Einige weiße Plüsch-Wolken an einem strahlend blauen Himmel. Sonnig warm mit einem angenehmen Wind. Die Entscheidung bei diesem Traumwetter ist schnell getroffen. Ich lasse Arbeit Arbeit sein und nehme den nächsten Zug nach Den Haag.

Eigentlich ist Scheveningen mein Ziel. Das Stadtviertel am Meer hat heute eine besondere Attraktion zu bieten. Großsegler aus aller Welt sind zu Gast und können beim Event Sail op Scheveningen besichtigt werden.

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Die Tram Nr. 11 bringt mich direkt vom Bahnhof zum Hafen in Scheveningen. Ich bin nicht die Einzige, die zur Sail möchte. Rentner mit ihren Enkelkindern haben am Freitagnachmittag auch schon Zeit für einen Besuch und können somit den Andrang am Wochenende meiden. Großes Gedränge, wie ich es auf der Sail Amsterdam vor einigen Jahren erlebt habe, gibt es heute glücklicherweise nicht. Die Schlangen vor den Schiffen, die Besucher für eine Besichtigung willkommen heißen, sind kurz. Ohne langes Anstehen geht es direkt an Bord.

 

Alle Mann an Deck

Die großen hölzernen Steuerräder auf den Segelschiffen begeistern nicht nur mich. So mancher stellt sich dahinter und lässt seinen Blick über das Schiffsdeck schweifen. Wohl kaum einer fühlt sich da nicht in die Seeräuberfilme seiner Kindheit zurückversetzt.

Aber weder ein Pirat mit Augenklappe noch ein Kapitän mit Holzbein ist mir auf den historischen Seglern begegnet. Die Crew auf allen Schiffen macht einen sehr modernen Eindruck, mit schicker Uniform und unterschiedlicher Kopfbedeckung. Die Matrosen aus dem Oman tragen um den Kopf geschlungene Tücher, die Franzosen weiße Mützen mit roten Bommeln und die sehr jungen russischen Kadetten wirken unter den riesigen Schirmen ihrer Mützen beinahe noch etwas schmächtiger.

Die große Anzahl der Seile an Deck eines Schiffes, fasziniert mich erneut. Es ist nicht mein erster Besuch auf einem traditionellen Großsegler und ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Seile und damit auch Handgriffe zum Segelsetzen notwendig sind. Akribische Ordnung ist da die Grundvoraussetzung damit kein Chaos entsteht und das Raffen der Segel auch klappt.

Immer das richtige Seil zu erwischen scheint mir bei der großen Anzahl ein schweres Unterfangen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich, wie eine Spinne, in einem Wirrwarr von Seilen gefangen. Dennoch würde ich zu gerne mal auf einem längeren Törn auf dem Meer mit dabei sein. Schon lange geistert diese Idee in meinem Kopf herum, vielleicht muss ich sie doch mal in die Tat umsetzen.

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Frischer Fisch

Für heute habe ich jedoch erst einmal genug Schiffe gesehen. An den Fischhallen und den Fischkuttern vorbei, die ich mir vor zwei Jahren schon mal näher angeschaut habe, mache ich mich auf Richtung Strand.

Hier, wo man es eigentlich nicht vermutet, liegt eines der beliebtesten Fischrestaurants von Scheveningen. Eigentlich ist das Simonis aan de Haven eine Mischung aus Laden, Imbiss und Restaurant. Das Ambiente ist etwas gewöhnungsbedürftig und erinnert ein bisschen an eine Markthalle. Aber egal ob Gebackener Fisch, Hummer oder die große Meeresfrüchte-Platte, frischer als bei Simonis gibt es den Fisch wohl kaum.

Ein Essen mit einem feinen Glas Weißwein dazu hebe ich mir für eine andere Gelegenheit auf. Momentan ist mein Appetit nicht sonderlich groß und das Restaurant recht voll. Einen Blick ins Innere auf die tolle Auswahl, kann ich mir natürlich dennoch nicht verkneifen. Das sieht alles sehr vielversprechend aus, da komme ich auf alle Fälle noch einmal her.

scheveningen simonis

Am Strand entlang

Bis zum Strand-Boulevard von Scheveningen sind es nur wenige Minuten zu Fuß. Inzwischen ist der südliche Teil vom Boulevard renoviert. Der Teil im Norden und das Legoland Discovery Center soll nächstes Jahr fertig werden.

Ich mag den Teil mit den Märchenfiguren, der schon vor einigen Jahren renoviert wurde. Ohne ein Foto zu machen, kann ich an diesen tollen Skulpturen einfach nicht vorbei gehen. Immer wieder entdecke ich neue Details, kleine versteckte Figuren mit viel Witz und Einfallsreichtum. Das Hinaufklettern verkneife ich mir, aber dennoch macht ein Besuch dort immer wieder viel Spaß!

Auf meinem Weg weiter Richtung Pier reiht sich Strandbar an Strandbar. Die Einrichtung der Bars bietet für jeden ein passendes Ambiente. Vom Shabby-Chic über modernes Design bis zu etwas Luxus inklusiv weißer Tischdecken für das gediegene Dinner am Strand ist alles dabei.

Einen eisgekühlten Cocktail und etwas Fingerfood kann man auf einem Sitzkissen, Sofa oder auch auf einer Lounge-Liege genießen. Für eher traditionelle Esser, die Messer und Gabel bevorzugen, gibt es auch Tische mit ganz normalen Stühlen, an die man sich setzen kann.

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Scheveninger Pier

Auch auf dem Pier wird reichlich Essen serviert. Eine Art Street-Food-Straße hat sich im Innern eingenistet. Überhaupt hat sich der Pier von Scheveningen gemacht in den letzten Jahren, stelle ich fest. Einige Ecken machen immer noch einen etwas provisorischen Eindruck. Auch der ein oder andere Sichtschutz vor ungenutztem Mobiliar und allerlei Gerümpel wäre eine gute Idee. Aber kein Vergleich zu den Zeiten, als dem Pier der Abriss drohte.

Das Riesenrad auf der kleinen Plattform nebenan ist dahingegen ein sehr erfreulicher Anblick und bei den Touristen sehr beliebt. Nicht nur aus seinen Kabinen bieten sich traumhafte Fotomotive von Strand und Meer, auch ein Bild vom Riesenrad selbst, mit der Küste als Kulisse, ist definitiv ein Muss fürs Fotoalbum.  

Den Adrenalin-Kick, den sich heute besonders Mutige hingeben, schau ich mir lieber nur an. Und damit meine ich jetzt nicht die Fahrt mit dem Riesenrad. Auch an einer Zipline über die Nordsee zu sausen, kann ich mir zumindest noch als Möglichkeit vorstellen. Mich jedoch kopfüber mit einem Gummiseil an den Beinen in die Tiefe zu stürzen…

Ein absolutes No-Go für mich und selbst nur der Gedanke daran ist kein Vergnügen, sondern eher ein Thema für einen schweißtreibenden Albtraum. Da weiß ich doch wahrlich Vergnüglicheres, was ich bei meinem nächsten Ausflug nach Scheveningen anstellen kann.

Ein Besuch im Museum Beelden aan Zee in den Dünen hinter dem Boulevard steht beispielsweise schon lange auf meiner Wunschliste. Und da waren ja noch der köstliche Fisch und das Glas kühler Weißwein, die unbedingt probiert werden müssen. Ich glaube, Scheveningen sieht mich bald wieder.

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Reiseinfos Scheveningen

Scheveningen ist der Stadtteil von Den Haag, der direkt an die Nordsee grenzt und über einen langen Sandstrand verfügt.

Allgemeine Reiseinfos für einen kurzen Besuch oder einen längeren Urlaub in Den Haag und Scheveningen findet ihr hier, passende Hoteltipps gibt es hier.

 

Pier Scheveningen

Öffnungszeiten: täglich 10 bis 22 Uhr, Restaurants und Shops schließen eine Stunde früher

Riesenrad: täglich 11 bis 20 Uhr, am Wochenende bis 22 Uhr; Kosten € 9,- (Kinder bis 12 Jahre € 7,-)

 

Simonis aan de Haven

Visafslagweg 20, Den Haag

Fisch-Verkauf und Restaurant bei den Fisch-Lagerhallen (weitere Filialen im Ort z.B. auf dem Boulevard)

Öffnungszeiten: Restaurant täglich 10 – 21 Uhr (Sonntag bis 20 Uhr); Laden täglich 9 – 19 Uhr

 

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