Alte Fischerstadt, Festungsstadt, Hansestadt – die Bezeichnung für das Städtchen am Veluwemeer sind vielfältig und machen uns sehr neugierig.

Zumal am Nachmittag noch eine ganz ungewöhnliche Attraktion auf unserem Besuchsprogramm steht. Wir sind extrem gespannt, was uns an diesem Tag in Elburg alles erwartet.

Elburg

Planstadt

Schon auf dem kurzen Weg vom Parkplatz in die Altstadt von Elburg fällt es uns auf. Die Straße ist ungewöhnlicherweise schnurgerade und für eine historische Stadt sehr breit.

Im Stadt-Museum erfahren wir von Grietje Roozeboom, warum das so ist. Elburg ist eine Planstadt, auch wenn die Planung bereits über 600 Jahre zurückliegt.

Genau am 2. Oktober 1392 gab der damalige Herzog von Gelre, unter dessen Herrschaft die bestehende Stadt Elburg fiel, den Auftrag für den Bau einer neuen Stadt. Bei der Planung wurde auch die Lage verändert, das neue Elburg lag etwas weiter von der Küste entfernt.

Zu dieser Zeit lag die Stadt nämlich noch an der Zuiderzee. Die Einwohner verdienten ihr Geld hauptsächlich mit Fischfang und Handel. Seit einigen Jahren war Elburg außerdem Teil der Hanse und das damit erworbene Einkommen machte den Neubau der Stadt erst möglich.

Die Ellestraat, erklärt uns Grietje, als wir einen Spaziergang durch die Stadt machen, ist die einzige Straße im Zentrum, die gekrümmt ist. Dieser Teil gehörte zur ursprünglichen Stadt und wurde in den neuen Stadtplan integriert.

elburg stadt modellGrietje erklärt uns am Modell die historisch Planstadt Elburg

elburg ellestraatIm gebogenen Verlauf der Ellestraat kann man das "ursprüngliche" Elburg noch erkennen

Festungsstadt

Mit dem Neubau der Stadt wurde Elburg auch befestigt. Der neue rechteckige Grundriss machte es erst möglich die Stadt zu ummauern und mit Verteidigungstürmen auszustatten. Wohl der Hauptgrund für die Erneuerung der Stadt. Denn nun war es möglich, die wichtige Handelsroute von Ost nach West zu sichern.

Außerhalb der Altstadt ist die Stadtmauer auch heute noch sehr gut zu erkennen. Ist man einmal im Inneren, muss man schon genau hinsehen. Im 19. Jahrhundert wurden nämlich Wohnhäuser gegen die Mauer angebaut. Diese sogenannten Muurhuizen, also Mauerhäuser, sind sehr schmal und boten dennoch Platz für ganze Familien.

Reichere Herrschaften und Kaufleute wohnten zu dieser Zeit in weit größeren Häusern mit verzierten Fassaden. Selbst Tee-Pavillons waren in dieser Zeit modern. Einige davon kann man in der Stadt noch finden.

elburg festungsmauer und mauerhäuserDie Stadtmauer wurde in die Mauerhäuser integriert

elburg rundung mauerhausSelbst die Rundungen der Festung wurden vollgebaut

Stadt-Spaziergang

Überhaupt hat Elburg heute noch einen wahren Schatz an historischen Gebäuden. Wir genießen es, durch die Straßen und Gassen zu schlendern. An jeder Ecke gibt es etwas Besonderes zu entdecken.

Das ehemalige Stadtportal Vischpoort, hinter dem der historische Hafen liegt. Das Gruithuis, in dem im 14. Jahrhundert die Kräuter für die Bierbrauer gelagert wurden. Und natürlich das ehemalige Agnietenkloster, wo heute unter anderem das Stadt-Museum und die Touristeninformation untergebracht sind.

Überall begeistern uns hübsche Details. Reich verzierte Hauseingänge oder die für Elburg typischen Keitjesstoepen. Letztere sind mit weißen und schwarzen Kieseln gepflasterte Gehwege, die häufig einen Hinweis auf den Beruf der ursprünglichen Hausbewohner geben.

Auch wenn die Stadt noch so schön ist, freuen wir uns am Mittag dann doch auf die Einkehr in der Brasserie Aan de Gracht. Von sonnigem Herbstwetter ist heute leider keine Rede und wir sind inzwischen ganz schön durchgefroren. Heißer Ingwer-Tee sowie ein Sandwich mit einer großen Portion leckerer Pommes kommen da gerade recht.

elburg gruithuisDas Gruithuis aus dem 14. Jahrhundert ist eines der ältesten Gebäude in Elburg

elburg klosterDas Agnieten-Kloster wurde knapp 100 Jahre später im 15. Jahrhundert gebaut

elburg gasse gruenDie Bewohner verwandeln manche Gasse in ein grünes Paradies

elburg keitjesstoepRechtwinklige Straßen, historisches Mauerwerk und der berühmte "Keitjesstoep"

elburg keitjesstoep maklerDas Häuschen im Trottoir sagt es aus - hier ist ein Maklerbüro

elburg historischer hafenIm historischen Hafen von Elburg liegen natürlich auch historische Schiffe

elburg vischpoortDas Vischpoort und gleich daneben die Brasserie Aan de Gracht

elburg lunchZeit fürs Mittagessen

Sand-Geschichten

Dass es dann am Nachmittag zu nieseln anfängt, ist uns jedoch völlig egal. Es geht zu den Zandverhalen und diese sind in einer Halle untergebracht. Ansonsten sind wir ziemlich ahnungslos, was uns erwartet. Die Stichworte Bibelgeschichten und Sandskulpturen überzeugen mich ehrlich gesagt nicht auf Anhieb. Aber ich kann euch jetzt schon verraten, das verändert sich in sehr kurzer Zeit in sehr große Begeisterung.  

Auf einer festgelegten Route werden wir durch drei Hallen von insgesamt 5000 m² geleitet. Aus mehr als 4000 m³ Sand, der aus dem Markermeer stammt, tauchen nach und nach 100 Szenen vor uns auf. Figuren und Gebäude, die jeweils eine biblische Geschichte erzählen. Dabei steht jedoch nicht die Religion im Vordergrund, sondern die Geschichte an sich. Auch ein Bezug zu anderen Kulturen und Religionen sowie zu Gegebenheiten in der Gegenwart ist immer wieder ein Thema in den Darstellungen.

Faszinierend finde ich die unglaublichen Details der Figuren. Kaum vorzustellen, dass das wirklich nur Sand ist. Aber uns wird versichert, es ist nichts anderes im Spiel. Mithilfe von Wasser und viel Druck wird der Sand derart verdichtet, dass die Künstler das Kunstwerk regelrecht heraus schnitzen können. Insgesamt 35 internationale Künstler waren hier am Werk. Darunter die besten Sandskulpturen-Künstler der Welt.

Was die Ausstellung Zandverhalen so besonders macht, sind aber nicht nur die hervorragenden künstlerischen Werke, sondern auch die Kombination mit anderen Materialien. Wir entdecken geflochtene Körbe, Tongefäße, Hörner und Holzstämme. Kleine Boot, Teile von Schiffswracks und sogar riesige hölzerne Schleusentore sind ein Teil der dargestellten Geschichten.

Und da sind auch noch die alten Oliven-Bäume. Einige noch grün und lebendig, andere knorrig und schon tot. Der Schönheit tut dies jedoch keinen Abbruch. Von Künstlern wurden diese, an sich schon wunderschönen alten Bäume, in bemerkenswerte Kunstwerke verwandelt. Winzige Gänge und Treppen winden sich um die Stämme. Gesichter und Hände wachsen aus den Ästen. Toll!

elburg sandskulpturen ausstellungWir kommen entlang vieler verschiedener Geschichten aus Sand

elburg sandskulpturenAdam und Eva im Paradies

elburg zandverhalenSand-Kunstwerke in Übergröße mit integrierten Geweihen und Gefäßen

elburg sandskulpturen detailFaszinierende Details und alles aus Sand

elburg zandverhalen olivenbaumBei den Olivenbäumen braucht es einen 2. Blick, um alle Details zu entdecken

Schmiedefeuer

Es ist schon dunkel, als wir die Hallen mit den Sandskulpturen am Jachthafen verlassen. Durch das Vischpoort spazieren wir zurück in die Altstadt von Elburg. Ein hell erleuchtetes Fenster erregt unsere Aufmerksamkeit. Drinnen brennt ein Schmiedefeuer und einige Männer sind dort bei der Arbeit.

Neugierig, wie wir sind, wagen wir uns hinein. Wie es sich herausstellt, sind wir in der Museum-Schmiede De Hoefhamer gelandet, wo an diesem Abend ein Kursus Schmieden stattfindet. Was für ein glücklicher Zufall. So können wir uns nicht nur die kleine Ausstellung anschauen, sondern auch noch die Schmiede in Aktion erleben.

elburg schmiedeMit Feuer und Hammer geht es in der Schmiede zur Sache

Tapas im Schiff

Unser eigentliches Ziel in dieser Straße liegt jedoch schräg gegenüber. Wir wollen ins Stadscafé de Tapperij zum Abendessen. Dass das Restaurant sehr gemütlich eingerichtet ist, erkennen wir sofort. Dass die Einrichtung einem historischen Handelsschiff nachempfunden ist, bemerken wir, nachdem wir uns eine Weile umgesehen haben.

Serviert werden zum Diner sehr unterschiedliche kleine Gerichte, die man sich zusammenstellen und teilen kann. Wenn man sich nicht entscheiden kann, macht man es wie wir und bestellt eine Proeverij. Direkt übersetzt wäre das eine „Probiererei“, also eine größere Auswahl zum Durchprobieren.

Nach Brot und Suppe zur Vorspeise bekommen wir den Tisch vollgestellt mit vielen kleinen Schüsselchen und Tellern. Garnelen, Saté-Spieße, Mini-Steaks, Chorizo-Kroketten, kleine Hamburger sowie Pommes. Alles schmeckt sehr lecker und wir essen alle Teller ratzeputz leer. Auf den Nachttisch müssen wir dann aber verzichten, mehr geht wirklich nicht mehr.

Satt und zufrieden machen wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Theoretisch könnte man auch direkt vor Ort übernachten, zur Tapperij gehört nämlich auch ein Hotel. Aber unser Bett für die Nacht steht heute etwas außerhalb von Elburg.

elburg stadscafé tapperijSpanten, Bullaugen und hölzerne Fässer, wie auf einem historischen Handelsschiff

elburg tapperij tapasAuch leckere Mini-Hamburger gehören u unserer "Proeverij"

Gute Nacht

Wir sind zu Gast bei Ben und Arie in ihrem Bed & Breakfast Het Zuyerbroeck. Auf ihrem Bauernhof mit Pferden, Schafen und Hühnern haben sie ein gemütliches kleines Appartement für Gäste eingerichtet. Außer einem Schlafzimmer gibt es eine kleine Küche mit Sitzecke und ein Badezimmer. Auch eine tolle Sitzecke im Freien ist vorhanden, aber dafür ist es heute definitiv zu kalt.

Die Zimmer sind stilecht eingerichtet, wie es sich für einen historischen Bauernhof gehört. Im Kühlschrank warten kalte Getränke und frischer hofeigener Apfelsaft auf uns. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf den gut gefüllten Frühstückskorb am nächsten Morgen. Unsere netten Gastgeber wissen wirklich, wie sie ihre Gäste verwöhnen können.

elburg B&B Het ZuyerbroeckEin Blick in unsere Bleibe für die Nacht

elburg, b+b zuyerbroeck frühstückJede Menge frisches Obst, Eier, Brot-Belag, Joghurt, Müsli und noch viel mehr

 

Reiseinfos Elburg

Die Stadt Elburg liegt in der Provinz Gelderland am Veluwemeer und nördlich des Naturgebiets Veluwe.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Stadt mit dem Bus vom Bahnhof in Nunspeet erreichbar. Kostenlose Parkplätze gibt es am Rand der Altstadt außerhalb der historischen Stadtmauer.

Informationen zum touristischen Angebot der Stadt findet ihr auf der Website von Das andere Holland sowie auf der Website Bezoek Elburg

Direkt vor Ort sind Informationen beim VVV Elburg (Jufferenstraat 8) zu bekommen. Dort könnt ihr euch auch für eine Stadtführung anmelden. Regulär findet diese samstags um 13.30 Uhr statt, für Gruppen sind Termine auch an anderen Tagen möglich.

 

Museum Elburg

Jufferenstraat 6-8

  • Geöffnet Dienstag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr
  • Eintritt: € 7,-, Kinder bis 12 Jahren gratis

 

Museum-Schmiede

Smedestraat 22, Elburg

  • Geöffnet Mittwoch, Freitag und Samstag von 13 bis 16 Uhr
  • Eintritt gratis

 

Zandverhalen

J.P. Broekhovenstraat 9-11, Elburg

Sandskulpturen-Ausstellung mit biblischen Geschichten

  • Täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr
  • Eintritt: Erwachsene € 16,50, Kinder (5 - 12 Jahre) € 14,50, Familienticket (2 Erwachsene + 2 Kinder) € 55,-

 

Brasserie Aan de Gracht

Havenstraat 5, Elburg

Restaurant, Kunst-Atelier und Bierbrauerei. Hier arbeiten auch Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung mit.

  • Geöffnet von Montag bis Samstag von 10 – 18 Uhr

 

Stadscafé de Tapperij und Hotel Elburg

Smedestraat 5-7, Elburg

Restaurant und Hotel mitten in der Altstadt von Elburg.

 

Bed and Breakfast Het Zuyerbroeck

Zuiderzeestraatweg West 156, Doornspijk

Zimmer mit separatem Wohnraum mit kleiner Küche und Sitzecke sowie einem Bad mit Dusche. Sehr sauber, gut ausgestattet und nette Gastgeber.

elburg b+b zuyerbroekBlick in den Hof des B&B Het Zuyerbroeck

 

Hinweis: Elburg besuchten wir mit Unterstützung von Das andere Holland.

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