Ein mondänes Cabrio wäre wohl passend für unseren Roadtrip. So ein schickes Knallrotes, das sich gut macht auf der Auffahrt vor dem Schloss. Mit der Farbe kommen wir schon ziemlich hin, auf das Mondäne und den Wind in den Haaren müssen wir verzichten.
Beim momentanen Wetter bin ich aber sehr froh, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, um von Schloss zu Schloss zu fahren. Trocken und warm zu sitzen ist kein zu unterschätzender Luxus und schon einmal eine Art Vorbereitung auf das luxuriöse Leben im Schloss.
Wir starten unseren Roadtrip ganz im Osten der Niederlande. Dort, wo wir vor fünf Jahren mit dem Fahrrad auf Schlösser-Tour waren.
Kunst im Schloss Ruurlo
Kasteel Ruurlo, unser erstes Ziel heute, wurde damals gerade renoviert. Seit 2017 ist das imposante Schloss jetzt als Museum eingerichtet und für die Öffentlichkeit zugänglich. Der neue Besitzer hatte nicht nur das nötige Geld für einen sehr gelungenen Umbau, sondern auch eine private Kunstsammlung, die er Besuchern zeigen möchte.
Aus dem Schloss in Ruurlo wurde Museum MORE mit einer wunderbaren Sammlung voller Gemälde von Carel Willink. Kunstwerke aus seiner ganzen Schaffenszeit werden hier gezeigt, von den anfänglichen Versuchen in moderner Malerei bis zum Stil des Magischen Realismus, für den er berühmt wurde.
Auch einige Kreationen der niederländisch-chinesischen Modedesignerin Fong Leng, die Willinks etwas exzentrische 3. Ehefrau Mathilde in den 70er Jahren trug, sind in den restaurierten Räumen ausgestellt. Kunstwerke an sich, die nicht nur ein kleines Vermögen kosteten, sondern auch etliche Kilos wiegen.
Neben der Kunst ist auch das Gebäude sehenswert. Ich mag die Brücke und den Eingang aus Glas, die dem ganzen einen modernen Anstrich geben und doch das historische Schloss bewahren. Und die Räume im Innern sind einfach wunderschön gestaltet mit Intarsien im Parkett, die die Ornamente in den historischen Stukdecken spiegeln.
Im Park neben dem Schloss ist in der Orangerie ein nettes Café untergebracht. Ideal, um sich nach dem Museumsbesuch etwas zu stärken. Eigentlich verwöhnen, denn die Leckereien, die wir beim High Tea serviert bekommen können sich sehen lassen. Herzhaftes, Süßes, Warmes und Kaltes, dazu gibt es reichlich Tee in feinen Geschmacksrichtungen.
Luxus-Suite im Schloss Engelenburg
Noch eine kleine Runde durch den Schlosspark, dann geht es ins Auto. Es ist nicht weit, wir fahren nur eine gute halbe Stunde bis zu unserem nächsten Stopp auf unserem Roadtrip. Schloss Engelenburg liegt etwas außerhalb vom Städtchen Brummen und am Rand der Veluwe.
Das Schloss ist nicht nur ein Hotel, sondern hat auch seinen eigenen Golfplatz. Vom Golfspielen habe ich aber so gar keine Ahnung, die andere Spezialität des Hauses liegt mir da schon näher. Wein, genauer gesagt südafrikanische Weine sind ein Steckenpferd des Hausherrn und dafür kann ich mich wirklich begeistern. Dass zu guten Weinen auch gutes Essen gehört, macht die ganze Sache umso besser.
Bevor es zum Essen geht, nehmen wir aber noch unser Zimmer in Augenschein. Was sag ich Zimmer, wir sind in einer wunderschönen Suite untergebracht. Außer einem Schlafzimmer, haben wir auch einen Wohnraum mit südafrikanischen Touch, der in einem Wintergarten eingerichtet ist. Wunderschön mit viel Sicht auf Grün und einer eigenen Terrasse.
Unter Bäumen entdecken wir einen großen Jacuzzi nur für uns. Natürlich wird der noch ausprobiert, bevor wir uns fürs Abendessen fertigmachen. Das Restaurant befindet sich im Haupthaus des Landguts, im historischen Wintergarten aus dem 19. Jahrhunderts mit Blick auf den Golfplatz und die Enten, die im Schlossgraben schwimmen.
Köstlichkeiten mit südafrikanischen Weine
Wir starten mit einem Aperitif in der englischen Lounge, wo wir dazu nicht nur leckere Amuse-Gueules serviert bekommen, sondern auch Näheres zum Menü des Abends erfahren. Dann geht es an einen schön gedeckten Tisch und das Schlemmen kann beginnen.
Wir starten mit einer feinen Vorspeise aus Meeresfrüchten und Ziegenkäse und gehen dann über zu einem wunderbaren Heilbutt mit allerleckster Beurre blanc, also einer wunderbar cremigen, weißen Buttersauce. Das Reh des Hauptgangs ist unglaublich zart, die Pilze, Brombeeren und der Hauch von Kaffee passen perfekt. Dazu, wie kann es anders sein, ein Rotwein aus Stellenbosch in Südafrika hergestellt aus den Trauben der Sorte Petite Syrah.
Zum Abschluss ein Dessert mit Varianten von Schokolade mit etwas Mousse aus Bergamotte als Kontrast. Fruchtig-süß, aber keineswegs klebrig ist der Dessertwein Red Muscatel, den wir dazu genießen dürfen.
Einmal über den Hof, schon sind wir im Kutschhaus, in dem unsere Luxus-Suite untergebracht ist und wir in herrlicher Ruhe sehr gut schlafen. Unser Bett wurde von einer guten Fee schon für die Nacht vorbereitet und auch einen Gute-Nacht-Gruß finden wir auf unserem Bett.
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück von einem sehr gut bestückten Buffet, machen wir uns dann auf den Weg Richtung Hoge Veluwe.
Gesamtkunstwerk im Nationalpark
Ein Schloss gibt es in De Hoge Veluwe zwar nicht, Luxus und Kunst aber schon. Denn was heute Nationalpark ist, war ursprünglich ein rein privates Jagdgebiet. Anton Kröller und seine Frau Helene Kröller-Müller waren zwar nicht adlig, aber sehr vermögende Geschäftsleute. Sie konnten sich nicht nur Ländereien für die Jagd leisten, sondern auch ein Jagdhaus, das sie sich vom berühmten niederländischen Architekten Berlage bauen ließen.
Dass das Jagdhaus Sint Hubertus auch gerne mal als Jagdschloss bezeichnet wird, kommt nicht von ungefähr. Das Gebäude ist nicht nur sehr groß, es ist auch sehr imposant. Berlage entwarf außer dem Gebäude, auch die Einrichtung und die Möbel. Symmetrie war in seinem Entwurf für das Jagdhaus ein ihm extrem wichtiges Anliegen, erfahren wir auf unserer Führung durch die Räumlichkeiten. Selbst die Position des Teppichs wurde genau bestimmt und war Teil des Gesamtkunstwerks.
Kunst war die große Liebe von Helene Kröller-Müller. Ihre Sammlung an modernen und zeitgenössischen Kunstwerken war sehr umfangreich, auch im Jagdhaus hingen viele Gemälde bekannter Künstler. 1938 kamen diese dann in das neu gebaute Museum, das bis heute ihren Namen trägt.
Natürlich lasse ich mir es auch dieses Mal nicht nehmen, das Museum Kröller-Müller zu besuchen. Ich liebe dieses Museum einfach. Auch, aber nicht nur wegen seiner großen Sammlung an Gemälden von Van Gogh. Der riesige Skulpturenpark ist ein Traum, den ich heute aber dennoch außen vor lasse. Dafür nehme ich mir gerne ein anderes Mal sehr viel Zeit. In ein paar wenigen Stunden Jagdhaus, Museum und Skulpturenpark zu sehen ist mir dann doch zu viel und zu hektisch.
Zumal es heute ja noch weiter geht. Ein weiteres Schloss wartet auf uns. Wir verlassen den Nationalpark durch den östlichen Ausgang und machen uns auf Richtung Leersum.
Schickes Design im Parc Broekhuizen
Mitten im Grünen liegt das Schloss Parc Broekhuizen, in dem wir die zweite Nacht unseres Roadtrips verbringen. Schon vor einem Jahr, während wir auf des Kaisers Spuren durch die Region Utrecht radelten, standen wir vor diesem prächtigen Landhaus.
Heute dürfen wir auch hinein und werden an der Rezeption freundlich willkommen geheißen. Ein luxuriöses Boutique-Hotel und das Restaurant Voltaire, das sich bereits einen Michelin-Stern verdient hat, befinden sich seit Dezember 2016 im historischen Gemäuer. Modernes Design sorgt für das besondere Flair und ich bin schon beim Betreten hin und weg.
Unser Zimmer ist ganz oben unter dem Dach. Groß, modern und richtig schön. Ich mag den Teppichboden, der einem Gemälde gleicht und die schicken Designermöbel dazu. Die Getränke in der Minibar gibt es kostenlos, nur den Champagner muss man extra bezahlen.
Genuss im Sterne-Restaurant
Aber den gönnen wir uns lieber kurze Zeit darauf im Restaurant als Aperitif. Denn natürlich verzichten wir nicht auf das köstliche Chef-Menü, das dort heute serviert wird. Schon die Appetit-Häppchen, die wir zum Champagner gereicht bekommen, sind ein Gedicht. Gourmet-Fingerfood in Form eines Macarons aus Rote Beete und Ziegenkäse, einem Cracker mit feinstem Thunfisch-Mousse und einem Mini-Taco, der alle typischen Geschmäcker in einem Biss vereint.
Pilze, Kapern und Paksoi in einem leicht salzigen Austern-Knoblauch-Schaum genießen wir zu unserem letzten Schluck Champagner. Bevor uns der sehr freundliche und aufmerksame Service zu einem frischen Riesling aus der Pfalz eine Vorspeise aus Krebs- und Krabbenfleisch mit verschiedenen Variationen von Gurke reicht.
Es folgt, gepökelte und leicht gerauchte Forelle mit Buttermilch-Saum, Dill-Vinaigrette und hauchdünnen bissfesten Kartoffeln. Und dann etwas Langustine mit Möhre und Kürbis in einem cremig würzigen Curry mit etwas Ingwer. Ein kräftiger Rotwein aus dem portugiesischen Alentejo begleitet unser Hauptgericht. Feines Kalbfleisch, etwas Speck, Selleriepüree, Rettich und eine Soße mit einem Hauch von Garam Masala.
Last but not least, das Dessert. Etwas Biskuit in Zuckerwasser und Verveine getränkt, Mousse von Sanddorn, Sorbeteis von Verveine und ein Schäumchen von Schafsmilch. Köstlich!
Am nächsten Morgen, ihr ahnt es schon, bekommen wir auch ein äußerst leckeres Frühstück serviert. Kein Buffet, sondern eine Auswahl an Brot und Belag auf den Tisch und eine Eierspeise nach Wahl von der Karte. Kein Standard Rühr- oder Spiegelei, sondern Omelette, pochiertes Ei mit Avocado oder Egg Benedict mit Spinat und Lachs. So lecker, da kann der Tag nicht mehr schief gehen.
Abstecher ins Kasteel de Haar
Und das tut er auch nicht. Auf unserem Heimweg legen wir noch einen letzten Stopp in einem weiteren Schloss ein. In der der Region Utrecht, gibt es davon nämlich jede Menge.
Wir entscheiden uns für das spektakuläre Kasteel de Haar. Von außen ein mittelalterlich anmutendes Märchenschloss, innen eine Aneinanderreihung von Luxus, der eigentlich schon an Dekadenz grenzt. Ganz bestimmt, wenn man sich vor Augen hält, dass das Schloss erst rund 1900 gebaut wurde und eigentlich nur als Sommerdomizil fungierte.
Aber davon habe ich euch ja schon einmal erzählt. Schaut einfach noch mal den Artikel zu meiner vorigen Schlösser-Tour quer durchs Land an.
Reiseinfos zum Schlösser-Roadtrip
Wir waren drei Tage unterwegs und haben den Roadtrip von Ost nach West gemacht. Anders herum geht selbstverständlich auch. Auch eine Verlängerung ist gar kein Problem, es gibt genug zu sehen und zu erleben. Die Schlösser liegen auch landschaftlich alle sehr schön, eine Radtour oder Wanderung ist überall sehr zu empfehlen.
Die Entfernungen zwischen den einzelnen Stationen sind nicht weit, meist waren wir 30 - 45 Minuten unterwegs. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Reise etwas schwieriger und dauert auch etwas länger, da die Schlösser außerhalb der Orte mitten im Grünen liegen.
Museum MORE Kasteel Ruurlo
Vordenseweg 2, Ruurlo
Dependance des Museum MORE in Gorssel. Ausgestellt werden hauptsächlich Gemälde von Carel Willink, dazu einige Kreationen der Modedesignerin Fong Leng.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 – 17 Uhr
Eintritt: Erwachsene € 12,50, Kinder (6 – 18 Jahre) € 5,50
In der Oranjerie Ruurlo nebenan gibt es kleine warme und kalte Gerichte, Kaffee und Kuchen oder auch einen High Tea. Geöffnet von 10 bis 18 Uhr, montags Ruhetag.
Nationalpark De Hoge Veluwe
Es gibt drei Eingänge zum Nationalpark (Otterlo, Hoenderloo und Schaarsbergen), die im Sommer ab 8 Uhr und im Winter ab 9 Uhr geöffnet sind. An den Eingängen und an mehreren Stellen im Park stehen zahlreiche weiße Fahrräder zur kostenlosen Nutzung bereit.
Eintritt: Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre € 9,95, Kinder (6 – 12 Jahre) € 5,-
Der Parkplatz am Eingang kostet € 3,55, nimmt man das Auto mit in den Park kostet es € 7,05.
Einige Innenräume des Jagdhaus Sint Hubertus kann man im Zuge einer Führung besichtigen. Kosten € 4,- bzw. € 2,- für Kinder (6 bis 12 Jahre). Reservierung vorab online oder beim Park-Eingang.
Museum Kröller-Müller
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr, der Skulpturenpark schließt um 16.30 Uhr.
Eintritt inkl. Zugang Nationalpark: Erwachsene € 19,90, Kinder (6 bis 12 Jahre) € 10,-
Kasteel Engelenburg
Eerbeekseweg 6, Brummen
Schlosshotel, zugehörig zu den Relais & Chateaux Hotels, mit 41 individuell eingerichteten Zimmern und Suiten, hervorragendem Restaurant und eigenem Golfplatz. Französische Küche mit internationalen Einflüssen mit Zutaten möglichst aus der Region. Sehr große Auswahl an Weinen aus Südafrika und exklusiven Whiskey-Sorten.
Reichhaltiges Frühstücksbuffet inklusive besonderer Fisch- und Wurstspezialitäten, sowie Vonkelwyn, sozusagen der südafrikanische Champagner.
Die Zimmer und Suiten im Schlosshotel Engelenburg können auch über booking.com gebucht werden.
Parc Broekhuizen
Broekhuizerlaan 2, Leersum
Boutique-Hotel mit 22 Zimmern und Suiten, individuell gestaltet mit modernem Design und Komfort. Im Haus befindet sich das Voltaire Restaurant, das 2018 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Reichhaltige Weinkarte, u.a. auch mit besonderen Weinen kleinerer europäischer Weingüter und einer Auswahl an Bio-Weinen.
Das Frühstück am Morgen wird am Tisch serviert und besteht aus besonderen Eierspeisen, frischem Obst, sowie verschiedenen herzhaften und süßen Brotbelägen. Sowohl der Schinken, als auch Marmelade, Schokocreme und Erdnussbutter werden selbst hergestellt.
Buchen kann man die Zimmer und Suiten im Boutique-Hotel Parc Broekhuizen auch über booking.com.
Hinweis: Die Schlösser besuchte ich im Zuge einer Recherchereise, organisiert vom Niederländischen Büro für Tourismus und Convention NBTC. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!
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