: Bei der Recherche zu diesem Artikel wurde ich unterstützt von Marketing Oost / Hansestädte Marketing.

Ähnliche Artikel gibt es in der Kategorie Orte und Events