Mich interessiert, was den Deutschen beim Leben in Holland gefällt und was nicht so schön ist oder nach der Auswanderung schwierig war.

Hallo,
eigentlich eine schwierige Frage, denn es ist natürlich für jeden anders. Auch abhängig davon, woher man in Deutschland kommt, denn die Unterschiede innerhalb Deutschlands sind sehr groß.
Was mir auch aufgefallen ist, dass es sich im Laufe der Zeit ändert.

Am Anfang ist alles rosarot und toll. Dann kommt die Zeit, wo man sich fragt, was man eigentlich in diesem Holland will. Und dann wird es etwas ausgewogener mit schlechteren Dingen und besseren Dingen.

Die Lockerheit und Unverbindlichkeit der Niederländer kann sehr angenehm sein, aber auch manchmal richtig nerven. Und so geht es bei vielem.
Ich persönlich liebe die Möglichkeit überall und ohne Probleme mit dem Fahrrad hinzuradeln. Und die Wochenmärkte haben es mir wirklich angetan.
Mit dem Gesundheitssystem hatte ich lange Schwierigkeiten, aber inzwischen kann ich es zumindest teilweise sogar schätzen.

Was aber natürlich immer fehlt sind besondere Lebensmittel aus der Heimat. Ganz vorne dabei Brot oder auch mal eine frische Brezel

Gruß Simone

Hallo Simone,

danke für deine Gedanken und Erfahrungen. Wir waren vorher in verschiedenen Gegenden von Deutschland und sind aktuell im Münchner Raum. Ziel wäre etwas südlich von Utrecht.

Ich schätze, dass es bei uns nicht "rosarot" beginnt, da wir uns Holland nicht als Wunschziel ausgesucht haben, sondern es sich einfach als Option durch die Arbeit (für eine sehr interessante Stelle) ergibt. Das heißt nicht, dass man nicht nach Holland will, aber es ist eben eher "zufällig" Holland und hätte auch irgendwo in Deutschland oder ggf. ein anderes Land in Europa (GB, CH standen auch zur Möglichkeit) sein können.

Ich frage mich, wie man Anschluss findet? Für mich auf der Arbeit wohl eher nicht so schwer, wie auch für die Kinder in der Schule, aber für meine Frau evtl. weniger leicht (aktuell Hausfrau).

Oder wie es mit dem Wetter oder der Landschaft ist, wenn man gern in der Natur unterwegs ist und eigentlich gern das Mittelgebirge hat -- aber auch offen für anderes ist. Utrechtse Heuvelrug wird sicher etwas helfen den "Waldbedarf" zu decken

Nicht zuletzt wie hoch die Lebenshaltungskosten unterm Strich tatsächlich ausfallen, da wir von "günstiger" bis "30 % teurer" alles gehört haben.

Zuletzt, ob man dort "immer" (bis mindestens zum Rentenbeginn in ca. 20 Jahren und ggf. auch dann) bleiben will -- das wäre dann schon eigentlich der Wunsch. Also die Frage, ob es eine neue "Heimat" werden kann. Sicher ist das sehr individuell und hängt davon ab, wo / wie man landet und nicht zuletzt wie sehr man sich selbst einbringt und in Land und Sprache eintaucht. Aber auch ob / wie man als Deutscher akzeptiert wird.... Das wäre in der Schweiz vermutlich aktuell etwas problematisch und auch über die Niederlande liest man da teilweise haarstreubende Geschichten (im Buch "Niederlande - Ein Länderporträt" von Dik Linthout).

Meine Frage zielte also darauf ab, wieder ein oder mehrere Puzzlesteinchen zu bekommen, die aufzeigen, ob es für unsere Familie eine gute Idee sein könnte den doch nicht ganz kleinen Sprung ins mehr oder weniger Ungewisse zu wagen.

LG
Paul

Hallo Paul,

dass mit dem "zufällig" kenne ich, das war bei mir auch so. Aus den geplanten 2 - 3 Jahren sind inzwischen 15 geworden. Du siehst, man kann sich auch als Deutscher durchaus einleben

Probleme als Deutscher hat man (inzwischen) eigentlich nicht. Vor allem in den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zu Deutschland bzw. zu Deutschen sehr zum Positiven verändert. Zu empfindlich auf kleine Sticheleien sollte man nicht reagieren, das machen die Holländer einfach gerne.
Es wird auf alle Fälle zu einigen Unstimmigkeiten kommen, was oft mit Missverständinissen bzgl. der Sprache zusammenhängt. Auch wenn man die Sprache gut versteht, ist der "Ton" für Deutsche manchmal ungewohnt und man fühlt sich auf den Schlips getreten. Andersrum übrigens genauso. Aber man lernt ziemlich schnell dazu und die Missverständniss sind meist schnell ausgeräumt.

Richtige Freunde zu finden, kann etwas schwierig werden. Aber zu Nachbarn, über die Arbeit oder die Schule der Kinder bekommt man auf alle Fälle Kontakte und auch Anschluß. Wenn man sich in Vereinen oder ähnliches engagiert, hat man sehr gute Möglichkeiten.
Da die Kinder im Normalfall den ganzen Tag in der Schule verbringen, bestehen auch für deine Frau gute Möglichkeiten einen Job anzunehmen oder sich ehrenamtlich zu beschäftigen. Da gibt es viele Möglichkeiten.

Die Lebenshaltungskosten sehe ich in den Niederlanden etwas höher als in Deutschland. Aber da ihr aus dem Raum München kommt, sollte für euch das im Endeffekt auf das Gleiche hinauslaufen.

Jetzt zur Natur. Ich verstehe deine Bedenken, da ich selbst aus Süddeutschland komme. Auch wenn es rund um Utrecht ein paar Hügel gibt, sind die mit deutschen Mittelgebirgen nicht zu vergleichen.
Aber die Gegend rund um Utrecht ist trotz dichter Besiedlung sehr grün und die Holländer sind Meister darin attraktive Naherholungsgebiete auf kleinem Raum zu schaffen. Es gibt hervorragende Radfahrmöglichkeiten und ein Tagesausflug an Seen oder ans Meer für Wassersport o.ä. ist kein Problem.

Ich hoffe es hilft ein bisschen bei der Entscheidungsfindung.

Viele Grüße Simone

Hallo Simone,

vielen Dank für deine Antworten. Alle Infos und Gedanken helfen uns immer ein Stückchen weiter bei dem Puzzle.

Wir sind jetzt soweit, dass ich den Job annehmen werden und hoffe, dass wir in NL alles gut regeln können -- auch und gerade eine gute / passende Schule für die Kinder finden. Plan B wäre ein Wohnung an der Grenze. Das sind dann aber 100 km zur Arbeit und wäre wirklich nicht der eigentliche Wunsch.

Viele Grüße
Paul