Grün! Viel Grün und das in den unterschiedlichsten Schattierungen. Große Bäume stehen dicht an dicht am Ufer links und rechts, das Wasser dazwischen ist spiegelglatt. Im Schatten der Bäume ist das Wasser beinahe schwarz, in der Mitte leuchtet es hellblau, wie der Himmel mit seinen weißen Schäfchenwolken über uns.
Schnell verstehe ich, warum die Holländer so gerne ihren Urlaub hier in Frankreich verbringen. Jegliche Hektik ist weit weg, nur entspannte Ruhe und wunderschöne Natur gibt es um uns herum auf unserer Hausboot-Tour auf der Saône.
Mein Lieblingsplatz ist ganz vorne am Bug unseres Bootes. Hier hört man den Motor nur noch leise schnurren und die Vögel übernehmen vieltönig die musikalische Untermalung. Es zwitschert in allen Tonlagen und ich ertappe mich, wie ich im dichten Grün nach bunten Papageien Ausschau halte. Auch ein paar Affen, die sich durch die Bäume schwingen, oder ein Alligator, der sich auf einem Baumstamm sonnt, würden perfekt in die Szenerie passen.
Stattdessen stehen silbergraue Reiher stocksteif am Ufer und halten Ausschau nach ihrer nächsten Fisch-Mahlzeit. Und keine Alligatoren, sondern weiße Schwäne schwimmen neben unserem Boot her. Wir sind nicht auf dem Amazonas unterwegs, sondern tuckern gemütlich mit einem Hausboot durch die Region Franche-Comté, im Osten Frankreichs gleich neben der Schweiz.
Dennoch ist die Natur so üppig und die Sonne so heiß, dass ich mich wie in den Tropen fühle. Der Eisvogel mit seinen leuchtend blauen Federn, der plötzlich vor dem Boot auffliegt, verstärkt diesen Eindruck noch um einiges. Natürlich ist er viel zu schnell, um auch nur die Kamera hochzubekommen.
Wir sind dagegen ganz gemächlich unterwegs. In den grünen „Sackgassen“ sind zum Schutz des Ufers nur 6 km/h erlaubt. Durchfahrtsverkehr gibt es hier nicht, die natürlichen Seitenarme sind nur von einer Seite für Motorboote zugänglich. Man sollte trotzdem nicht einfach daran vorbeifahren, denn diese Strecken sind nicht nur wunderschön, sondern der einzige Anfahrtsweg zu den Dörfern Ray-sur-Saône, Soing oder Traves.
Auch wenn im Touristenprospekt von „pulsierendem Leben“ die Sprache ist, entdecken wir eher Beschaulichkeit in den Dörfern. Leben ist nur in Form von klappernden Tellern aus den geöffneten Fenstern wahrnehmbar, kaum ein Mensch ist auf den Straßen unterwegs. Das kann natürlich auch an unserer mittäglichen Besuchszeit liegen, Franzosen lieben bekanntlich ein ausgebreitetes Mittagessen und die anschließende Ruhepause.
Darauf, dass man sich dort mit Lebensmitteln eindecken kann, sollte man sich übrigens nicht verlassen, nur ab und an ist ein Bäcker zu finden, von einem Supermarkt will ich gar nicht anfangen. Eine typisch französische Bar für einen Café au Lait, einen Pastis oder auch ein Mittagsmenü gibt es aber beinahe überall.
Charme haben die Dörfer alle zu bieten. Besonders hübsch finde ich Ray-sur-Saône, dessen imposantes Schloss auf dem Berg schon von Weitem sichtbar ist. Häuser, gemauert aus hellem Sandstein, mit den typischen französischen Fensterläden säumen den Weg nach oben. Vor den Häusern wächst blauer Lavendel und rote Kletterrosen ranken an den Mauern.
Das Schloss ist heute in privater Hand, aber der wunderschöne englische Park mit riesigen alten Bäumen ist öffentlich zugänglich und von dort kann man auch das Schloss gut sehen. In seiner heutigen Form wurde es zum Großteil im 17. Jahrhundert gebaut. Von der ursprünglichen mittelalterlichen Burg, die im 12. Jahrhundert gebaut wurde, sind nur noch zwei Türme übrig.
Auch die Aussicht von dort oben ist wunderschön. Unter uns sehen wir das Wasser der Saône glitzern und eines der weißen Boote dort ist Unsriges. Zumindest für die Tage, in denen wir zwischen Gray und Scey-sur-Saône herumschippern.
Die Altstadt von Gray sollte man übrigens auch nicht verpassen. Die LeBoat-Basis in diesem Städtchen ist der Start- und Endpunkt unserer Hausboot-Tour und bei unserer Ankunft schien mir der Ort nicht sehr einladend. Aber nur ein paar Minuten zu Fuß in den Ort und schon zeigt Gray ein ganz anderes Gesicht.
Ein Rathaus und eine Basilika aus dem 16. Jahrhundert, in die man unbedingt auch einen Blick hineinwerfen sollte. Ein Schloss, das jetzt ein Museum beherbergt und nicht zuletzt kleine Straßencafés für ein Eis oder ein kühles Bier. Samstags gibt es einen kleinen Markt direkt neben der Marina mit Spezialitäten aus der Region.
Zurück auf dem Boot genießen wir noch den Ausblick auf die steinerne Brücke über die Saône. Viel zu schnell sind die Tage vorbei gegangen. Ich fühle mich so wohl auf „unserem“ Hausboot, ich könnte Monate darauf verbringen. Au revoir Franche-Comté, Nach Holland kommt wieder!
PS: Ihr wundert euch, warum ich so wenig über das Hausboot-Fahren selbst schreibe? Keine Angst, kommt noch – ganz ausführlich. (Inzwischen ist der Artikel online und hier zu lesen: Entspannt reisen mit einem Hausboot.)
Das Nach-Holland-Team, Herr O. und ich, war übrigens nicht allein auf Hausboot-Tour. Mit dabei waren Monika und Petar von TravelWorldOnline, die die Tour vorbildlich organisiert haben, Angelika von Wiederunterwegs und Christina von City Sea Country.
Ihre Artikel zu unserer Tour findet ihr hier:
- Vom Schippern und Schleusen - Hausboot fahren in Frankreich von Wiederunterwegs
- 20 (ganz) ernst gemeinte Tipps für´s Hausboot Fahren von Wiederunterwegs
- Per Hausboot auf der Saône in der Franche Comté von TravelWorldOnline
- Hausboot mieten in Frankreich – Das solltest du wissen von City Sea Country
- Mit dem Hausboot unterwegs – entschleunigt reisen entlang der Saône von City Sea Country
- Drei Dörfer der Saône in der Franche Comté von TravelWorldOnline
- Die Saône in der Franche Comté - der Fluss der Schwäne von TravelWorldOnline
Und dann gibt es das Ganze noch als Video von TravelWorldOnline bei YouTube unter dem Link: https://youtu.be/wspA9PjPEb4 - Viel Spaß!
Hinweis: Diese Reise wurde unterstützt von LeBoat und Tourisme Franche Comté. Vielen Dank!
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