„Burg im feuchten Gebiet“, soll die ursprüngliche Bedeutung des Stadtnamens Doesburg gewesen sein, übrigens wie beim namentlichen Pendant der deutschen Stadt Duisburg. Obwohl die Stadt immer noch am Fluss IJssel liegt, holen sich die Bewohner nur noch selten nasse Füße. Seit 1237 besitzt Doesburg die Stadtrechte und als wichtige Hanse- und Festungsstadt, lernte sie schnell das Wasser aus der Stadt zu bannen und den Fluss als wichtigen Handelsweg zu nutzen.

Als Handelsmetropole kann man das heutige Doesburg nicht mehr bezeichnen. Die Stadt ist zwar im ganzen Land bekannt für ihren Senf, aber mehr fällt vermutlich nicht einmal den Niederländern ein, wenn sie den Städtenamen hören. Beschaulichkeit ist eingezogen in das Städtchen in Gelderland. Eine Gemütlichkeit, gespickt mit gebauten Zeugnissen einer reichen Vergangenheit als Hansestadt, die ihr euch unbedingt mal ansehen solltet.

doesburg

Es ist noch relativ früh am Tag, als wir uns mit Maria Leensen zu unserem Stadtspaziergang treffen. Zumindest zu früh, um gleich im imposanten Stadsbierhuys De Waag einzukehren. Einen wunderschönen Treppengiebel in Backsteingotik ziert die älteste Kneipe der Niederlande. Schon im Jahr 1478 wurden hier nicht nur die Waren gewogen, sondern auch gleich Bier an die Händler ausgeschenkt. Auffallend sind auch die rot-weißen Fensterläden, die die Fenster in den seltenen Korbbogennischen schmücken. Es sind die übrigens die Farben von Kasteel Huis Bergh, von dem ich euch schon berichtet habe.

Es gab aber nicht nur ein Stadtbierhaus, sondern gegenüber auch ein Stadtweinhaus in Doesburg. Der Magistrat empfing dort zu den Zeiten der Hanse seine Gäste auf einen Krug Wein oder auch zwei. Rotwein wurde damals bevorzugt getrunken, nicht nur vom Rhein, sondern auch aus dem südeuropäischen Ausland. Mit dem Rückgang des Handels verlor auch das Weinhaus seine Funktion und im 17. Jahrhundert wurde es ins angebaute Schöffenhaus und damit ins heutige Stadthaus integriert.

Noch viele spannende Geschichten erzählt uns Maria Leensen. Von einstürzenden Kirchtürmen, plündernden Franzosen und leichten Mädchen, die zur Strafe in hölzerne Drehkäfige gesperrt wurden. Gemäuer aus vergangenen Jahrhunderten, begrünte Höfe und schicke Kaufmannshäuser begegnen uns auf unserem Rundgang durch die Stadt. „Lebendiges Erbe einer reichen Vergangenheit“, steht auf der ausgedruckten Beschreibung des Stadtrundgangs, die man im Touristenbüro für wenig Geld kaufen kann, und treffender kann man es eigentlich nicht umschreiben.

Stadsbierhuys De Waag in DoesburgStadsbierhuys De Waag in Doesburg

Gasse in DoesburgGasse in Doesburg

Kirche in der Hansestadt DoesburgKirche in der Hansestadt Doesburg

Lebendiges Erbe finden wir auch im Mosterdmuseum, also dem Senfmuseum von Doesburg. Historische Gerätschaften, ein Sammelsurium an Utensilien und Senftöpfe aus aller Welt empfangen uns dort. Das Museum gehört zur Senf- und Essigfabrik, der einzig übrig gebliebenen von sechs Senffabriken, die es ursprünglich in Doesburg gab.

Die Fabrik ist klein und auch das Museum besteht nur aus ein paar wenigen Räumen. Der Besitzer Rokus van Blokland ist deswegen aber nicht weniger enthusiastisch bei der Sache. Er legt gleich Hand an und zeigt uns, wie einfach Senf herzustellen ist. Gelber und brauner Senfsamen, der 24 Stunden in Essig eingeweicht wurde, mischen – malen – fertig!

Die Feinheiten im Rezept für seinen Doesburgse Mosterd verrät er uns natürlich nicht. Das richtige Mischungsverhältnis von den gelben zu den scharfen braunen Samen, das seinen Senf so lecker scharf macht, bleibt sein Geheimnis. Auf alle Fälle muss gleich mal ein großes Glas eingekauft werden. Vielleicht bleibt dann noch was übrig, um zu Hause das mitgelieferte Rezept für die Senfsuppe auszuprobieren.

Mosterdmuseum in DoesburgHistorisches im Senfmuseum

Senfzubereitung im Senfmuseum in DoesburgDie Senfzubereitung ganz anschaulich

doesburg senfmuseum kasse

 

Reiseinfos für Doesburg

Doesburg (ausgesprochen Dusburg) liegt in der Provinz Gelderland, zwischen Arnhem und Zutphen und nur ungefähr 25 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Außer dem Stadsbierhuys De Waag in dem man auch essen kann, gibt es noch einige Restaurants, Cafés und Kneipen in der Stadt. Wir haben im chinesischen Restaurant Xiang Man bzw. De Zwaan (Meipoortstraat 54) sehr lecker zu Mittag gegessen. Wer ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, ist dort hervorragend aufgehoben.

 

Touristenbüro VVV Doesburg, Gasthuisstraat 13, Doesburg
April – Oktober: geöffnet von Montag bis Freitag: 10 – 17 Uhr, Samstag 10 – 16 Uhr
November – März: geöffnet von Montag: 13 – 16 Uhr, Dienstag bis Samstag 11 – 16 Uhr

Dort ist eine ausführliche Beschreibung des Stadtspaziergangs erhältlich. Es sind 12 DIN A4 Seiten auf Deutsch, mit einer ausführlichen Beschreibung des Weges und der vielen sehenswerten Gebäude unterwegs.

 

Mosterdmuseum, Boekholtstraat 22 – 26, Doesburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 – 17 Uhr, Samstag 11 – 16 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 3,- Euro, Kinder 4 bis 12 Jahre 1,50 Euro

 

Zum Thema Hansestädte gibt es im Nach-Holland-Blog auch:

 

Hinweis: Der Besuch von Doesburg war Teil einer Recherchereise, die vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention, der Stichting Achterhoek Toerisme und Euregio unterstützt wurde.

 doesburg cafe

doesburg laden

Kunstwerk am Fluß in Doesburg

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