„Von diesem Boot aus, haben wir 2016 den ersten Eimer Sand ins Wasser geschüttet“, berichtet man uns stolz auf der Fahrt übers Markermeer. Unvorstellbar, dass daraus inzwischen fast 1.300 Hektar Land entstanden sind.  Land, wo vorher nur Wasser war.

Bewohnt wird das neue Stück Niederlande, die Marker Wadden, hauptsächlich von Vögeln. Menschen sind dort nur zu Gast. Für einen Tagesausflug, so wie wir heute einen machen. Oder aber für ein paar Tage in einem der vier Häuschen, die dort vermietet werden.

Marker Wadden

Projekt Marker Wadden

Entstanden ist das Projekt Marker Wadden aus der Not. Seit Jahren gibt es Probleme mit dem Markermeer. Der Boden des 700 km² großen und sehr flachen Sees verschlammt zusehends. Die Wasserqualität nimmt dadurch ab und auch Flora und Fauna leiden darunter.

Vereniging Natuurmonumenten, sozusagen der Naturschutzbund der Niederlande, ergriff die Initiative und startete mit der Planung eines Naturschutzgebietes im Markermeer. Aus Sand, Lehm und Schlamm vom Grund des Sees, wurde eine Inselgruppe geschaffen, die bereits 1.300 Hektar umfasst. Die ersten fünf Inseln sind bereits fertiggestellt, zwei weitere entstehen momentan.

 November 2017, die Marker Wadden entstehen, Foto: Straystone, Peter Leenen

Einfahrt in den Hafen

Wir legen mit der MS Waddenzee am Anlegesteg der sogenannten Hafeninsel an. Knappe 45 Minuten waren wir mit dem Schiff von Lelystad bis hierher unterwegs. Zweimal täglich bringt es maximal 100 Passagiere für einige Stunden auf die Insel.

Insgesamt zwölf  Kilometer Wanderwege wurden angelegt, die man in verschiedenen Routen begehen kann. Entweder auf einer Exkursion mit einem Führer oder aber auch ganz für sich allein. Ferngläser und Fotokameras in allen Größen sind dabei ein wichtiges Utensil, denn überall gibt es etwas zu sehen und zu entdecken.

Selbstverständlich bin auch ich mit der Kamera unterwegs. Und wir haben Glück mit dem Wetter. Zumindest am Anfang unserer Exkursion lacht die Sonne von einem strahlend blauen Himmel und lässt die Farben leuchten. Unterschiedlichste Schattierungen von Beige und Grün breiten sich vor uns aus. Dazu weite Flächen von blühendem Moor-Greiskraut in strahlend leuchtendem Gelb. Perfekt!

Marker Wadden, Überfahrt mit dem BootMit dem Boot geht es übers Markermeer

Marker Wadden, wegweiser wanderwegeWegweiser weisen den Weg zu den Aussichtspunkten und zurück zum Hafen

Marker Wadden wanderwegeHolzstege führen durch den wasserreichen Teil der Insel

Vögel in Sicht

Übersetzen auf die anderen Inseln kann man übrigens nicht. Sie sind allein der Tierwelt vorenthalten, Besucher haben hier keinen Zutritt. Jedoch auch von weitem können wir schon mit bloßem Auge die Kolonien von Seeschwalben erkennen, die dort brüten. In den Niederlanden nennt man sie übrigens visdief, also Fischdieb. Kleine Fische, die auf ihrem Speiseplan stehen, finden sie in dem Gewässer zwischen den neuen Inseln reichlich.

Während unserer Erkundungstour entdecken wir zahlreiche Vogelarten. Graugänse, Reiherenten und Lachmöwen. Schilfrohrsänger, Rohrammer und Bartmeisen verstecken sich im hohen Schilf. Mit einem Fernglas können wir sogar einige rosa Flamingos ausmachen, die in der Ferne im seichten Wasser stehen. Insgesamt 140 verschiedene Vogelarten wurden bereits auf den Inseln Marker Wadden gesichtet.

Einen guten Blick auf die Vogelwelt hat man von einer der drei Vogel-Aussichtswarten. Eine davon ist sogar für Rollstuhlfahrer zugänglich. Die niedrigen Öffnungen in den Schutzwänden haben auch für Kinder die ideale Höhe, um die Vögel  zu beobachten.

Marker Wadden, vogelbeobachtungFotomotive gibt es bereits außerhalb des Vogel-Beobachtungshäuschen

Marker Wadden, RohrammerDen Zweitnamen der Rohrammer kennt man vom Ausdruck "Schimpfen wie ein Rohrspatz"

Marker Wadden InselweltVom Aussichtsturm haben wir Sicht auf die neuen, noch unbewachsenen Inseln

Nachhaltige Architektur mit schickem Design

Für den besten Rundum-Blick besteigen wir den zwölf Meter hohen Aussichtsturm. Sein besonderes Design macht ihn jedoch auch selbst zu einem wunderbaren Foto-Motiv. Auch die anderen Gebäude der „Siedlung“ können sich sehenlassen. Rund um das Hauptgebäude mit Informationsstelle und Café gibt es noch Häuser für den Hafenmeister und das Personal sowie für Übernachtungsgäste.

Wir sind nur als Tagesgäste auf den Marker Wadden und müssen am Nachmittag wieder zurück. Möchte man die Insel nahezu in Einsamkeit erleben, gibt es jedoch Möglichkeiten über Nacht zu bleiben.

Bis zu drei Nächte darf man mit seinem Boot im Hafen der Insel anlegen. Eine Möglichkeit, die von den Seglern auf dem IJssel- und Markermeer gerne genutzt wird. Im Sommer braucht man dann schon etwas Glück, um einen Platz im Hafen zu ergattern. 

Marker Wadden AussichtsturmMit seinen 12 m Höhe bietet der Aussichtsturm einen hervorragenden Überblick

Marker Wadden HafenbeckenDas Hafenbecken und sogar das Festland hat man vom Turm aus im Blick

Marker Wadden PersonalhausBei so einer Unterkunft fürs Personal möchte man sich gleich bewerben

Blick ins Ferienhaus

Auch Übernachtungsgäste ohne eigenes Boot brauchen etwas Glück, um eines der vier Ferienhäuser zu mieten. Sehr häufig sind sie nämlich Wochen im Voraus ausgebucht. Wir haben enormes Glück, dass gerade heute Vormittag eines frei ist und wir einen Blick hineinwerfen dürfen.

Ich bin sofort verliebt. Das Haus ist ganz aus Holz und hat große Fenster mit einer genialen Aussicht. Vor allem die beiden Schlafzimmer im oberen Stockwerk begeistern mich. Mit diesem Ausblick vom Bett aus, möchte man dieses wohl gar nicht mehr verlassen.

Unten gibt es einen gemütlichen Wohnraum mit Kaminofen für kalte Tage, aber auch eine Elektro-Heizung ist vorhanden. Dazu eine kompakte Küche, die sogar mit einer Spülmaschine ausgestattet ist. Selbst WLAN steht im Ferienhaus zur Verfügung.

Marker Wadden FerienhausEin Traum von einem Ferienhaus, wenn man Natur und Ruhe mag

Marker Wadden, Ferienhaus SchlafzimmerAufwachen mit dieser Aussicht - was will man mehr

Marker Wadden, Ferienhaus WohnraumGemütlich und komfortabel ist der Wohnraum im Erdgeschoß

Autarkes Inselleben

Zwei Dinge sind jedoch etwas anders. Dusche, WC und auch die Küche haben zwar fließendes Wasser. Aber, da das Wasser direkt auf der Insel aufbereitet wird, hat es keine Trinkwasser-Qualität. Ein großer Wasserspender, der in der Ecke des Wohnraums steht, sorgt jedoch dafür, dass man nicht durstig bleiben muss.  

Auch in Sachen Strom ist die Insel autark. Alle Dächer sind mit Solarpaneelen ausgestattet und an windigen Tagen wird  zusätzlich ein Windrad für die Stromgewinnung genutzt. Normalerweise ist das für den Energieverbrauch ausreichend, jedoch kann es auch längere Zeiten mit sehr wenig Sonnenlicht geben, sodass der Strom knapp wird.

Dafür gibt es in allen Häusern eine Art Ampel. Springt diese von Grün auf Orange, sollte man etwas Strom sparen und die Spülmaschine erst einmal nicht nutzen. Bei Rot ist der Stromspeicher leer und man muss auf das nächste Sonnenlicht warten. Verhungern muss man in diesen seltenen Fällen jedoch nicht. Die Inselwächter stellen für den Notfall Gaskocher bereit.

Etwas flexibel muss man für einen Aufenthalt auf den Marker Wadden sowieso sein. Denn auch bei der Versorgung ist man weitgehend auf sich selbst gestellt. Es gibt zwar ein kleines Café auf der Insel, aber richtig essen gehen, kann man dort nicht. Selbstverpflegung mit mitgebrachten Lebensmitteln ist Teil des Insellebens.

Marker Wadden, CafeDas Café hat Getränke, Sandwiches und Kuchen im Angebot

Ein Ort, der glücklich macht

Unzufrieden weg gegangen ist aber noch keiner, wird uns versichert. Ein Aufenthalt hier macht nicht nur glücklich, sondern auch süchtig. Für die Dame, die uns das Ferienhaus zeigt, begann es auch mit einem kurzen Urlaub in einem der Ferienhäuser, erzählt sie uns. Jetzt ist sie eine der rund 250 ehrenamtlichen Helfer, die sich tageweise um die Insel und die Gäste kümmern.

Dadurch kann sie einige Zeit auf der Insel verbringen und von Zeit zu Zeit als Inselwächter auch über Nacht. Morgens geht sie dann gerne eine Runde Schwimmen im See, verrät sie uns. Gleich neben dem Café gibt es nämlich einen sehr schönen Sandstrand.

Für uns ist dafür heute leider keine Zeit. Das Boot, das uns zurück ans Festland bringt, wartet schon. Der nächste Schwung Besucher für den Nachmittag ist bereits ausgeschwärmt.

Wir sagen heute nicht Tschüss, sondern Auf Wiedersehen. Wir kommen wieder!

Marker Wadden StrandUnd gleich nebenan ein wunderschöner Strand mit der Möglichkeit zum Schwimmen

Marker Wadden, hausTschüss, bis zum nächsten Mal! 

Reiseinfos Marker Wadden

Überfahrt

Die Marker Wadden sind für Fußgänger mit einem Fährboot von Lelystad (Oostvaardersdijk) aus erreichbar. Es gibt momentan eine Tour am Vormittag und eine am Nachmittag. Dabei hat man einen Aufenthalt auf der Insel von ca. 4 Stunden. Tickets müssen vorab online gebucht werden und sind gültig für die Hin- und Rückfahrt. Hunde sind auf den Wanderwegen der Insel nicht erlaubt.

Das Auto kann man in der Tiefgarage neben (VOC Garage, Lelybaan 56) für € 10,- / Tag parken oder in ca. 600 m Entfernung auf dem großen Parkplatz von Bataviastad für € 3,- / Tag.

Buchen kann man die Überfahrt auf der Website von Natuurmonumenten.

 

Übernachten

Die vier Ferienhäuser auf der Insel werden über Landal Greenparks vermietet. Das damit verdiente Geld fließt in Form von Spenden wieder zurück an Natuurmonumenten, wurde uns versichert. 

Es gibt ein Haus mit einem Schlafzimmer für 2 Personen und Häuser mit 2 Schlafzimmern für 4 bzw. 5 Personen. Bad, Küche und Terrasse haben alle Ferienhäuser.

Bei der Buchung einer Übernachtung ist die Überfahrt mit dem Boot inbegriffen und muss nicht extra gebucht werden. 

Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Buchen findet ihr auf der Website der Insel Ferienhäusern Marker Wadden bei Landal Greenparks.

 

Anlegestelle

Wer mit dem eigenen Boot ankommt, kann im Naturhafen der Marker Wadden anlegen. Ein Liegeplatz kann nur tagsüber oder auch über Nacht genutzt werden. Bis zu maximal 3 aufeinanderfolgende Nächte sind möglich. 

Alle Infos und Preise könnt ihr auf der Website von Natuurmonumenten nachlesen. 

Marker Wadden, aussichtWas für ein besonderes und schönes Stück neues Niederlande!

Hinweis: Die Marker Wadden besuchten wir auf Einladung von Landal Greenparks und Natuurmonumenten. Vielen Dank!

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