Vermutlich annähernd 100% der Deutschen kennen Gouda und wahrscheinlich denken 98% dabei erst einmal an Käse. Die restlichen 2% waren schon mal in diesem netten Städtchen Gouda in Süd-Holland, das dem Käse seinen Namen gab. Wahrscheinlich an einem Donnerstagmorgen im Sommer, denn dann findet dort der traditionelle Kaasmarkt, also der Käsemarkt statt.
Das Spektakel ist nicht ganz so spektakulär wie auf dem großen Käsemarkt in Alkmaar. Dafür darf man ganz dicht ran an den Käse und auf Tuchfühlung mit Frau Antje, die es gleich zweimal gibt. Die Antjes posieren nicht nur gerne mit allen Touristen, sondern verteilen auch noch Kostproben des leckeren Goudas.
Es ist zwar August, aber der Himmel verwöhnt die Besucher nicht mit den typischen Hollandse luchten, also strahlendem Blau mit schönen weißen Stapelwolken. Heute gibt es Grautöne mit leichtem Regen vermischt. Dem Publikum scheint das die Laune nicht zu verderben. Es ist gezellig druk in Gouda. Man hört viel Deutsch, aber auch Sprachbrocken in Spanisch, Italienisch, Französisch und Hebräisch schwirren durch die Luft.
Auf dem Marktplatz, zwischen dem alten Rathaus und De Waag, stapelt sich goldgelber Goudse Kaas. Die Käseräder, die mindestens 15 kg wiegen, werden hier schon seit Jahrhunderten verhandelt. Mit Pferdekarren liefern die Bauern der Umgebung den Käse an, bevor er auf der großen Waage in De Waag, einem Gebäude aus dem Jahr 1668, gewogen wird. Nach der Qualitätsprüfung wird der Preis des Käses auf dem Markt per Handschlag verhandelt.
Aber auch in Gouda ist die Zeit nicht stehen geblieben. Inzwischen sind die Verhandlungen auf dem Käsemarkt nur noch eine schöne Touristenattraktion. Die Händler in traditioneller Kleidung sind meist Rentner und arbeiten ehrenamtlich auf ihrem Kaasmarkt. Und Frau Antje ist im normalen Leben Studentin.
Der Käse ist aber echt. Gemacht wird der Goudse Kaas oder Gouda, wie er in Deutschland heißt, aber nicht nur in der Umgebung der Stadt Gouda. Große Käsefabriken haben den traditionellen Käsebauern größtenteils abgelöst und die Käseindustrie ist im ganzen Land verteilt. Sogar im Ausland wird Gouda hergestellt, der Name Gouda für Käse ist nämlich nicht geschützt. Den Touristen, die an den Marktständen ringsum Käse kaufen, ist das egal. Hauptsache er schmeckt.
Aber es gibt nicht nur Käse, auch die leckere Goudse Stroopwafel, die auf dem Markt frisch gebacken wird, darf nicht fehlen. Überhaupt verhungern muss man nicht. Poffertjes (kleine Minipfannkuchen) oder Oliebollen (in Fett gebackene Teigbällchen), aber auch deftigeres, wie Hollandse Nieuwe (eingelegter Hering) oder Kibbeling (frittierte Fischfiletstückchen) finden reißenden Absatz. Dazu gibt es Souvenirs, richtige Klompen, wie die Holzschuhe in Holland heißen, Tulpenzwiebeln und frische Schnittblumen. Einfach alles, was das Touristenherz begehrt.
Nach einer kleinen Stärkung in einem der Cafés, die den Marktplatz umgeben, sollte man sich dann noch unbedingt das schöne Städtchen Gouda ansehen. Aber dazu ein andermal mehr.
Eine Übersicht der Käsemärkte mit vielen praktischen Infos zu den verschiedenen Märkten ist in der Rubrik Käsemarkt in Holland zu finden.
Wenn ihr wissen wollt, wo und wir der Käse in Gouda gemacht wird, dann kann ich euch diesen Artikel empfehlen: Von Kühen, Käse und anderen Leckereien – Ein Wochenende in Gouda
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