Ob der Name Urk wirklich etwas mit einem Orca zu tun hat, ist nicht ganz deutlich. Fakt ist, dass auf alten Karten für Urk der Name Orc gebraucht wurde. Grund genug für einen 6 m großen Orca aus Kunststoff auf dem Hafenpier, der von Zeit zu Zeit eine Wasserfontäne in die Luft bläst.

Auch wenn der Orca sehr beliebt ist, er ist jedoch nicht der Hauptgrund, warum es so viele Besucher nach Urk verschlägt. Die Lage direkt am IJsselmeer und der Charme des Fischerdorfs sind da wohl ausschlaggebender.

Wandlung von Insel zu Festland

Wie für viele andere Besucher auch, ist der große Parkplatz am Hafen der Startpunkt unserer Erkundungstour durch Urk. Hier im Hafen liegen nicht nur die großen und kleinen Segel- und Motorjachten der Freizeitkapitäne vor Anker, sondern auch die Kutter der Berufsfischer.

Die Fischerei ist immer noch der wichtigste Wirtschaftszweig im Ort, auch wenn sich die Umstände im letzten Jahrhundert extrem verändert haben. Heute kaum noch vorstellbar, hat sich vor noch nicht einmal hundert Jahren die Insel Urk in der Zuiderzee in das Dorf Urk auf dem Festland verwandelt.

Mit der Fertigstellung des Afsluitdijk im Jahr 1932 wurde aus dem Meeresarm Zuiderzee der Binnensee IJsselmeer. Mit dem Bau des Deichs von Urk nach Lemmer sieben Jahre später und dem anschließenden Trockenlegen des Hinterlandes war die Insel Urk Geschichte.

Interessanterweise hat Urk schon früher eine Wandlung durchgemacht. Denn auch die Zeit als Insel war historisch gesehen nur von kurzer Dauer. Aufgrund einer Klimaerwärmung im ersten Jahrtausend n. Chr. und einem dadurch steigende Meeresspiegel entstand damals die Zuiderzee und machte um das Jahr 1200 Urk zu einer Insel.

Segeljachten auf der einen Seite...

Fischkutter auf der anderen Seite...

...und der der Orca mitten drin

Die Urker und ihre Eigenheiten

Vermutlich sind es diese einschneidenden Veränderungen, die die Bewohner von Urk zu so einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammengeschweißt haben. Die Menschen, die übrigens immer noch auf und nicht in Urk wohnen, haben ihre Besonderheiten und bleiben auch gerne unter sich.

Als wir durch die Gassen laufen, wird uns eine Eigenart schnell deutlich, die Urker haben einen eigenen Dialekt. Gesprochen wird der nicht nur von der älteren Generation, sondern auch von den Kindern.

Bei den Jungs fällt zudem der große goldene Ohrring auf, den früher die Fischer trugen und der offensichtlich unter der jüngeren Generation ein Revival feiert. Selbst bei Grundschüler baumelt der Ohrring mit Kutter gehäuft am Ohr.

Die Damenwelt in Urk, egal welchen Alters, trägt dagegen auffällig häufig Rock. Mädchen und Frauen in Hosen kann man beinahe an einer Hand abzählen. Es ist zwar sommerlich warm heute, aber die Häufigkeit ist dennoch recht auffällig.

Ob es mit der ebenso auffällig hohen Anzahl an Kirchen im Ort zu tun hat, wage ich nicht zu behaupten. Aber ein nachträglicher Blick in die Statistik legt die Vermutung nahe, dass religiöse Gründe eine Rolle spielen könnte.

20 verschiedene, hauptsächlich protestantische Kirchengemeinschaften in Urk zählt Wikipedia auf. Gemäßigte wie auch streng gläubige Richtungen sind dabei vertreten. 98 % der Bevölkerung sollen einer der Kirchen angehören und 94 % geben an, auch tatsächlich regelmäßig an Gottesdiensten teilzunehmen.

Aus der Luft kann man die Form der ehemaligen Insel Urk noch gut erkennen

Spaziergang durch Urk

Die kleine Kirche „Kerkje aan Zee“ ist die einzige Kirche, die für Besucher geöffnet ist und man auch besichtigen kann. Wir schauen uns die Kirche sowie auch das Museum im alten Rathaus dennoch nur von außen an. Inzwischen scheint die Sonne und wir schlendern lieber durch die Gassen im alten Teil des Ortes.

Die Häuser stehen dicht an dicht hier auf der ehemaligen Insel. Die Vorderseite herausgeputzt mit Gartenzaun und Kübeln voller bunter Blumen. Die kleinen Höfe hinter dem Haus sind mit praktischen Abstellräumen voll gebaut, auf deren flachen Dächern die Wäsche zum Trocknen hängt. Dazwischen die eine oder andere kleine grüne Oase mit einer Bank für laue Sommerabende.

Am Ortsrand entdecken wir das Fischer-Denkmal mit ringsum zahlreichen Gedenktafeln voller Namen von Seeleute, die nicht mehr vom Fischfang heimkehrten. Auch in heutiger Zeit kommt es leider immer mal wieder zu Schiffsunglücken, bei denen Fischer ertrinken.

Vom kleinen Platz aus, auf dem das Denkmal steht, haben wir einen wunderschönen Blick auf das IJsselmeer und auf den kleinen Sandstrand unter uns an der Kade. Rechts in der Ferne Richtung Lemmer entdecken wir den Windpark Noordoostpolder. Dort stehen insgesamt 86 Windräder teils am Ufer und teils im Wasser des IJsselmeers. Es ist einer der größten Windparks der Niederlande, der rund 400.000 Haushalte mit Strom versorgen kann.

Das Museum von Urk ist im alten Rathaus untergebracht

Typische Häuser im alten Dorfkern

Herausgeputzte Fassaden an der Vorderseite

Kleine Oasen zwischen Schuppen und Zäunen hinter den Häusern

Die Fischersfrau hält Ausschau nach den vermissten Fischern

Ausblick auf IJsselmeer, Strand und Windpark

Kibbeling am Hafen

Wir gehen jedoch in die andere Richtung. Vorbei am weißen Leuchtturm mit seiner roten Laterne spazieren wir zum Hafen. Denn hier gibt es nicht nur eine kleine Werft, in der noch fleißig gearbeitet wird, sondern auch mehrere Restaurants mit Terrassen und einer Aussicht auf die Boote im Hafen.

Wir entscheiden uns jedoch für ein Restaurant in zweiter Reihe. Die Aussicht ist dort zwar nicht ganz so schön, der Kibbeling dafür umso besser. Bei Baarssen werden Fischspezialitäten an der Theke für die heimische Küche verkauft und können auch frisch zubereitet direkt dort gegessen werden.

Und ja, der Kibbeling mit Ravigote-Soße schmeckt einfach köstlich!

An manchen Tagen kann man den Leuchtturm besteigen

In der kleinen Werft im Hafen wird noch gearbeitet

Andere haben es sich schon vor den Restaurants gemütlich gemacht

Und auch wir lassen uns zum Abschluss eine Portion Kibbeling schmecken

Reiseinfos Urk

Urk ist eine Gemeinde in der Provinz Flevoland mit etwas mehr als 20.000 Einwohner.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man Urk mit dem Bus aus Zwolle, wo es einen Bahnhof gibt. 

Einfacher ist es mit dem Auto. Parken kann man in Urk gratis. Im Zentrum entlang der Straße mit Parkscheibe und eingeschränkter Parkzeit oder länger auf den ausgewiesenen Parkplätzen. Empfehlenswert ist der Parkplatz am Hafen (Burgemeester J. Schipperskade).
Dort gibt es auch Stellplätze für Camper zum Übernachten gegen Gebühr.

Im Juli und August gibt es auch eine Bootsverbindung zwischen Enkhuizen und Urk. Entweder mit dem Passagierschiff De Zuiderzee oder mit dem Dreimast-Segelschoner Willem Barentz.

Sonntags gibt es keine Bootsverbindungen und auch keine Busverbindungen. Auch die Geschäfte und Restaurants in Urk haben am Sonntag geschlossen.

Übernachten in Urk

In Urk selbst gibt es kein Hotel, aber einige hervorragend bewertete B&B's. Schaut einfach mal auf der entsprechenden Seite bei booking.com. 

Wenn ihr mit einem Camper unterwegs seit, könnt ihr wie bereits erwähnt, die Stellplätze direkt am Hafen nutzen. 

Wenn ihr etwas länger in Urk bleibt, solltet ihr einen Ausflug nach Schokland nicht verpassen. Auch Schokland war einst eine Insel in der Zuiderzee. Passend dazu der Artikel hier im Nach-Holland-Blog: Schokland, die Insel ohne Wasser.

Ähnliche Artikel gibt es in der Kategorie Orte und Events