[Anzeige] Dicht an dicht hängen die Äpfel und Birnen an den Bäumen. Große Kisten stapeln sich an den Rändern der Obstgärten – es ist Erntezeit im Rivierenland.

Früher war die Region zwischen Maas und Lek bekannt für seine perfekte strategische Lage. Burgen und Forts zeugen noch heute von der Nutzung zur Verteidigung des Landes.

Heute schätzt man eher die fruchtbaren Böden. Obst aller Art wächst auf den zahlreichen Anbauflächen. Auch Wein wird hier angebaut und ich kann euch jetzt schon verraten, der Wein aus dem Rivierenland schmeckt wunderbar.

Picknick im Weingarten

Die Sonne lacht vom Himmel, als wir uns auf die Fahrräder schwingen. Es ist nicht weit bis zum Weingarten Betuws Wijndomein, wo ein Picknick zwischen den Rebstöcken auf uns wartet.

Mehr als 170 Weingärten gibt es bereits in den Niederlanden. Die meisten findet man ganz im Süden, in der Provinz Limburg. Jedoch auch etwas nördlicher im Land wird immer häufiger Wein angebaut. In der Betuws Wjndomein wurden 2004 die ersten Rebstöcke gepflanzt, inzwischen sind es rund 7 Hektar mit mehr als 21.500 Rebstöcken.

Jetzt Mitte September hängen die Stöcke voller Trauben. Von grünlichem Gelb bis zu kräftigem Dunkelblau reicht die Farbpalette. Sorten wie Solaris, Johanniter, Pinotin oder auch Muscat Blue wachsen hier, können wir auf den Hinweisschildern lesen.

Die Infotafeln gehören zu einer kleinen Spazierroute, die uns durch den Weingarten führt. So erfahren wir nicht nur einiges über den Weinbau hier im Weingarten, wir können auch gleich mal nach einem schönen Picknick-Platz Ausschau halten.

Einen großen Korb voller Leckereien bekommen wir von der Winzerin Arina van Leenen in den Arm gedrückt. Weckgläser mit warmer Suppe und einem frischen Salat. Wurst vom Dorfmetzger sowie Eier, Käse und köstliche Butter vom Milchbauernhof um die Ecke. Die Äpfel, Brombeeren und Himbeeren kommen vom Obsthof gleich nebenan und auch der süße Brotaufstrich ist eine regionale Spezialität.

Zum Trinken gibt es Wasser mit frischer Minze und natürlich auch Wein. Wir dürfen frei wählen und entscheiden uns für den Lingen rood, der kürzlich als einziger Rotwein der Niederlande mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Den Preis-Sieger müssen wir natürlich unbedingt probieren und der Wein schmeckt dann auch wirklich ausgezeichnet.

Ein kleiner Lehrpfad führt uns durch den Weingarten

Wir haben die Wahl zwischen mehreren Picknick-Tischen im Weingarten

Es kann losgehen, ein schönes Plätzchen ist gefunden und der Korb ist ausgepackt

Radtour am Fluss

Zufrieden und satt geht es nach dem Picknick wieder zurück aufs Fahrrad. Ausgiebig gestärkt können wir jetzt auf Erkundung in die schöne Natur des Rivierenlands. Die Linge-Route sind wir bei unserem letzten Besuch in der Region geradelt. Für heute haben wir uns einen größeren Fluss ausgesucht.

Wir radeln in die ehemalige Hansestadt Tiel und von dort immer am Fluss Waal entlang bis nach Waardenburg. Vorbei an den zahlreichen Obstgärten geht es dann zurück zum Ausgangspunkt. Knappe 50 km radeln wir heute bei prächtigem Spätsommer-Wetter. Dank E-Bikes auch mit etwas Gegenwind eine entspannte Tour, die wir in vollen Zügen genießen.

Die Waal ist der größte Mündungsarm des Rheins und vom Radweg auf dem Deich haben wir eine tolle Aussicht auf den Fluss. Besonders schön sind die Überschwemmungsgebiete mit kleinen Seitenarmen und sehr viel Grün. Hier weiden Kühe und Pferde, und auch Scharen von Enten und Gänsen fühlen sich wohl. Es gibt Möglichkeiten zum Wandern, Angeln oder auch zum Vögel beobachten.

Sehr beliebt zum Wandern ist auch das Landgut auf der anderen Seite des Radwegs. Das Gebiet gehört zum Schloss Waardenburg und dem Landsitz Neerijnen gleich nebenan. Den Spaziergang im Schlosspark und dem dortigen Klostergarten verschieben wir auf ein anderes Mal. Dafür ist es heute schon zu spät, wir haben noch einige Kilometer bis zu unserer Unterkunft vor uns.

Beim Radeln gibt es hübsche Städtchen wie Tiel zu entdecken

...und wunderschöne Landschaften

Auch den Kühen gefällt es im Rivierenland

Viel Apfel auf wenig Baum - richtige Bäume werden selten beim Obstanbau

Slot Loevestein

Eine Schlossbesichtigung steht am nächsten Tag auf unserem Programm. Es ist jedoch nicht Kasteel Waardenburg, wir machen einen Ausflug ins Slot Loevestein. Mit dem Fahrrad ist es etwas zu weit, deshalb machen wir uns mit dem Auto auf den Weg. Für etwas Sightseeing unterwegs nehmen wir statt der Brücke die Fähre über die Waal, das macht die Anreise noch etwas schöner.

Slot Loevestein liegt etwas abgelegen und dennoch in perfekter strategischer Lage. Zwei Flüsse und drei Provinzen treffen hier aufeinander. Zu früheren Zeiten perfekt, um Zölle von den Handelsschiffen zu kassieren. Aber auch eine ideale Position zur Verteidigung oder auch Angriff bei Streitereien zwischen den Provinzen.  

Es verwundert dann auch nicht, dass die Burg über Jahrhunderte zu militärischen Zwecken genutzt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde sie Teil der Nieuwe Hollandse Waterlinie, die in diesem Jahr zum UNESCO Welterbe erklärt wurde. Bis zum 2. Weltkrieg wurde diese Verteidigungslinie mit den vielen Forts und Burgen aufrechterhalten, wenn auch nie genutzt. Der Einsatz von Kriegs-Flugzeugen machte das Unterwassersetzen ganzer Landstriche, um die feindlichen Truppen aufzuhalten, ziemlich nutzlos.

Über die Waal geht es mit der Fähre

Die Burg Slot Loevestein liegt gut geschützt hinter einer Festungsmauer

Im Innern wird deutlich, Slot Loevestein ist eine Wasserburg

Berühmt ist die mittelalterliche Burg jedoch wegen einer ganz anderen Sache. Vor 400 Jahren, also im Jahre 1621, gelang dem politischen Gefangene Hugo de Groot die Flucht aus der Burg in einer Büchertruhe. Eine Geschichte, die in den Niederlanden beinahe jedes Kind kennt und in zahlreichen Büchern, Filmen und Comics erzählt wird.

Zum 400. Jahrestag der Flucht ist Hugo de Groot in Slot Loevestein eine extra Ausstellung gewidmet. Dabei wird nicht nur auf seine listige Flucht eingegangen, sondern auch auf Hugo de Groot selbst.

In einer tollen Mischung aus Multimedia und historischen Stücken erfahren wir viel Wissenswertes über den frühen Aufklärer, den man außerhalb der Niederlande meist unter dem Namen Hugo Grotius kennt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Mann, der in der Bücherkiste entkam, die Basis legte für das moderne Völkerrecht sowie das Seerecht, das bis heute seine Gültigkeit hat.

Wir sind mehr als drei Stunden in der Burg und auf dem Festungsgelände unterwegs und uns ist keineswegs langweilig. Es gibt Fundstücke zu entdecken, Geschichten zu hören und auch schöne An- und Aussichten zu genießen. Zum Schluss gibt es auf der Terrasse der dortigen Taverne noch herzhaft belegte Brötchen sowie Kaffee und Kuchen.

Etwas extra Energie können wir nämlich noch gebrauchen. Die Umgebung rund um Slot Loevestein ist so schön und sehenswert, eine kleine Wanderung muss da noch sein. Ein Weg führt direkt am Eingang der Burg vorbei und in das angrenzende Naturgebiet mit Hochlandrindern und Konikpferden. Eine ganze Herde Pferde entdecken wir in einiger Entfernung, einfach ein toller Anblick.

Unter dem imposanten Dachstuhl kann man den Geschichten von Bewohnern lauschen

In der Ausstellung über Hugo de Groot sind historische Stücke und modernes Multimedia toll kombiniert

Die halbwilden Konikpferde sind immer ein wunderbarer Anblick

Ein B&B auf dem Land

Dann machen wir uns aber auf den Weg zurück. Wir wollen nicht zu spät kommen, denn unsere Gastgeberin Henriette kocht heute für uns im Bed & Breakfast.

Bij ons op Zolder – De Steltenberg, nennt sich unsere Unterkunft außerhalb des Dorfes Zoelen. Und in einem Steltenberg, einer traditionelle Heu- oder Strohscheune, sind die Zimmer auch untergebracht. Rund um eine große Wohnküche gibt es drei schön eingerichtete Zimmer mit Bad, die einzeln oder auch als gesamtes Ferienhaus vermietet werden.

In der riesigen Küche steht nicht nur eine geniale Kaffeemaschine zur freien Nutzung, auch ein großer Kühlschrank, Gasherd und eine komplette Küchenausstattung sind vorhanden. Wer nicht selbst kochen möchte, kann sich morgens dort nicht nur ein Frühstück, sondern abends auch ein 3- oder 4-Gänge Menü servieren lassen.

Wir kommen in diesen Genuss und können uns von Henriettes Kochkünsten überzeugen. Wir haben ihr beim Menü freie Hand gelassen und werden mit Nudelsuppe, Carpaccio, Lachs aus dem Ofen und heißem Schokotörtchen mit Eis zum Nachtisch verwöhnt. Dazu ein guter frischer Pinot Grigio – perfekt!

Unser schönes B&B im Grünen

Etwas Vintage, etwas Design und viel Gemütlichkeit

Das Bett unseres Zimmers mit einer prima Regendusche

Frühstück gibt es in der großen Wohnküche

Herrschaftliches und Königliches

Unseren Verdauungsspaziergang verschieben wir auf den nächsten Morgen. Nach dem ausgiebigen Frühstück ist durchaus etwas Bewegung angesagt.

In direkter Nähe gibt es noch ein Schloss, das wir uns noch ansehen wollen. Besichtigen können wir das Kasteel Soelen zwar nicht, aber auch von außen ist das Schloss sehenswert. Und der Spaziergang durch den Wald und Park des ehemaligen Landguts mit seinen beeindruckenden Bäumen ist einfach herrlich und die frische Luft tut noch einmal richtig gut.

Denn heute geht es wieder nach Hause, das Gepäck ist schon im Auto verstaut. So ganz können wir uns jedoch noch nicht vom Rivierenland trennen, ein Stopp im nahegelegenen Städtchen Buren muss zum Abschluss noch sein.

Wer sich fürs Königshaus interessiert, kennt den Namen sicherlich, denn Buren ist eine Oranjestad. Willem van Oranje heiratete 1551 Anna van Buren und dadurch ist das Königshaus fest mit der Stadt Buren verbunden. Auch nach Jahrhunderten trägt der König noch den Titel Graf von Buren. Und möchte der König mal inkognito unterwegs sein, nutzt er gerne auch mal van Buren als Nachname.

Viel Königliches können wir in Buren zwar nicht entdecken, dennoch ist es ein überaus hübsches, sehenswertes Städtchen. Viele historische Gebäude, ein Stadttor, eine Windmühle sowie nette kleine Cafés und Restaurants. Ein Spaziergang durch die Stadt lohnt sich auf alle Fälle.

Damit endet unsere 2. Reise ins schöne Rivierenland, wo es immer etwas Überraschendes zu entdecken gibt. Und ich bin mir jetzt schon sicher, das Land der Flüsse sieht uns bestimmt auch noch ein drittes Mal.

Mehrere Appartements sind jetzt im Schloss Soelen untergebracht

Auch in Buren ist die königliche Familie nur noch als Standbild vertreten

Historisches kann man aber noch sehr viel entdecken

...und dazu jede Menge Charme

Reiseinfos Rivierenland

Die Region Rivierenland liegt im süd-westlichen Teil der Provinz Gelderland, also westlich der Stadt Nijmegen. Rivierenland bedeutet Flüsseland und Flüsse in allen Größen gibt es zahlreich in der Region. Der Niederrhein bzw. die Lek begrenzt die Region im Norden, die Maas im Süden. Mitten hindurch fließt die Waal sowie kleinere Flüsschen wie die Linge.

Die Region ist bekannt für den Obstanbau und wird auch gerne Obstgarten der Niederlande genannt. Weitere Reiseinfos über die Region findet ihr auf der Seite über das Rivierenland auf der Website von Das andere Holland. Dort findet ihr auch Vorschläge für schöne Radtouren. 

Slot Loevestein

Museum Slot Loevestein, Loevestein 1, 5307 TG Poederoijen

Sehenswerte Burg mit verschiedenen Gebäuden und Ausstellungen. Die Informationen und Präsentationen können interaktiv mit einem Schlüssel aktiviert werden und sind in den Sprachen Niederländisch und Englisch abrufbar. Für Gruppen sind private Führungen auf Deutsch möglich.

Öffnungszeiten: täglich von 10 – 17 Uhr

Eintritt: Kinder von 4 bis 12 Jahren € 9,50, ab 13 Jahren € 14,-

Parkplatz gratis, auch Wohnmobil-Stellplätzen sind vorhanden

Weitere Infos zum Slot Loevestein auf der Website von Das andere Holland

Betuws Wijndomein

Burensewal 5, 4117 GC Erichem

Weingarten mit verschiedenen Angeboten: Rundgang durch den Weingarten, Verkauf von Wein, Möglichkeit zur Weinprobe, zum Picknick oder auch einem Workshop.

Infos dazu auf der Website der Betuws Wijndomein

B&B Steltenberg „Bij ons op Zolder“

Burensedijk, 4011 KG Zoelen

Bed and Breakfast mit drei Zimmern mit Bad und einer gemeinschaftlichen Wohnküche. Die Zimmer können einzeln gemietet werden oder auch alles zusammen als Ferienhaus.

Buchung mit oder ohne Frühstück sowie mit 3- oder 4-Gänge Menü am Abend möglich.

Infos dazu auf der Website des B&B Bij ons op Zolder.

Schönes Ambiente und ein sehr leckeres Menü im B&B

Hinweis: Bei der Recherche zu diesem Artikel wurden wir unterstützt von Marketing Oost, Stichting Bureau Toerisme, Das andere Holland.

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