Sie fallen nicht sofort ins Auge, aber immer wieder tauchen sie auf. Goldene Sterne in den Straßen und auf Häuserwänden. Eine Anspielung auf den goldenen Oktober sind sie nicht, obwohl der sich heute wirklich von seiner besten Seite zeigt.
Die Stadt feiert Kultur, erfahre ich kurze Zeit später. Und ja, auf diesem Gebiet hat sie beileibe einiges zu bieten. Nicht nur im Goldenen Zeitalter zog Haarlem die Besucher magisch an, auch in heutiger Zeit ist dieses Städtchen in der Nähe von Amsterdam äußerst beliebt.
Nah am Wasser
Die Lage der Stadt könnte nicht besser sein. Bei klarer Sicht kann man vom Turm der St. Bavo-Kirche auf der einen Seite die Hauptstadt Amsterdam und auf der anderen Seite die Nordsee zumindest erahnen. Der Fluss Spaarne fließt mitten durch die Stadt. Heute beliebt bei Rundfahrtbooten und Freizeitkapitänen, früher ein wichtiger Grund für den Reichtum von Haarlem.
Ohne Zoll zu zahlen durften die zahlreichen Handelsschiffe, die hier entlang schipperten, nicht passieren. Und das Bier, das aus dem Wasser des Flusses gebraut wurde, war weithin ein beliebtes und äußerst begehrtes Getränk. Im 16. Jahrhundert gab es unzählige Bierbrauereien in der Stadt, heute im Grunde nur noch eine.
Einen Besuch dort habe ich noch auf meiner To-do-Liste stehen. Denn die Jopen-Brauerei ist in einer Kirche untergebracht, das muss ich mir demnächst unbedingt mal anschauen. Dieses Mal klappt es leider nicht. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken in der Stadt, da reichen meine zwei Tage nicht für alles.
Sightseeing und Shopping
Ein perfekter Ausgangspunkt für meine Sightseeingtour durch Haarlem - der große Marktplatz. Hier fällt natürlich die große gotische Kirche ins Auge, die dem St. Bavo geweiht ist. Der St. Bavo ist in Deutschland ein eher unbekannter Heiliger, er wird hauptsächlich in den Niederlanden und in Flandern verehrt.
Nicht der einzige flämische Einfluss in der Stadt, wie ich von unserer Stadtführerin erfahre. Der aus Flandern stammende Stadtarchitekt Lieven de Key hat rund 1600 für ein Stadtbild gesorgt, dass noch heute die Innenstadt von Haarlem prägt. Reich verzierte Fassaden aus Natur- und Backstein mit teilweise reichlich verzierten Treppengiebeln verleihen dem Marktplatz sein historisches Flair. Ein Altstadt-Ambiente, das Einheimische und Touristen lieben und einfach eine perfekte Kulisse ist für die vielen Straßencafés hier auf dem Platz.
In den Straßen und Gassen ringsum sind die Dimensionen etwas kleiner, aber die Häuser nicht weniger historisch. So ungefähr die ganze Innenstadt steht unter Denkmalschutz mit sehenswerten Häusern an jeder Ecke.
Die meisten Leute, die in den Gassen unterwegs sind, interessieren sich aber weniger für die historischen Fassaden, sondern eher für den Inhalt der Schaufenster. Denn Haarlem ist auch eine sehr beliebte Shopping-Stadt mit wunderbaren kleinen und besonderen Geschäften. Was in Amsterdam die „9 Straatjes“ mit ihren Boutiquen und schnuckeligen Läden, sind hier in Haarlem die „7 Gouden Straatjes“. Viel Zeit bleibt mir nicht, um das Angebot zu erkunden, aber schon der erste Blick ist sehr vielversprechend und damit noch ein weiterer Grund für einen nächsten Haarlem-Besuch gefunden.
Für heute wird der Konsum etwas hinten angestellt und stattdessen widme ich mich der Kultur in der Stadt. In diesem Herbst, in dem Haarlem die Kultur feiert, ziert sich die Stadt nicht nur mit goldenen Sternen, sondern auch mit zwei spektakulären Ausstellungen.
Da Vinci im Teylers Museum
Wohl jeder hat den Namen Leonardo da Vinci schon einmal gehört. Dass einige seiner Original-Zeichnungen jetzt im Teylers Museum zu sehen sind, ist dementsprechend spektakulär. Die Ausstellung widmet sich hauptsächlich den Gesichtern, die da Vinci mit viel Emotionen und Mimik darstellt. Etwas was zu seiner Zeit absolutes Neuland war und sich eigentlich auch nicht gehörte.
Die ausgestellten Zeichnungen sind sehr detailliert, aber häufig auch sehr klein. Da muss man schon nah ran, um alles genau zu erkennen. Also eure Lesebrille, falls ihr eine solche braucht, solltet ihr bei eurem Besuch nicht vergessen. Damit auch jeder nah rankommt, schränkt das Museum die erlaubte Besucherzahl auch entsprechend ein und vergibt nur Tickets mit Zeitvorgabe.
Nach dem Besuch der da Vinci Ausstellung hat man aber noch alle Zeit sich den Rest des Museums anzuschauen. Und die braucht man auch. Was für eine spannende Sammlung an unterschiedlichsten Stücken. Das Teylers Museum widmet sich nämlich nicht nur der Kunst, sondern auch der Wissenschaft. Und so entdecke ich Teleskope und wissenschaftliche Apparate aus vergangener Zeit, unzählige Mineralien und sogar die Spitze des Mont Blancs, die ein gewisser Horace-Benedict de Saussure 1787 schlichtweg abgehackt hat.
Als reicher Seidenhändler und Bankier hatte Pieter Teyler, der Gründer und Namensgeber des Museums, genug Vermögen, um Ende des 18. Jahrhunderts ein gewaltiges Gebäude für seine Sammlung bauen zu lassen. Und nicht nur auf mich macht es heute noch enormen Eindruck mit seinem ovalen Saal und den feinen Details überall.
Frans Hals und die Moderne
Das Frans Hals Museum, in dem die zweite besondere Ausstellung in Haarlem zu sehen ist, muss sich mit einem etwas bescheideneren Unterkommen begnügen. Zumindest von außen macht das Gebäude, das im Goldenen Zeitalter als Unterkommen für alte Männer und später als Waisenhaus diente, einen etwas schlichteren Eindruck. Prächtige und fein restaurierte Räume gibt es im Inneren dennoch zu entdecken.
Mit „Frans Hals und die Moderne“, lockt das Museum bis zum Februar die Besucher. Und enttäuscht werden sie nach dem Besuch sicher nicht sein. Jetzt ist der Maler Frans Hals in Deutschland nicht ganz so bekannt, wie in Holland. Aber in der Ausstellung kann man auf wunderbare Weise entdecken, wie groß sein Einfluss auf die „modernen“ Maler Edouard Manet, Max Liebermann oder auch Vincent van Gogh war. Sie pilgerten im 19. Jahrhundert regelrecht nach Haarlem, um die bereits beinahe 200 Jahre alten Gemälde von Frans Hals zu studieren und zu kopieren. Eine wirklich spannende und schöne Zusammenstellung, die manches Aha-Erlebnis bei mir hervorruft.
Kulinarische Ausblicke
Nach so viel Kultur und Kunst darf die Kulinarik natürlich nicht fehlen. Und da nehme ich euch mit über die Dächer von Haarlem. Nicht nur eine perfekte Aussicht, sondern auch ein wunderbares Ambiente und das an einem sehr ungewöhnlichen Ort. Ohne ortskundige Führung hätte ich De Dakkas auf keinen Fall gefunden, denn das Restaurant befindet sich auf dem Dach eines Parkhauses.
Selbst das Treppenhaus und der Aufzug lassen noch an kein Restaurant glauben. Aber kaum hat man die Tür zum Dach geöffnet, traut man seinen Augen nicht. Ein Glashaus mit toller Terrasse und Aussicht auf den Sonnenuntergang über den Dächern von Haarlem. Wow! Ein Geheimtipp, der zumindest unter den Haarlemern schon wenige Monate nach der Eröffnung keiner mehr ist.
Die Lokalität meines zweiten Restaurant-Tipps ist vielleicht nicht so spektakulär, aber die Einrichtung im Vooges Centraal ist topp, das Personal etwas professioneller und das Essen noch etwas besser. Und die Lage an der Rückseite des Bahnhofs ist perfekt für eine Stärkung gleich bei der Ankunft oder nach einem ereignisreichen Tag im goldenen Haarlem.
Reiseinfos
Die Stadt Haarlem liegt zwischen Amsterdam und Zandvoort und ist von beiden Orten prima mit dem Zug zu erreichen. Mit dem Auto ist Haarlem natürlich auch erreichbar, eine Tageskarte in einem der Parkhäuser im Zentrum kostet 25,- Euro.
Sehenswertes in Haarlem
St.Bavo-Kirche
Grote Markt 22, Haarlem
Besichtigungen: Montag bis Samstag 10 – 17 Uhr, Eintritt: € 2,50 (Kinder € 1,25)
Frans Hals Museum
Groot Heiligland 62, Haarlem
Ausstellung Frans Hals und die Moderne bis zum 24. Februar 2019
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 bis 18 Uhr
Eintritt inkl. Zuschlag Ausstellung: € 23,- (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren gratis). Mit Museumcard, I Amsterdam Card oder Holland Pass € 8,-.
Teyler Museum
Spaarne 16, Haarlem
Ausstellung Leonardo da Vinci bis 6. Januar 2019
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 bis 18 Uhr
Eintritt inkl. Zuschlag Ausstellung: € 21,50 (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren gratis). Mit Museumcard, I Amsterdam Card € 8,-.
Essen und Schlafen in Haarlem
Restaurant De Dakkas
De Witstraat 1A, Haarlem, auf dem Dach des Parkhauses De Kamp
Geöffnet Dienstag bis Sonntag ab 9 Uhr
Restaurant Vooges Centraal
Kennemerplein 6, Haarlem, an der hinteren Seite des Hauptbahnhofs
Geöffnet täglich ab 8 Uhr
Amrath Grand Hotel Frans Hals
Geschlafen habe ich in diesem sehr zentral gelegenen 4-Sterne-Hotel, das ich durchaus empfehlen kann. Ein Doppelzimmer ohne Frühstück könnt ihr für rund 100,- Euro auch über booking.com buchen.
Hinweis: Haarlem besuchte ich im Zuge einer Pressereise, auf Einladung des Niederländischen Büros für Tourismus und Convention NBTC.
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