Bekannt und beliebt ist die Veluwe vor allem wegen seines großen Waldbestands. Es ist immerhin das größte zusammenhängende Waldgebiet der Niederlande. Eine Runde durch den Wald ist dann auch ein absolutes Muss während unseres Besuchs.
Aber wir wollen heute nicht nur Natur, sondern auch noch etwas Kultur entdecken. Kasteel De Cannenburch, ein Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert, macht schon von außen einen tollen Eindruck. Mal schauen, was uns im Innern erwartet.
Es ist nur ein kurzes Stück mit dem Fahrrad bis zum Schloss. Gute 15 Minuten und schon sind wir da. Wir verbringen nämlich einige Tage auf dem Campingplatz DeWildhoeve, der nur 5 km entfernt liegt.
Aber davon habe ich euch ja bereits erzählt.
Ein Schloss für den Feldherrn
Seinen Ursprung hat Kasteel Cannenburch im Mittelalter. In Dokumenten aus dem Jahr 1365 wurde es erstmalig erwähnt. Viel weiß man nicht aus dieser Periode, vermutlich war es eine Burg wie viele andere. Nur einige Kellergewölbe sind davon übrig geblieben. Das Schloss, das wir heute zu sehen bekommen, entstand erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Im Jahr 1543 kaufte Maarten van Rossum die damals wohl schon verfallene Burg und begann mit dem Bau des Schlosses. Er war ein berühmt berüchtigter Heerführer, der nicht gerade zimperlich vorging. Plündern und Brandschatzen gehörten mit zum Handwerk, was einen gewissen Reichtum mit sich brachte.
Auch wenn Maarten van Rossum die Fertigstellung nicht mehr erlebte, er starb 1555 wohl an Pest oder Typhus, sitzt er noch heute in seiner Rüstung vor dem Schloss. Vermutlich wäre er sehr stolz auf seinen Besitz, denn Cannenburch macht wirklich was her. Vor allem die Ansicht über die Wasserflächen, die das Schloss ringsum umgeben, gefällt mir besonders gut.
Frauenpower
Wir drehen dann auch erst einmal eine Runde über das Gelände, bevor wir im Nebengebäude mit unserer Besichtigung beginnen. Früher waren die Angestellten darin untergebracht, heute bekommen wir dort unsere Eintrittskarte ausgehändigt. Auch einen Einführungsfilm gibt es zu sehen sowie eine Ausstellung zum Alltag auf solch einem herrschaftlichen Anwesen.
Die Schlossherren selbst waren eher selten anwesend, erfahren wir. Sie standen im militärischen Dienst und waren ständig unterwegs. Die Geschicke im Schloss und dem dazugehörigen Landgut leitete die jeweilige Schlossherrin zusammen mit den Bediensteten. Aber nicht nur das, die Frau brachte zu dieser Zeit für gewöhnlich auch das Geld mit in die Ehe und machte das Schlossleben überhaupt erst möglich.
In herrschaftlichen Gemächern
Einen Einblick in das herrschaftliche Leben bekommen wir im eigentlichen Schloss. Früher konnte man den Eingang mit einer Zugbrücke erreichen, die inzwischen jedoch durch eine gemauerte Bogenbrücke ersetzt wurde.
Über drei Stockwerke sind die Räumlichkeiten verteilt, die wir besichtigen können. Repräsentative Räume für die Gäste ebenso wie private Schlafgemächer oder auch die Küche. Gemälde, historische Möbel und Einrichtungsgegenstände sowie eine große Sammlung an Porzellan können wir bewundern.
Eine Führung braucht es dafür nicht. Wir können ganz eigenständig der Route folgen. Wissenswertes erfahren wir über Infotafeln und mithilfe einer Audio-Tour, die es übrigens auch auf Deutsch gibt.
Unter dem Dach entdecken wir noch eine nette Besonderheit. Mithilfe einer 3-D-Projektion wird eine kleine Liebesgeschichte erzählt, wobei die Darsteller auf wundersame Weise aus Gemälden treten. Es ist richtig toll gemacht, ich bin wahrlich begeistert.
Einkehr im Kutschhaus
Zum Abschluss unseres Schlossbesuchs werfen wir noch einen Blick in den Garten des Schlosses. Hier blühen nicht nur Blumen, es wachsen dort auch Gemüse und Kräuter. Während der Ernte-Saison werden diese dann nebenan im Restaurant zu leckeren Gerichten verwandelt.
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, dort einzukehren. Bij Maarten in ’t Koetshuis nennt sich die Lokalität und im ehemaligen Kutschenhaus des Schlosses ist es dann folgerichtig auch untergebracht. Und ich kann euch sagen, es ist dort nicht nur sehr gemütlich eingerichtet, das Essen schmeckt auch ausgezeichnet.
Unterwegs im königlichen Wald
Gestärkt schwingen wir uns wieder auf die Räder und machen uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Mit den Aktivitäten ist es aber heute noch nicht vorbei, wir wollen noch eine Radtour durch den Wald unternehmen. Jedoch geht es nicht allein auf Tour, wir nehmen uns professionelle Unterstützung mit. Wir sind mit Naturführer Jan Niebeek verabredet und schon mächtig gespannt, was uns im Wald so erwartet.
Dass wir am Nachmittag viel Wild sehen werden, ist eher unwahrscheinlich. Dafür müssten wir schon früh am Morgen oder auch später am Abend unterwegs sein. Wild gäbe es jedoch wahrlich genug hier im Wald. Wir sind schließlich in der Kroondomein, dem königlichen Jagdgebiet unterwegs.
Es ist dann auch ein sehr besonderes Gebiet, durch das wir mit Jan radeln. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche und somit die schönsten Wege und Ecken, die wir ohne ihn wohl kaum gefunden hätten.
Wir radeln durch Stücke mit dichtem Nadelwald, wo es herrlich nach Pilzen riecht. Dann wieder leuchtet die Sonne durch das grüne Blätterdach mächtiger Buchen. Dazwischen weite, offene Heideflächen, auf denen zahlreiche frisch geschorene Schafe weiden.
Wilde Begegnungen
Jan zeigt uns Spuren von Rehen und die Suhlen der Wildschweine. Von einem Häufchen schwarzer Haare ist er besonders angetan. Eindeutig die Reste einer Wolfslosung, erklärt er uns. Der Wolf hatte wohl Wildschwein zum Abendessen.
Gesehen habe er auch schon einen, erfahren wir von ihm. Das ist aber ein großer Glücksfall. Das Gebiet hier ist groß und die Wölfe sehr scheu. Im Nationalpark De Hoge Veluwe, wo sehr viele Leute unterwegs sind und sich die Wölfe bereits an die Anwesenheit von Menschen gewöhnen, sieht das schon anders aus. Sichtungen finden dort inzwischen häufiger statt.
Ganz ohne Tier-Sichtung geht aber auch unser Nachmittag im Wald nicht zu Ende. Der junge Fuchs ist ziemlich schnell, als er vorbeihuscht. Die Wildschweine im Unterholz lassen sich dann schon etwas mehr Zeit. Für ein Foto reicht es leider nicht. Aber zumindest einen guten Blick aus sicherer Entfernung können wir auf das Tier erhaschen.
Reiseinfos
Die Veluwe ist ein ca. 1000 km² großes, sehr waldreiches Gebiet in der Provinz Gelderland, nördlich von Arnhem. Die beiden Nationalparks Veluwezoom und De Hoge Veluwe sowie das Landgut Kroondomein Het Loo sind Teile der Veluwe.
Teile des Waldes der Kroondomein Het Loo sind während der Jagdsaison von Mitte September bis Ende Dezember nicht zugänglich.
Führungen mit Naturführer Jan Niebeek können über den Campingplatz De Wildhoeve sowie den VVV in Epe oder Nunspeet gebucht werden.
Weitere Informationen zur Veluwe und was es dort alles zu tun gibt bekommt ihr auf der Website von Visit Veluwe.
Bij Maarten in ’t Koetshuis
Maarten van Rossemplein 2, Vaassen
- Geöffnet Mittwoch bis Sonntag ab 10 Uhr
- Küche schließt um 20 Uhr
Kasteel Cannenburch
Maarten van Rossumplein 4, Vaassen
- Öffnungszeiten: April bis Oktober von Dienstag bis Sonntag 11 – 16 Uhr. Von November bis Januar meist an den Wochenenden und in den Herbstferien.
- Eintritt: Erwachsene € 12,-, Kinder (4 – 18 Jahre) € 5,-
- freier Eintritt mit der Museumjaarkaart
- Audio-Tour: € 1,-
- Der Schlosspark ist tagsüber geöffnet und gratis zugänglich.
Wenn ihr von Schlössern noch nicht genug habt, lohnt sich auf alle Fälle auch ein Besuch im Paleis Het Loo im 15 km entfernten Apeldoorn. Das ehemalige Königsschloss wurde nach langjähriger Renovierung im Frühjahr 2022 wieder eröffnet. Mein Besuch dort war bereits 2015, der Blog-Artikel Königliches im Paleis Het Loo gewährt euch schon mal einen kleinen Einblick.
Hinweis: Die Veluwe besuchten wir mit Unterstützung von Das andere Holland und Visit Veluwe.
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